Bauernsalat
knapp und zog an seiner Zigarette. »Leider habe ich noch keinen festen Partner, der regelmäßig mit mir zusammenarbeitet. Hin und wieder steht mir ein junger Kollege zur Seite, aber im großen und ganzen schlag ich mich alleine durch.«
Ich blickte zu Alexa hinüber, die uns sehr wohl wahrgenommen hatte. Als sich unsere Blicke trafen, schaute sie gleich wieder weg und vertiefte sich in ihr Gespräch mit den Frauen aus dem Dorf. Wahrscheinlich mußte sie Steinschulte weiterhin demonstrieren, wie egal er ihr war.
»Alexa ist ziemlich sauer auf mich«, schloß Steinschulte prompt.
»Na ja, die Bemerkung mit der Intelligenz war nicht gerade der Hit«, versuchte ich zu erklären. »Das hat sie ziemlich getroffen, sozusagen stellvertretend für Elmar.«
»Ich wollte mich eigentlich entschuldigen«, murmelte Steinschulte. »Aber ich glaube, ich bekomme gar keine Gelegenheit dazu.« Insgeheim gab ich dem Hauptkommissar recht.
»Aber wie ich schon sagte, der Fall ist eine einzige Katastrophe«, brummte Steinschulte weiter. »Es gibt kaum Hinweise, die einem irgendwie weiterhelfen könnten. Keinen aufschlußreichen Autopsiebericht – das Opfer ist schlichtweg von der Leiter gefallen und hat sich dabei alles mögliche gebrochen, was man sich eben so bricht, wenn man von der Leiter stürzt. Keine Haare, Speichelreste oder sonstwas DNA-Taugliches. Eine Menge Fingerabdrücke auf der Aluleiter, klar. Natürlich die vom Opfer, aber auch die von seinem Neffen.
Aber der behauptet natürlich, er habe am Tag zuvor selbst mit der Leiter gearbeitet. Die Fingerabdrücke seien nur zu verständlich. Kann natürlich sein. Tatsächlich haben wir eine Zeugenaussage, daß Elmar am Tag vorher selbst auf der Leiter gestanden hat. Aber vielleicht ist das nicht ohne Absicht geschehen. Vielleicht hat er ganz bewußt die Leiter vorher selber benutzt. Zwei Fingerabdrücke konnten wir überhaupt nicht identifizieren. Sie können von sonst wem stammen, von Handwerkern zum Beispiel.«
»Egal, wer der Täter ist«, warf ich ein. »Die Tat scheint nach meinem Gefühl sehr spontan passiert zu sein, nicht langfristig geplant. Insofern halte ich es für unwahrscheinlich, daß vorher jemand Vorbereitungen getroffen hat.«
»Mein Gefühl sagt mir dasselbe«, gab Steinschulte zu. »Aber in diesem Fall gibt es fast gar nichts außer Gefühl. Und das ist eine verdammte Scheiße. Kein Mensch glaubt, daß Elmar Schulte-Vielhaber einen Mord begangen haben könnte. Natürlich könnte er es trotzdem gewesen sein, aber ich habe keinen einzigen handfesten Beweis, um ihn festnehmen zu können.«
»Mit der Scheunenschmiererei hat sich doch ein neuer Ansatz ergeben«, versuchte ich mein Glück. »Habt ihr da irgend etwas herausgefunden?«
»Natürlich hat kein Mensch irgendwas gesehen«, stöhnte Christoph. »Alle waren auf diesem dämlichen Erntedankfest. Nur Elmar und seine Mutter sind auf dem Hof geblieben. Elmars Mutter hat angeblich einen Spaziergang gemacht und Elmar war, wie immer, im Stall beschäftigt, bevor er in die Scheune ging.«
»Aber die Beschimpfung deutet doch auf ein bestimmtes Motiv hin, auf eine Art Bauernhasser oder so was.«
»Wir ermitteln in alle möglichen Richtungen«, rechtfertigte sich Steinschulte. »Ich habe wirklich tief gegraben, um herauszufinden, ob es hier eine Art Bewegung gegen konventionelle Landwirtschaft gibt. Natürlich gibt es ein, zwei ökologische Bauernhöfe in der Nähe. Aber die Leute da sind keine Fanatiker, sondern ganz friedliche Ökos. Ich war bei den Grünen, ich war bei den Windkraftbetreibern aus dem Nachbarort. Ich habe praktisch Kontakt zu allen aufgenommen, die es wissen müßten, wenn es hier eine radikale Bewegung gegen konventionelle Landwirtschaft gäbe, aber ich habe niemanden gefunden.«
»Also, ein bisher unbekannter Einzelgänger?«
»Ehrlich gesagt bezweifle ich das«, sagte Steinschulte und drückte seine Zigarette aus. »Der Hof Schulte-Vielhaber ist bei weitem nicht der Prototyp eines kurzfristig wirtschaftenden Hofes, der keinerlei Rücksichten auf die Belange der Umwelt oder des Tierschutzes nimmt. Wie ich gehört habe, gibt es da ganz andere Kandidaten. Vielmehr bin ich nach wie vor der Meinung, daß der Mord tatsächlich der Person Franz Schulte-Vielhaber galt und nicht seinem Berufsstand. Dafür sprechen auch die Sätze, die die Hauptzeugin Gertrud Wiegand aufgeschnappt hat. Wie du vielleicht weißt, war der Bauer nicht gerade beliebt. Und das bezieht sich nicht nur auf seinen Neffen,
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