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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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will. Und worauf wir uns in diesem Zusammenhang ebenfalls schon mal rechtzeitig gefasst machen können: Ein schlechtes Gewissen werden wir auf alle Fälle haben. Es fühlt sich zwar wie ein echtes Privileg an, dass man arbeiten und trotzdem gleichzeitig Mama sein darf. Allerdings ist es, wie alle sagen: Man hat oft das Gefühl, beides nicht hundertprozentig zu machen. Wenn ich vom Flow ausgehe, dem Glücksflash, den man erlebt, wenn man sich komplett auf etwas einlässt, kann ich in diesem Fall nur sagen: vorübergehend schwierig. Im Sinne des Flow hat es darum wirklich etwas für sich, sich ganz bewusst auf die Elternzeit einzulassen und die Babypause – wie lang oder kurz sie auch immer sein mag – mit dem Kind einfach total »unverschämt« zu genießen und diese einzigartige Zeit voll auszukosten. Das geht umso besser, wenn man vor der Geburt den Wiedereinstieg minutiös geplant hat – und wenn man weiß, dass der Sprössling später inguten Händen ist. Dabei sollte man sich allerdings schon ganz sicher sein:
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    MISS & MAMA PERFEKT ODER: DIE ERLÖSUNG
    »Frau Kraus, wie gut, dass ich Sie treffe! Wie geht's denn mit dem Kleinen?« Meine Nachbarin, Isabella von Füssen, hatte mich mal wieder abgefangen. Ich hatte keine Ahnung, wie sie das schaffte, aber es gelang ihr immer wieder, mich auf offener Straße stets dann zu stellen, wenn ich gerade besonders verranzt Gassi ging, im Schlabberlook den Müll rausbrachte oder morgens früh verquollen in ein Taxi zum Flughafen stieg. Ob sie mich mit einem Peilsender verwanzt hatte? Oder war eine ihrer Überwachungskameras auf meine Haustür gerichtet? Der Dame war alles zuzutrauen.
    Frau von Füssen sah, im Gegensatz zu mir, grundsätzlich aus wie aus dem Ei gepellt. Die Prinzessin-Di-Frisur war immer frisch gesträhnt und perfekt geföhnt, der beige Kaschmir-Rollkragenpulli ohne einen Fussel, der Lodenblazer saß perfekt, Perlenohrringe, Hermès-Halstuch und Gürtel rundeten das elegante Outfit ab. Mir war vollkommen schleierhaft, wie sie das bewerkstelligte. Die Frau hatte vier Kinder, wohlgemerkt: perfekte Kinder! Wie die Orgelpfeifen verließen morgens die Mini-von-Füssens das Haus und wurden von einem Fahrer in einen privaten Kindergarten und die Französische Schule verfrachtet. Man erzog den Nachwuchs selbstverständlich bilingual! Dass keiner der Eltern tatsächlich muttersprachlich in Frankreich verwurzelt war, störte da wenig. Monsieur von Füssen stammte, so munkelte man in der Straße, aus einer sehr wohlhabenden Metzgerfamilie, hieß ursprünglich »Meier«, hatte aber den Namen seiner adeligen Gattin angenommen. Die Fleischerei betrieb man zwar als Basis noch so nebenbei, das Kerngeschäft und der Ursprung desfamiliären Wohlstands war jedoch mittlerweile ein florierender exklusiver Cateringservice. Hemmungslos parlierte »père« mit seinen Sprösslingen »en français« , das jedoch von einem winzig kleinen hessischen Akzent durchzogen war.
    Selbst die Kids wirkten wie aus der Reklame gepurzelt: Zwei Jungs, zwei Mädchen, alle rotblond, sommersprossig und mit konservativen Designer-Klamotten ausgestattet. Zur Geburt meines Babys hatte sogar ich von den Füssens die edelsten Mini-Ralph-Lauren-Schühchen aus braunem Wildleder geschenkt bekommen. Ja, ich konnte gegen Frau von Füssen rein gar nix sagen. Sie war immer extrem freundlich, hilfsbereit und kontaktwillig, so auch heute ...
    »Tja, dem Kleinen geht's gut, aber wie man sieht ...«, ich deutete auf meine Gummistiefel, den verdreckten Parka und die verschmierte Schminke von gestern, »... ist die Muddi am Ende. Na ja, vielleicht gibt mir ja das Gassigehen ein wenig Energie.« Irgendwie kam man sich vor wie ein Mängelexemplar, wenn man einer Vierfachmama beichtete, dass ein einziges sechs Monate altes Würmchen einen fix und alle machte.
    »Ach, das sieht man Ihnen aber gar nicht an!« Die Frau war blind oder wollte mich verarschen. »Wissen Sie was, ich schlüpfe jetzt schnell in meine Jagdstiefel, hole Max und Mimi, und dann drehen wir zusammen eine Runde auf dem Feld, da können wir ein bisschen quatschen.«
    Ich lächelte höflich, aber Frau von Füssen war schon in ihren Palazzo entschwunden, nachdem sie mir noch kurz zugerufen hatte, dass wir uns gleich hinterm Haus treffen würden. Um Missverständnissen vorzubeugen: Nein, ich wohne nicht in einer Villengegend, sondern gutbürgerlich bis spießig in einer Bungalow-Siedlung der Sechzigerjahre, in beschaulicher Feldrandlage. Die Häuschen

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