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Bauernsalat

Bauernsalat

Titel: Bauernsalat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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innen und hörte sich irgendwie hohl an.
    »Dann – dann – dann –« Es hätte mich nicht gewundert, wenn ich bei dieser Gelegenheit zum Vollzeitstotterer geworden wär. »Dann werde ich ja Vater.«
    »Das ist nicht ganz auszuschließen.«
    »Wie? Was soll das heißen? Ja oder nein? Vater meine ich jetzt.« Ich hüpfte herum, um Alexa endlich mal wieder sehen zu können.
    »Du wirst Vater«, Alexas Kopf wurde plötzlich im Fenster sichtbar. »Aber du brauchst dir darüber keine weiteren Gedanken zu machen.« Jetzt war Alexas Kopf wieder weg.
    »Keine Gedanken? Du bist ja wohl verrückt geworden. Keine Gedanken? Ich werde Vater! Alexa, wo bist du, laß mich sofort hinein.«
    Ihre Stimme kam jetzt von weiter weg. »Ich möchte dein Beamtengehalt nicht aufs Spiel setzen, mach dir keine Mühe! Und selbst wenn du demnächst nach Köln wechselst, ist ein Vorstrafenregister nicht gerade eine gute Referenz.« In meiner Aufregung nahm ich ihren letzten Satz gar nicht zur Kenntnis.
    »Alexa!« Ich versuchte, meiner Stimme einen ärgerlichen Tonfall zu geben. »Alexa, jetzt laß mich rein!«
    »Schrei doch nicht so rum!« Alexa steckte jetzt ihren Kopf aus einer Terrassentür, die sie geöffnet hatte. »Gleich steht die gesamte Nachbarschaft vor der Tür.«
    »Und wenn schon, ich werde Vater. Du kommst jetzt da raus und legst dich ins Bett!«
    »Du bist ja verrückt. Ich bin doch nicht krank. Ich sehe mich jetzt hierdrin um. Vielleicht finde ich etwas Passendes.«
    »Alexa!«
    Alexa war wieder verschwunden. Zum Glück hatte sie die Terrassentür nicht wieder verriegelt. Mir brach der Schweiß aus. Ich hatte es bislang immer für ein Charakteristikum amerikanischer 50er-Jahre-Filme gehalten, wenn schwangere Frauen als völlig unzurechnungsfähig dargestellt wurden, doch aus Alexas Verhalten zu folgern, ging mit der Hormon-Umstellung tatsächlich eine vorübergehende Verrücktheit einher.
    »Alexa! Wo bist du? Du darfst dich jetzt nicht aufregen, verstehst du?«
    »Ich bin im Arbeitszimmer. Und wenn du weiter so rumschreist, ziehe ich dir einen Lexikonband über die Rübe. Die haben mindestens sechs Kilo.«
    Als ich die Tür zum Arbeitszimmer gefunden hatte, war Alexa gerade dabei, eine Schreibtischschublade zu durchwühlen.
    »Alexa, was machst du da?«
    »Ich suche etwas. Das habe ich doch gesagt.«
    In der Schublade hatte sie es jedenfalls nicht gefunden. Die knallte sie wieder zu. Fast gleichzeitig versuchte sie, die Tür an der linken Schreibtischseite zu öffnen.
    »Ich habe keinen Schlüssel«, fluchte sie.
    »Alexa, ich werde Vater. Wir können jetzt hier nicht über Schlüssel diskutieren.«
    »Vincent«, Alexa verharrte in ihrer Stellung und sah mich durchdringend an. »Du wirst Vater, o.k. Wir werden das später diskutieren. Aber jetzt müssen wir diesen Reineke überführen, und da ist es irgendwie kontraproduktiv, wenn du ständig davon redest, daß ich mich ins Bett legen soll. Kapiert?«
    Ich holte gerade Luft, um ein paar Gegenargumente anzuführen. Doch Alexa sah mich weiter so unverwandt an, daß ich innehielt. »Von mir aus«, sagte ich dann. »Ich bin sogar bereit, dir zu helfen, aber wenn diese Sache überstanden ist und wir das Ende tatsächlich überleben, weil nicht zufällig Gustav Reineke erscheint, um zwei Mitwisser niederzuknallen, dann legst du dich ins Bett. Kapiert?«
    »Kapiert.« Ich konnte nur hoffen, daß Steinschulte endlich eintraf und uns sanft aus dem Verkehr zog.
    »Trotzdem habe auch ich aus Versehen keinen Schlüssel für diesen fremden Schreibtisch dabei«, grummelte ich.
    »Dann müssen wir das Ding eben aufbrechen.«
    »Kein Problem. Erinnerst du dich an Petzi und seine Freunde? Da konnte der Pelikan auch immer diverse Werkzeuge aus seinem Schnabel zaubern. Warum nicht auch ich?« Ich öffnete meinen Mund bis zum Anschlag.
    Alexa verdrehte genervt die Augen. »Dann sieh dich doch mal um! Vielleicht findest du etwas Passendes. Das Schloß ist ja nicht gerade eine Herausforderung für die Panzerknacker. Es erinnert mich beinah an das Schloß, das ich als Kind am Poesiealbum hatte.«
    Auf dem Schreibtisch fand ich als Erstes einen Brieföffner, aber der war aus Holz und wirkte nicht sonderlich stabil. In unmittelbarer Nähe fand sich ein Schraubenzieher.
    »Damit geht’s vielleicht.« Ich drängte mich neben Alexa und hebelte eifrig am Schloß herum.
    »Was erwartest du eigentlich dahinter?«, fragte ich, während ich mit aller Kraft stemmte.
    »Irgend etwas«, Alexa wirkte so

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