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Bauernsalat

Bauernsalat

Titel: Bauernsalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Gefühl zu verdrängen, nahm ich Elmar das Telefonbuch aus der Hand. Schneider hieß das Juweliergeschäft. Die Nummer war schnell gefunden. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor halb sieben. Wenn alles gut ging, konnten wir noch jemanden erreichen.
    Eine junge Frauenstimme meldete sich schon nach dem ersten Schellen. Ich erkundigte mich nach dem Inhaber des Ladens.
    »Was wünschen Sie denn?«, fragte die Stimme darauf. Man konnte praktisch heraushören, wie angenervt sie war von Kunden, die den Chef sprechen wollten, wenn es um eine Batterie in der Armbanduhr ging.
    »Es geht um sehr hochwertigen Schmuck, der vielleicht bei Ihnen geschätzt worden ist«, sagte ich geschäftsmäßig.
    »Herr Schneider, für Sie!«, hörte ich sie in den Raum rufen. Dann kam jemand anderes an den Apparat. Die Stimme war schon älter. Kurz vor der Geschäftsaufgabe, schätzte ich, wenn sich nicht ein geeigneter Nachfolger fand.
    »Jakobs«, meldete ich mich hochprofessionell. »Ich leite die Untersuchungen im Fall Franz Schulte-Vielhaber.«
    In Anbetracht von Elmar und Hannah Schulte-Vielhaber, die mich mit großen Augen ansahen, entbehrte das nicht einer gewissen Komik. Wir waren schon ein hammerstarkes Ermittlungsteam.
    »Herr Schneider, wir sind bei der Untersuchung des Besitzes des Toten auf eine Sammlung sehr hochwertigen Schmucks gestoßen. Wie es aussieht, sind die Stücke bereits einmal geschätzt worden. Können Sie uns dazu irgendeine Auskunft geben?«
    Einen Moment war es still am anderen Ende. Juweliermeister Schneider mußte das Gehörte erst einmal einordnen. »Ich hab schon geahnt, daß sich mal irgendwer an mich wendet«, sagte Herr Schneider mit einer etwas brüchigen Stimme. »Ich meine, als ich gehört habe, daß der Schulte-Vielhaber vielleicht eines unnatürlichen Todes gestorben ist.«
    »Also, hatten Sie tatsächlich mit diesem Schmuck zu tun?«
    Ich nickte Elmar und Hannah mit großen Augen zu.
    »Das kann man so sagen«, erklärte Herr Schneider. »Das war vor gut einem Jahr. Da kam der Bauer ganz unverhofft zu mir. Mit einer einfachen weißen Plastiktüte. Er wollte mich allein sprechen, und ich nahm ihn mit hinten in die Werkstatt. Da packte er dann aus. Drei oder vier Ketten hatte er dabei, außerdem ein paar Ringe. Was das wert sei, hat er gefragt. Das solle ich mal herausfinden.«
    »Hat der Bauer etwas über den Schmuck gesagt? Woher er ihn hat, zum Beispiel?«
    »Natürlich habe ich ihn das gefragt. Es waren ja ganz erlesene Stücke dabei. Das gehe mich nichts an, hat er gesagt. Da habe ich dann auch nicht mehr weiter gefragt.«
    »Und Sie haben den Schmuck dann geschätzt?«
    »Soweit das in meinem Vermögen lag. Ich bin kein Experte für solche Sachen. Ich hätte da jemanden hinzuziehen müssen. Aber so gut es ging, habe ich eine Bewertung abgegeben, und das hat dem Schulte-Vielhaber auch gereicht«
    »Können Sie sich noch an bestimmte Summen erinnern?«
    »Nicht im einzelnen. Aber das, was bei mir auf dem Tisch lag, das habe ich insgesamt auf mindestens Dreißigtausend geschätzt.«
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar«, schloß ich. »Sie haben uns mit Ihren Informationen sehr geholfen.«
    »Herr Jakobs?« Der Juwelier hatte noch etwas zu sagen. »Ich hatte damals natürlich schon so meine Vermutung, wo der Bauer den Schmuck herhatte.«
    »Und zwar?«
    »Das waren ganz alte Stücke, aber offensichtlich keine Erbstücke, sonst hätte der Mann nicht so ein Geheimnis darum gemacht. Wenn Sie mich fragen, dann war das Tauschware aus der Nachkriegszeit«
    »Danke, Herr Schneider, das haben wir auch schon vermutet. Ich bin froh, daß ich Sie gefragt habe.«
    Als ich den Hörer auflegte, sagte erst einmal keiner was.
    »Wie ich gedacht hatte«, berichtete ich dann.
    Als ich hochblickte, sah ich, wie Hannah versonnen ihre Unterlippe knetete.
    »Ich hab da so eine Idee«, murmelte sie schließlich. »Wahrscheinlich ein Hirngespinst, aber der Mann kam schrecklich oft. Und er fragte auch immer so seltsam.«
    Elmar und ich müssen sie beide gleichermaßen erwartungsvoll angeschaut haben.
    »Vielleicht setzen wir uns erstmal in die Küche«, meinte Hannah, und das taten wir dann auch.

39
    Die erste Stunde war Alexa einfach nur entsetzt gewesen. Sie hatte das Gefühl, alles würde ihr aus den Händen gleiten. Konnte sie sich denn derartig getäuscht haben? Bis vor kurzem hatte sie gedacht, die Beziehung mit Vincent sei von Vertrauen geprägt gewesen. Alexa hatte das Gefühl gehabt, daß sie sich über

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