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Bauernsalat

Bauernsalat

Titel: Bauernsalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Kiefernweg ein. »Dann bleiben wir doch bei dem Schlechten. Warum war Franz so unbeliebt? Versuch das mal in Worte zu fassen!«
    »Er war schlichtweg unfreundlich. Ich kann mich nicht erinnern, ihn ein einziges Mal herzlich lachen gesehen zu haben.«
    Alexa hielt vor Ursel Sauers Haus an. Zum Glück blieb die noch ein wenig sitzen. Alexa schnallte sich ab und wandte sich ihr ganz zu.
    »War Franz Schulte-Vielhaber im Dorf engagiert? War er in irgendwelchen Vereinen?«
    »Nicht daß ich wüßte. Natürlich hat er immer viel Arbeit gehabt. Aber bei Franz kam noch etwas hinzu. Er war kein geselliger Mensch. Früher trieb es ihn manchmal am Sonntag zum Frühschoppen in die Kneipe. Dann spielte er mit ein paar Männern Karten, aber richtige Freunde hatte er wohl nicht.«
    »Trotzdem war er einmal verheiratet. Hast du seine Frau gekannt?«
    Ursel Sauer blickte immer noch nach vorne, als sei die Autofahrt noch gar nicht zu Ende. Inzwischen hatte sich die Windschutzscheibe zugeregnet. »Natürlich habe ich seine Frau gekannt«, erklärte Tante Ursel. »Die Mia hab ich gekannt, obwohl sie nicht oft rauskam. Sie ist fast erstickt an der Arbeit auf dem Hof. Eine ganz arme Frau war das.« Nach kurzer Zeit sagte Ursel es noch mal: »Eine ganz arme Frau war das.«
    Alexa spürte, daß sie eigentlich noch etwas anderes sagen wollte, etwas, das ihr nicht leicht über die Lippen kam.
    »Was meinst du damit?« bohrte sie. »Du meinst doch nicht nur die Arbeit oder?«
    »So ein Brocken er auch war«, sagte Ursel plötzlich in hartem Tonfall, »so war er doch immer hinter den Frauen her. Nicht daß er große Chancen gehabt hätte. Trotz des großen Hofes wollte ihn niemand haben, weil jede Frau ihn fürchtete, aber trotzdem: Es war für jedermann offensichtlich, daß er hinter den Frauen her war.«
    Alexa war sich sicher, daß es einer Frau in Ursels Generation nicht ganz leicht fiel, näher zu erläutern, was sie unter dem Ausdruck »hinter den Frauen her sein« verstand.
    »Und das war auch noch der Fall, als er verheiratet war?«
    »Aber sicher doch! Auf jedem Schützenfest mußte man sich in acht nehmen vor ihm. Und er war ein grober Kerl. Ich hatte regelrecht Angst vor ihm. Dem wär ich nicht gern alleine im Dunkeln begegnet«
    Alexa verstand, was sie meinte.
    »Im Alter ist er natürlich ruhiger geworden. Außerdem kannte er seine Grenzen. Seine Schwägerin, die Hannah, die hat er immer akzeptiert. Die hat er niemals angerührt, sagt man. Sonst wäre sie wahrscheinlich längst davongelaufen.«
    »Wahrscheinlich!« stimmte Alexa zu. Elmars Mutter hatte eine stille Art, aber sie konnte fest und klar ihre Interessen vertreten, da war Alexa sich sicher.
    »Manchmal ist es schon seltsam, welche Existenzen es hier auf dem Lande gibt«, meinte Alexa plötzlich. »Ein Mann, der sich an Frauen vergreift und nicht zur Räson gebracht wird, eine verängstigte Bäuerin, die all das ertragen muß. Nebenbei stirbt der Bruder vom Franz schon als junger Mann und seine Frau bleibt mit dem Sohn auf dem Hof zurück. Ganz schön verkorkst. Trotzdem habe ich das als Kind nie empfunden, wenn ich mit Elmar zusammen war.«
    Inzwischen waren schon die Scheiben von innen beschlagen. Draußen hatte sich der Regen etwas beruhigt.
    »Jetzt muß ich aber!« Ursel lächelte. »Es war schön, dich wiederzutreffen. Ich würd dich ja noch reinbitten, aber wir haben gleich ein Treffen vom Frauengesangverein. Du weißt schon, wegen des Erntedankfests am Sonntag. Wir gehen natürlich im Zug mit und müssen noch einiges vorbereiten.« Ursel Sauer hatte inzwischen ihre Tür geöffnet und war schon mit einem Bein draußen. »Vielleicht sehen wir uns ja am Sonntag. Es wäre doch schön für dich, dein altes Dorf geschmückt zu sehen.«
    »Mein altes Dorf gefällt mir auch so ganz gut. Aber wenn es irgendwie geht, komme ich gucken!«
    Ursel Sauer beugte sich noch einmal in den Wagen hinein. »Und schönen Dank fürs Mitnehmen, Mädchen. Ach, was ich dir noch sagen wollte: Wie du deiner Mutter gleichst, das soll man ja nicht glauben.«

12
    »Wie ich dir gleiche, das soll man ja nicht glauben!«
    »Alexa, das ist ja eine Überraschung! Warum hast du vorher nicht angerufen?«
    »Damit du den ganzen Nachmittag wartest?«
    »Du mußt Hunger haben. Ich selbst muß gleich weg, zum Treffen fürs Erntedankfest. Wir gehen vom Chor aus im Zug mit. Aber für den Papa hab ich gerade Abendbrot gemacht. Nur für den Fall, daß er in diesem Leben noch einmal unser Haus betritt.«
    »Wo

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