Bauernsalat
vorstellen, daß es woanders vielleicht auch schön ist?« Alexa lächelte unbestimmt. »Abgesehen davon wohne ich nur 20 Kilometer entfernt. Nicht gerade eine Tagesfahrt«
»Jaja, du hast schon recht. Die jungen Leute müssen sehen, daß sie klarkommen. So soll es ja auch sein.«
»Tante Ursel, du kannst dir vielleicht denken, warum ich dich sprechen möchte. Es geht um Elmar Schulte-Vielhaber. Der sitzt, wie du weißt, ganz schön in der Klemme, solange die Polizei ihm nicht glaubt, daß er seinem Onkel nichts zuleide getan hat. Um ihm zu helfen, frage ich alle Personen, die am Tag des Unglücks auf dem Hof waren, nach ihren Beobachtungen. Wie Elmar mir sagte, gehörst du auch dazu?«
»Ja, das stimmt.« Ursel Sauer setzte sich wieder in Fahrtrichtung. »Aber ehrlich gesagt, kann ich mich an nichts Außergewöhnliches erinnern. Ich war gegen drei Uhr da, vielleicht ein wenig eher, um Eier zu kaufen und um Hannah die Termine für die zwei Herbstkonzerte zu bringen. Sie singt nämlich auch im Frauenchor mit. Auf jeden Fall habe ich mich nicht lange aufgehalten, weil ich in Eile war. Sonst schon mal klöne ich ja noch ein wenig mit Hannah, aber am Samstag war ich in Eile, weil ich beim Pastor noch etwas abzugeben hatte. Ich war also schon nach einigen Minuten wieder vom Hof.«
»Hast du jemanden gesehen?«
»Außer Hannah nur Franz selbst. Er stand auf der Leiter und reparierte am Dach herum.«
Das kannte Alexa schon.
»Und dir ist niemand begegnet, als du abzogest?«
»Ganz bestimmt nicht. Die Polizei hat mich das ja auch schon gefragt, aber ich bin mir ganz sicher: Ich habe niemanden gesehen.«
Alexa hatte mit keiner anderen Antwort gerechnet, trotzdem war sie ein wenig enttäuscht. Offensichtlich war ihr das anzumerken, denn Ursel Sauer reagierte sofort »Glaub mir, ich würde mir auch wünschen, daß der Elmar nichts damit zu tun hätte.«
»Folglich glaubst du, daß er durchaus etwas damit zu tun hat«
»Versteh mich nicht falsch, aber zufällig habe ich gestern mit Wiegands Gertrud gesprochen. Sie hat mir von dem Gespräch erzählt, das sie kurz vor dem Unglück mit angehört hat, und ich muß dir sagen: Ich glaube ihr. Gertrud ist keine Frau, die sich Sachen zusammen spinnt. Wenn sie sagt, sie hat die Stimmen gehört dann hat sie sie gehört. Da bin ich ganz sicher.«
»Ich glaube ihr auch!« Ursel Sauer sah Alexa erstaunt an. »Ich habe ebenfalls mit Gertrud Wiegand gesprochen und ich hatte denselben Eindruck wie du. Es war, wie sie es beschrieben hat. Aber das besagt noch lange nicht, daß es Elmar war, der seinen Onkel von der Leiter gestürzt hat. Denn mit Elmar habe ich auch gesprochen. Und auch bei ihm bin ich mir ganz sicher, daß er die Wahrheit sagt«
»Elmar ist ein guter Kerl, da sind wir uns einig«, führte Ursel an, »aber er hatte es verdammt schwer unter der Knute seines Onkels. Kannst du dir nicht vorstellen, daß er im Affekt an der Leiter geruckt hat, und schon war es passiert?«
»Ursel, ehrlich gesagt halte ich das gar nicht für unmöglich, aber ich halte es für unmöglich, daß er anschließend kaltblütig in den Stall geht und tut, als wenn nichts gewesen wäre. Ich habe mit ihm gesprochen. Er hat mir in die Augen geguckt, und er hat mir gesagt, daß er es nicht gewesen ist. Ich glaube ihm einfach.«
Ursel überlegte einen Augenblick, bevor sie auf das reagierte, was Alexa gesagt hatte.
»Ja, aber wenn es der Elmar nicht gewesen ist, wer soll es dann gewesen sein?«
Alexa streckte ihren Kopf nach hinten. Sie hatte Verspannungen im Nacken.
»Genau das versuche ich herauszufinden. Tante Ursel, du kennst hier im Dorf doch Hinz und Kunz. Hast du nicht eine Ahnung, mit wem Franz Schulte-Vielhaber Streit hatte? Im Grunde kann es jeder gewesen sein, der sich von hinten an die Scheune herangeschlichen hat Insofern müssen wir alle möglichen Motive in Betracht ziehen.« Alexa kam sich schon blöd vor, nachdem sie den Satz ausgesprochen hatte. Sie war schließlich keine Polizeibeamtin. Sie hatte nicht den leisesten Schimmer, worauf man bei solchen Ermittlungen achten mußte. Ursel schien das nicht zu stören. Sie sah Alexa ernst an.
»Wenn ich ganz ehrlich bin, kenne ich eigentlich niemanden, der Franz Schulte-Vielhaber wirklich gemocht hat«, sagte sie schließlich. Sie ruckelte an ihrer Tasche herum, vielleicht um noch einen Moment Zeit zu gewinnen. »Man soll ja nichts Schlechtes über einen Toten sagen, aber etwas Gutes fällt mir überhaupt nicht ein.«
Alexa bog in den
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