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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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und unser Papi-Anwärter nicht davon schwärmt, sich als Vollzeit-Hausmann zu verwirklichen (nein, der Vollzeit-Hausmann ist keine Legende wie die vom Yeti. Diese Spezies gibt es! Sie ist selten, aber ihr Bestand nimmt zu!), müssen wir uns in jedem Fall über das leidige Thema Kinderbetreuung Gedanken machen. Auch hier empfehle ich: am besten schon vor der Zeugung! Übertrieben? Lesen Sie erst weiter, vielleicht kommen Sie gleich sogar zu dem Schluss, dass Sie lieber erst mal auswandern und Ihr Kind woanders als in Deutschland produzieren wollen …
    In einer großen Frauenzeitschrift habe ich vor ein paar Jahren einen Artikel gelesen, dessen Hauptaussage war: Mädels, kriegt Kinder! Grundsätzlich ist das eine Bombenaussage. Kann ich voll unterschreiben. Als die Verfasserin des Artikels dann allerdings bei den staatlichen Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Deutschland angelangt war, wurde sie etwas kleinlaut. Ihr »Tipp« lautete dann allen Ernstes ungefähr so: Ach, irgendwie kriegt man ja am Ende doch alles hin.
    Ja, nee, is klar … Besser hätte es meine Oma auch nicht sagen können, selbst wenn die vermutlich noch »wenn man muss, wie wir damals nach dem Krieg« drangehängt hätte. Die fehlenden Tipps kann man nun aber blöderweise nicht auf die mangelhafte Rechercheleistung der Journalistin zurückführen. Denn leider gibt es da nicht so viel zu recherchieren.
    Mädels, sehen wir den Tatsachen ins Auge: Kinderbetreuung in Deutschland ist trotz der mit viel Tamtam beschlossenen Kitaplatz-Garantie für unter Dreijährige ab 2013 ein Trauerspiel. Die tolle »Garantie« greift nämlich nur, wenn es auch genügend Plätze gibt. Die Pointe bei diesem Scherz: Selbst wenn alle Ausbaupläne umgesetzt sind, gibt es immer noch gerade mal bloß Betreuungsplätze für ein gutes Drittel der Kinder ab zwei Jahren, und die auch nur für halbe Tage.
    Sobald dann die Kapazität erschöpft ist, heißt es: Tja, sorry, Pech gehabt, Muddi. Musste wohl zuhause bleiben bei deinem Kind.
    Auch in der New York Times bin ich kürzlich über einen Riesenartikel zu diesem Thema gestolpert. Überschrift: »Women Nudged out of German Workforce« – Frauen in Deutschland aus der Berufstätigkeit geschubst. Im Artikel der Korrespondentin Katrin Bennhold stand unter anderem:
    »Deutschland ist ein Ort, an dem die Stereotypen der Geschlechter nicht nur in den Köpfen vorhanden sind, sondern auch in den betreffenden gesellschaftlichen Institutionen verankert sind. Nur 14 Prozent der deutschen Mütter mit einem Kind kehren zur Vollzeitarbeit zurück und nur 6 Prozent der Mütter mit zwei Kindern.«
    Falls Sie das spontan ganz normal finden, lohnt es sich, einen Blick über die Bundesgrenzen hinaus zu riskieren. In Schweden arbeiten über 80 Prozent der Mütter zwischen 25 und 54 Jahren in Teil- und Vollzeit, selbst mit zwei oder mehr Kindern. Dort gab es allerdings erste Kitas bereits Ende der Dreißigerjahre. Und seit Anfang der Siebzigerjahre war im Land der Elche eine flächendeckende Ganztagesbetreuung für alle Kinder eines der politischen Ziele – um Gleichberechtigung zu ermöglichen. Schon ein paar Jahre später gingen die meisten Kids in eine dagis . Und seit 1995, also seit über fünfzehn Jahren, haben tatsächlich alle Kinder ab 18 Monaten einen ganztägigen (!) Betreuungsplatz sicher. In Worten: EINHUNDERT Prozent der Kinder. Traumhaft? Exakt: Von solchen Zahlen können wir nur träumen. Bis das bei uns möglich ist, können locker noch ein paar Jahrzehntchen ins Land ziehen. Wo wir heute sind, standen die Nordlichter vor 45 Jahren.
Der Traditionalisierungseffekt
    Theoretisch könnte natürlich auch Daddy die Kinderbetreuung zur Hälfte übernehmen. Leider verdienen Frauen bei uns für die gleiche Arbeit im Schnitt immer noch 20 Prozent weniger als die Herren der Schöpfung. Außerdem gibt es vorsintflutliche Regelungen wie das vor etwas mehr als schlappen fünfzig Jahren eingeführte Ehegatten-Splitting, als dessen Folge sich das Arbeiten für den geringer Verdienenden sowieso kaum lohnt. Wir erinnern uns: geringer Verdienender = meistens die Frau. Ergibt: Die Kinderbetreuung bleibt dann doch an den Mädels hängen. Im Jahr 2008 nahmen in Deutschland zum Beispiel nicht mal 7.000 Väter für ein ganzes Jahr Elternzeit. (Zur Erinnerung: Wir leben in einem Land mit etwa 80 Millionen Einwohnern.) All das führt wiederum dazu, dass die Einstellung von weiblichen Mitarbeitern ein höheres Risiko für Arbeitgeber ist und die Löhne

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