BAUhERrNOPFER
Plötzlich biegt ein Stapler um die Ecke mit unserem Bäumchen auf der Gabel. Der Staplerfahrer erklärt uns, dass sie den Baum zuerst nicht einnetzen konnten, weil er nicht durch den Trichter passte. So mussten sie ihn mit dem Stapler erst mal ein wenig zusammendrücken und mit Packbändern verzurren, damit der Baum schlank genug wurde um durch diesen Netztrichter zu passen.
Nun fragt der Staplerfahrer, wo unser LKW stünde, auf dem er den Baum laden sollte und ich zeige auf unseren Fiat UNO, der mit offener Kofferraumklappe und umgelegter Rückbank vor der Laderampe steht. Unverständlicher Weise kann sich der Staplerfahrer einen Lachkrampf nicht verkneifen, um dann etwas entgeistert zu fragen »Sie meinen das ernst?«
»Ja sicher. Den bekommen wir schon rein, auch wenn er dann vielleicht ein Wenig hinten raus steht.« Mein Gesicht zeigt ehrliche Überzeugung und der Staplerfahrer schiebt den Baum mit dem Stapler durch die Heckklappe durch den Fiat durch, bis er mit dem Stamm an der Windschutzscheibe ansteht. Langsam senkt er die Gabel, und unser Uno geht unter der Last des Baumes sichtlich in die Knie. Mit einem etwas übertriebenen Lächeln verabschiedet sich der Baumarktmitarbeiter und wünscht uns ein frohes Fest.
Ich setze mich in den Uno und fahre vor Babsi los, damit sie unseren Baum, der mehr als einen Meter aus dem Kofferraum ragt, mit dem zweiten Auto gegen andere Verkehrsteilnehmer abschirmt. Bereits bei der Abfahrt vom Parkplatz auf die Straße geht ein verdächtiges Knarzen durch den Uno, das sich bei jeder Bodenwelle zu verstärken scheint. Nur noch ein knapper Kilometer trennt uns von zuhause, das muss der Wagen durchhalten, ist zumindest meine Meinung.
Der Uno sieht das etwas anders, denn bei der nächsten Tempobremse passiert es. Mit einem Knall legt sich der Wagen um gefühlte zwanzig Zentimeter tiefer. Ich höre durch die offene Heckklappe ein Kreischen, verursacht durch den Auspufftopf der nun auf der Fahrbahn schleift. Das hohe Gewicht des Baumes war für die Radkästen, die scheinbar nur durch den Lack zusammen gehalten wurden, zu viel und jetzt kann ich die Stoßdämpfer im Innenraum des Wagens sehen.
Um zu retten was zu retten ist, bremse ich den Wagen ab was zu einer Vorwärtsbewegung des Baumes führt. Diese Bewegung wird durch die Windschutzscheibe gestoppt, allerdings nicht komplett. Denn diese ist offensichtlich der Meinung, dass es nicht ihre Aufgabe sei einen Christbaum daran zu hindern, den Wagen über die Motorhaube zu verlassen. So gibt sie rechts unten, wie ein überdimensionales Spinnennetz aussehend, nach und klappt nach außen. Der Stamm des Baumes steht jetzt fast zehn Zentimeter hinaus.
Niemand wurde verletzt und der Baum ist noch im Auto, genauso wie die hinteren Stoßdämpfer, obwohl die dort eigentlich nicht hingehören. In meinen Augen stehen Tränen. Ob die aufgrund der Geschehnisse entstanden, oder wegen der beißenden Abgase die, seit der Abfahrt beim Baumarkt, durch die offene Heckklappe ins Innere des Wagens strömen, kann ich nicht sagen. Jetzt stehen wir mitten auf der Straße mit eingeschalteter Warnblinkanlage und ich überlege den Zigarettenanzünder in den Tankstutzen zu werfen. Die Darauf folgenden fünf Minuten verbringe ich mit dem verbalen Ausdruck meiner Enttäuschung über die Qualität italienischer Autos und dem Freiwerden meines Ärgers. Unsere Kinder sitzen derweilen im zweiten Auto, bei geschlossenen Fenstern. Es reicht wenn sie mich wie das Rumpelstilzchen um den Uno springen sehen. Babsi versucht mich unter Einsatz weiblicher Logik zu beruhigen »Tom! Mit deiner idiotischen Schreierei wird das Auto auch nicht besser. Überleg dir wie wir den Schrotthaufen nach Hause bringen.«
»Ja, das weiß ich auch Barbara. Aber mir hilft es wenn ich diesen verfickten, motorisierten, italienischen Scheisshaufen anschreie. So komme ich der Lösung sicher näher. Ich werde mit der Dreckskiste einfach weiterfahren, es ist ja nicht mal mehr ein Kilometer bis wir da sind.«
Ohne Babsis Reaktion abzuwarten, steige ich in den Uno und versuche ihn wieder anzustarten. Der Starter jault auf, aber Nichts tut sich. Nachdem ich mehrere Male mit beiden Händen auf das Lenkrad einschlage, drehe ich den Schlüssel erneut. Der Motor springt an, bevor der Zigarettenanzünder, den ich
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