BAUhERrNOPFER
Deutschkenntnissen an einem Mangel an Information leiden.
Wir haben uns zum Beispiel für Unterputzarmaturen entschieden. Ja ich weiß, die sind teurer und auch voll schlecht zu warten wenn mal was kaputt geht. Aber sie sind auch schöner! Leider hat unser Installateur vergessen diese Information an seine Arbeiter weiter zu geben, woraufhin diese die Anschlüsse komplett falsch herstellen. Er hat auch vergessen die Armaturen bei der Bestellung der Unterputzgestelle zu berücksichtigen, obwohl er von mir eine ganz genaue Auflistung der benötigten Materialien erhielt. Sogar mit Bestellnummern. Aber weil er scheinbar den Preis eines Onlinehandels nicht halten konnte, hat er einfach die Gestelle geändert. »Die Armaturen schraub' ma einfach auf Holzbretter. Das geht genauso gut.«
Das Beste ist jedoch der Anschluss der Solarkollektoren, da dieser vor den Arbeiten des Dachspenglers erledigt sein muss. Ich rief vor zwei Wochen bei dem Installateur an, um einen Termin für den Anschluss zu machen. Er erkundigte sich bei dieser Gelegenheit, oder viel mehr stellte er fest- bereits mindestens das siebente Mal - »...es san eh olle Teile auf da Baustö!« Mindestens ebenso oft wie er bereits diese Aussage machte, versicherte ich ihm, dass dies eben nicht der Fall sein würde, weil die Kollektoren nun anders montiert werden müssten und daher ein Fitting fehlen würde. Also machten wir einen Termin, am kommenden Montag den fünften September, für den Anschluss der Kollektoren und er würde am Freitag oder Samstag davor vorbeikommen, um zu sehen welche Teile fehlen und diese bestellen.
Natürlich ist weder am Freitag noch am Samstag ein Installateur auf der Baustelle, aber er ruft an, um mir zu sagen, dass am Montag ja die Schule seiner Kinder beginnen würde und er nicht kommen könne. Das war ja klar! Aber nicht mit mir, weil die Anlage am Montag dicht werden müsste. Also schlage ich ihm vor, dass wir uns um sechs auf der Baustelle treffen könnten und er damit, genau wie ich, rechtzeitig in die Schule käme. Dieses Angebot nimmt er an.
So stehe ich nun am Montag um fünf in der Früh auf, um auf die Baustelle zu fahren und verzichtete dummer Weise sogar auf den obligatorischen Frühstückskaffee. Das ist ein Fehler, denn wer ist um sechs Uhr nicht da? Genau! Der Herr Installateur.
Er ist auch telefonisch nicht erreichbar. Erst vierzig Minuten später klingelt mein Telefon und er teilt mir mit »Oida, es tuat ma eh lad oba i hob vaschlofn. Mei Tochta weckt mi grod jetzt east auf. I wia deppad. I woa bis drei in da Fruah auf!« Mal überlegen wie sehr mich die ganzen Geschichten interessieren....eigentlich überhaupt nicht, also versuche ich ihn zu motivieren »Und wos geht mi des an. Schau dass 'd boid amoi do auf da Baustö aufschlogst, weu i weg muass!«
Er kommt natürlich nicht und seine Arbeiter sind erst kurz vor halb acht da, eine halbe Stunde später als sonst. Zu diesem Zeitpunkt bin ich zum ersten Mal überzeugt, mit diesem Installateur die falsche Wahl getroffen zu haben. Allerdings ist ein Wechsel nun nicht mehr so einfach möglich. Ich habe auf jeden Fall im Montagfrühverkehr den Superstress, um noch rechtzeitig mit Babsi, Alex und Emma in die Schule zu kommen. Immerhin ist es der erste Kindergartentag unserer Tochter und Alex muss auch pünktlich in der zweiten Klasse erscheinen.
In der Schule angekommen saust Emma, ohne sich von uns zu verabschieden, in die Kindergartengruppe und sorgt damit für neidische Blicke umstehender Eltern, die versuchen ihre Sprösslinge mit sanfter Gewalt dazu zu bringen, sich von ihnen zu trennen.
Mit Alex gibt es ohnehin keine Probleme, da er nach wie vor nicht gerne in die Schule geht, es aber als notwendiges Übel akzeptiert. Ohne Ausbildung ist es nicht so einfach berühmt zu werden, was das erklärte Ziel unseres Sohnes ist. 'Wenn ich groß bin, dann baue ich mir eine eigene Stadt. Dort dürfen nur Leute wohnen, die nicht besonders gläubig oder dick sind.' ist eine seiner Aussagen zum Thema Zukunft. Alex meint, dass besonders gläubige Menschen für Kriege und besonders Dicke für hohe Kosten im Sozialsystem verantwortlich sind. Man darf gespannt sein, ob wir in seiner Stadt ein Plätzchen finden, oder ob wir auch draußen bleiben müssen.
Nach der ersten
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