Bauernsalat
glaube wirklich, er meint es nicht so.«
14
Alexa fühlte sich gar nicht gut. Wie immer, wenn ihre Periode bevorstand. Appetitlosigkeit, Bauch- und Rückenschmerzen, außerdem brummte ihr Kopf. Trotzdem hatte sie ihren Ausflug nicht verschieben wollen. Die Ermittlungen im Zusammenhang mit Franz Schulte-Vielhabers Tod interessierten sie nicht mehr nur, um Elmar freizuboxen – der war mangels weiterer Indizien ihrer Einschätzung nach aus dem Schneider – nein, sie interessierten sie um der Sache willen. Alexa wollte einfach wissen, wer den unsympathischen Bauern von der Leiter geholt hatte. Daher auch ihr Plan, den alten Priester zu sprechen, wenn es nötig war. Es sei denn, Elmar oder Hannah konnten ihr über die Sache mit der Magd Auskunft geben. Daher war sie zunächst auf dem Weg zu Elmars Hof. Als Alexa unter der alten Bahnbrücke durchfuhr, kamen ihr die Gespräche in den Sinn, die sie zwei Tage zuvor geführt hatte. Man konnte zusammenfassend sagen, daß, von Gertrud Wiegand abgesehen, die als letzte auf den Hof gekommen war, keiner eine brauchbare Beobachtung gemacht hatte. Auch Hannes Schröder hatte sie am Abend noch auf dem Handy angerufen und ausgesagt, daß er nichts Auffälliges bemerkt habe. Elmars Onkel habe an der Dachrinne zu arbeiten gehabt, das war Hannes aufgefallen. Als er abfuhr, sei ihm außerdem noch ein Eierkunde über den Weg gelaufen – das mußte Reineke gewesen sein. An der Hauptstraße war ihm dann Gertrud Wiegand begegnet, die er sofort erkannt hatte, weil sie mit seiner Mutter im selben Kegelclub war. Frau Wiegand war mit einer anderen Frau in ein Gespräch vertieft gewesen. Mit Hilde Domscheidt, das hatte Gertrud Wiegand Alexa ja selbst erzählt. Kurz und gut: Hannes hatte lediglich Elmar den Bohrer in den Stall gebracht und war sofort wieder verschwunden.
Als Alexa Vincent später davon erzählt hatte, hatte der einen neuen Aspekt eingebracht. Was war, wenn alle nur den guten Elmar decken wollten? Wenn zumindest einer etwas Belastendes gesehen hatte, aber darüber nicht berichten wollte? Natürlich hatte Alexa diese Möglichkeit nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, aber sie mußte zugeben, daß ein professioneller Ermittler genau dies tun würde. Aber sie war nun mal keine professionelle Ermittlerin. Sie war jemand, die ihren Freund aus der Schlinge ziehen wollte. Fertig aus.
Kurz bevor Alexa fünf Minuten später in die Hofeinfahrt einbiegen wollte, kam ihr der Schulte-Vielhaber’sche Polo entgegen. Alexa winkte heftig, aber Hannah, die am Steuer saß, schien sie nicht zu bemerken. Alexa ärgerte sich. Über die Sache mit der Magd wußte Hannah mit Sicherheit viel besser Bescheid als Elmar. Nun gut, sie würde das beste daraus machen.
Auf dem Hof fiel Alexa sofort der weiße Golf mit dem Hagener Kennzeichen auf. Christoph Steinschulte war da. Ein beklemmendes Gefühl beschlich Alexa. Ob es neue Hinweise gab? Oder ob die alten reichten, um Elmar mitzunehmen? Hektisch stieg Alexa aus dem Auto. Sie hatte die Autotür noch nicht zugemacht, als sie plötzlich Christoph Steinschulte auf sich zukommen sah. Neben ihm lief ein wesentlich jüngerer Mann in einer Jeansjacke.
»Hallo! Das ist aber eine nette Überraschung!« Der Hauptkommissar sah wirklich erfreut aus.
»Hallo! Das finde ich auch!« Obwohl Christoph ein ganz sympathischer Kerl war, hätte Alexa ihn gern hundert Kilometer weit weg gesehen, beschäftigt mit einem anderen Fall, mit anderen Verdächtigen. Mit solchen, die sie noch nie gesehen hatte.
»Haben Sie wieder mal Elmar auf den Zahn gefühlt?« Eigentlich sollte Alexas Frage gar nicht bissig klingen, aber so ganz konnte sie es dann doch nicht verhindern.
Christoph setzte eine ernste Miene auf, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen Alexas Auto. »Sie können mir glauben, es wäre mir auch lieber, wenn wir uns unter angenehmeren Umständen wiedergetroffen hätten, aber so sehr Sie Ihren Freund Elmar auch mögen, so können wir doch nicht die Augen verschließen vor den Fakten. Das ist übrigens mein Mitarbeiter Jan Vedder.«
Jan Vedder grinste frech. Er hatte etwas von einem kleinen Jungen. So sehr, daß er Alexa an ihr zehnjähriges Patenkind erinnerte.
Alexa sandte ihm ein flüchtiges Lächeln zu und wandte sich dann wieder an Christoph Steinschulte.
»Aber diese eine Zeugenaussage besagt doch gar nichts. Gertrud Wiegand hat lediglich eine männliche Stimme im Gespräch mit Franz Schulte-Vielhaber gehört. Das muß doch beim besten Willen nicht Elmar
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