Bauernsalat
gewesen sein.«
»Natürlich ermitteln wir in alle Richtungen«, erklärte Christoph ernst. »Unser Erkennungsdienst beschäftigt sich eingehend mit ein paar Spuren, die auf dem benachbarten Feldweg zu finden waren. Aber mal im Ernst: Ihr Freund Elmar ist nun mal derjenige, der nicht nur die Gelegenheit hatte, den Mord durchzuführen. Er hatte auch die beileibe stärksten Motive.«
»Gut, die beiden hatten ein schlechtes Verhältnis«, gab Alexa zu. »Aber mal ehrlich: Gibt es im Dorf irgend jemanden, der ein gutes Verhältnis zu Franz hatte? Außerdem ist es doch klar, daß es unter Wohnverhältnissen wie hier auf dem Hof zu Spannungen kommt. Aber deshalb bringt man noch lange niemanden um.«
Während Alexa sprach, steckte Steinschulte sich eine Zigarette an. Er nahm einen tiefen Zug, bevor er antwortete.
»Es gab nicht nur ein allgemein schlechtes Verhältnis.« Christoph überlegte, bevor er weitersprach. Dann wandte er sich plötzlich an seinen Mitarbeiter.
»Jan, jetzt haben wir etwas vergessen. Wir wollten wegen der Adresse nachfragen. Geh doch noch mal los und besorg uns die!«
Vedder bejahte und marschierte los. Christoph ließ es sich nicht nehmen zu signalisieren, daß er Alexa jetzt ins Vertrauen zog.
»Ich darf Ihnen das gar nicht sagen, aber Elmar steckt ganz schön in der Scheiße. Wir haben Einblick in Franz Schulte-Vielhabers Testament bekommen. Sein Neffe Elmar ist beinahe Alleinerbe. Der Adoptivsohn hat lediglich zwei Bauplätze im Nachbardorf bekommen.«
»Das wundert Sie doch wohl nicht im Ernst!« Alexa wirkte etwas genervt.
»Viel interessanter ist, was uns der zuständige Notar dazu erzählt hat« Christoph machte die Sache spannend, indem er noch einmal ausgiebig an seiner Zigarette zog. »Der Verstorbene hatte schon zweimal einen Termin beim Notar vereinbart, weil er am Testament etwas ändern wollte. Der erste Termin war vor vier Wochen und ist verschoben worden. Der Zweite wäre morgen gewesen.« Christoph sah Alexa eindringlich an, um seiner Information Nachdruck zu verleihen. »Alexa, verstehen Sie, der Junge war in Not. Der Alte wollte ihm den Hof unterm Hintern wegziehen und womöglich dem Adoptivsohn überschreiben. Ist doch klar, daß der Panik gekriegt hat«
»Hat er das gesagt?«
»Was gesagt?«
»Hat Franz Schulte-Vielhaber dem Notar gesagt, daß er alles seinem Adoptivsohn vererben will?«
»Nein, dazu hat er sich nicht geäußert. Aber das liegt doch auf der Hand, oder?«
Alexa schwieg trotzig.
»Jedenfalls ist das kein Beweis«, sagte sie schließlich. »Vielleicht wollte der Bauer vielmehr seinem Adoptivsohn die Bauplätze unterm Hintern wegziehen, um Rücklagen für den Hof zu haben.«
»Natürlich ist das kein Beweis! Da haben Sie recht! Deshalb hatte ich mir erhofft, daß ich ihn nun endlich weichkochen könnte.« Er warf einen Seitenblick auf Alexa und verbesserte sich dann. »Oft sind die Täter richtig erleichtert, wenn sie die Wahrheit rauslassen können. Für das Verfahren ist ein Geständnis natürlich auch von Vorteil.«
»Und wenn er es doch gar nicht war?«
Christoph blickte Alexa tief in die Augen, bevor er darauf antwortete. »Ich würde es mir wünschen«, sagte er dann leise, »allein, um Sie glücklich zu sehen.«
Alexa schluckte.
»Ich hab sie.« Vedder war zurück und schwenkte einen Zettel in der Hand.
»Na, dann wollen wir mal.« Christoph trat seine Zigarette aus und ging langsam zu seinem Wagen. »Übrigens ist der Leichnam freigegeben«, sagte er und wandte sich ein letztes Mal in Alexas Richtung. »Vielleicht sehen wir uns auf der Beerdigung.«
Erst während Steinschulte abfuhr, bemerkte Alexa den starken Wind, der über den Hof pfiff. Sie fröstelte und rieb sich die Arme. Suchend ließ sie den Blick über den Hof schweifen. Ob Elmar bereits wieder an die Arbeit gegangen war? Auf gut Glück ging sie in Richtung Stall. Mit jedem Schritt wurden die Geräusche lauter, die vom Schweinestall ausgingen und durch den Wind auf den Hof getragen wurden. Elmar hatte damals das riesige Stallgebäude in extra großem Abstand zum Wohnhaus erbauen lassen, um die Lärm- und Geruchsbelästigung möglichst gering zu halten. Außerdem hatte er in eine gute Isolierung investiert. In Alexas Kindheit war das ganz anders gewesen. Der alte Stall war viel näher und in einem anderen Winkel zum Wohnhaus plaziert gewesen. Natürlich war er auch viel kleiner und einfacher gebaut. Das Gequieke der Tiere hatte damals zum ständigen Geräuschpegel des Hofes
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