BAUhERrNOPFER

erhalten. Damit diese möglichst vergleichbar sind, verfasse ich einen sechsseitigen Ausschreibungstext, der ganz genau über zu verwendende Materialien und das gewünschte Ausstattungspaket Aufschluss gibt. Dazu erhält jeder Handwerker eine, fast in Originalqualität hergestellte, Ausgabe des Einreichplanes. Somit sollten für alle Anbieter die Bedingungen gleich sein und wir halbwegs vergleichbare Kostenvoranschläge erhalten.
                Zur Angebotslegung für den Rohbau, die Putzarbeiten, den Estrich und die Fassade, laden wir ein waldviertler Bauunternehmen, das wir durch eine Empfehlung eines befreundeten Paares meiner Eltern fanden, ein Unternehmen aus der Steiermark, über Babsis Mutter, und einige lokale Baumeister ein. Für den Dachstuhl und das Dach wenden wir uns an Zimmerer und Dachdecker aus der Steiermark, dem Burgenland und Niederösterreich. Alle erhalten ein handschriftliches Begleitschreiben, in dem wir uns vorstellen und ein paar Worte zu unserem Projekt sagen, einen Einreichplan und den Ausschreibungstext. Damit beginnt das Warten, denn natürlich dauert es bis so ein Projekt durchgerechnet ist, aber auf der anderen Seite ist jetzt die beste Zeit dafür, da auf den Baustellen wetterbedingt wenig los ist.
                Alex nützt die Zeit des Wartens dazu mich auf ein Haustier einzuschwören. Nachdem er im Jänner ganz darauf vergaß, dachte ich die Tierphase wäre endlich überwunden. Nun ist allerdings die Anschaffung eines Hamsters Alexanders erklärtes Ziel. Aus den bekannten Gründen, inklusive eines neuen Aspektes. »Mit einem Hamster könnte ich lernen Verantwortung zu übernehmen.« versucht Alex mich zu überzeugen. Dabei erinnere ich mich an den letzten Hamster in der Familie. Alex' Cousine Tina hatte nämlich schon mal einen Hamster, der an Altersschwäche starb. Tina und Alex baten meinen Schwager und mich den Hamster an eine Silvesterrakete zu binden, um ihn in den Himmel zu schießen. Helmut, mein Schwager und ich ließen uns damals nicht lange bitten und fixierten den Hamster mit Bändern an der größten Rakete des Sets. Wenige Minuten später startete der Hamster zu seiner ersten und vermutlich auch letzten Shuttle-Mission, um in etwa neunzig Metern Höhe von der Trägerrakete abgesprengt zu werden.
                Grundsätzlich möchte ich keinen Hamster zuhause haben, weil ich genau weiß, dass die Käfigreinigung schlussendlich bei Babsi und mir liegen wird, daher wird es auch diesmal bei dem Wunsch bleiben. Vielleicht bekommt Alex ein Haustier, wenn wir in unserem Haus leben.
                Die erste Woche seit dem Versand ist vergangen, in der nur ein einziges Angebot seinen Weg zu uns fand. Der waldviertler Baumeister hat seine Kalkulation als Tabelle geschickt und bereits einen recht attraktiven Preis ausgewiesen. Allerdings hätte ich gerne zumindest zwei Vergleichsangebote, um sicher gehen zu können, dass wir wirklich preiswert kaufen. Also warten wir noch ein bisschen. Schließlich sollte innerhalb der nächsten Woche noch das eine oder andere Offert bei uns eintreffen. Dann könnten wir noch Ende Februar den Auftrag vergeben, woraufhin es bald losgehen kann mit den Bautätigkeiten.
                Eine Auftragsvergabe bis Ende Februar rückt in weite Ferne, da bereits wieder eine Woche ins Land gezogen ist, ohne eine Nachricht von einem Handwerker. Was haben die eigentlich für ein Problem mit Kostenvoranschlägen? Man möchte doch meinen, dass ein Angebot, so es halbwegs vernünftig eingepreist ist, bereits der halbe Weg zu einem Auftrag ist.
                Klar, es gibt welche, wie in unserem Fall einen Zimmerer, der anbot den kompletten Dachstuhl für knapp zwanzigtausend Euro zu machen, allerdings ohne Rechnung. Feine Sache, vor allem weil wir die Rechnungen für die Bank, die Förderstelle und im schlimmsten Fall für Garantieleistungen brauchen. Einem Bekannten wurde im ersten Winter sein Dach weggeweht, kaum vorzustellen wenn man da keine Rechnung hat, um zu regressieren.
                Vier Wochen nachdem wir die Anfragen ausschickten kamen dann schön langsam Angebote für den Dachstuhl und die Dachdeckung, aber noch immer kein zweites für die Baumeisterarbeiten. Also werde ich einfach ein bisschen telefonieren, um etwas Schwung in die Angelegenheit zu bringen. Interessant welche Aussagen ich am Telefon erhalte als ich nach dem Fortschritt der Berechnungen frage. »Wir haben momentan so viel