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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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weiter auf niedrigem Niveau vor sich hin dümpeln – und so geht der Teufelskreis wieder von vorn los …
    Und plötzlich – Hilfääää! – lebt man wie damals Omi und Opi in den Fünfzigern. Familiensoziologen sagen, dass die Geburt eines Kindes viele Paare im Turbotempo in uralte Rollenklischees presst, auch wenn die Beteiligten das gar nicht wollen. Das hat soziologisch sogar einen Namen: Traditionalisierungseffekt.
    Ich denke mal, ich darf also relativ neutral festhalten:
    In Deutschland ist es nicht ganz einfach,
Mama zu werden UND nach absehbarer Zeit
wieder in den Job einzusteigen.
    Nicht ganz einfach bedeutet zum Glück nicht »unmöglich«. Umso wichtiger ist es aber, die Sache vorzubereiten. Und natürlich gibt es neben staatlichen Kitas auch noch andere Betreuungs-Lösungen: fitte Omas und Opas, Elterninitiativen, private Kitas, Tagesmütter, Au-pairs, Kinderfrauen, Betriebskindergärten, Leih-Omis, nette Nachbarn … Egal, um welche Kiddie-Betreuung es geht: Esist schlau, sich so früh wie möglich um die Organisation zu kümmern und auch den potenziellen Betreuer genau unter die Lupe zu nehmen. Einen Kita-Platz sollte man zum Beispiel direkt nach der Geburt beantragen – damit man ihn dann hoffentlich ein Jahr später hat. Kann aber auch länger dauern.
    „ Ein Baby zu haben verändert die Perspektive
auf die Schwiegereltern.
Ich liebe es, wenn sie zu Besuch kommen!
Sie können sich ums Baby kümmern,
ich kann ausgehen.
    (Matthew Broderick)
    Niemand verbietet es uns, uns vollkommen unbefruchtet ganz unverbindlich umzusehen, was es an Betreuungsmöglichkeiten in der Nähe gibt. Und falls das Ergebnis ernüchternd ausfällt und es in einem anderen Stadtteil oder im Vorort viel besser aussieht, bitte dran denken: Umziehen mit Kind ist deutlich komplizierter als ohne. Man kann sich auch schon sehr früh mit potenziellen Tagesmüttern zum Kaffee treffen. Und Oma und Opa, Tanten und Onkel oder Freunde mit Kindern ruhig bereits in der Baby-Planungsphase fragen, ob sie sich einen Dienst am Kinde vorstellen könnten.
    Problem dabei: Viele deutsche Mamis
fragen niemanden um Hilfe (oder nur mit unglaublich schlechtem Gewissen).
Nicht vor der Geburt und auch nicht danach.
    Und warum? Weil sie Angst haben, die böse, böse Rabenmutti zu sein und einem hilflosen und unschuldigen Wesen schwersten Schaden zuzufügen, wenn sie es zu früh »im Stich« lassen und von »Fremden« betreuen lassen und ganz »egoistisch« wieder arbeiten gehen, bevor das Kind die magische Marke von drei Jahren erreicht hat.
    Würde das tatsächlich stimmen, hätten allerdings die meisten Bewohner Skandinaviens ordentlich einen an der Klatsche. Und natürlich alle Bewohner, die bis 1989 in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind, da waren Kinderkrippen und arbeitende Mamas auch normal. In Belgien und Frankreich werden Kinder oft sogar schon nach sechs Monaten in der Crèche (Kinderkrippe) abgegeben. Alles Psychopathen?
    Im New-York-Times -Artikel stellte die Autorin jedenfalls fest, dass in Deutschland seit langer Zeit ein »Mutter-Mythos« existiert. Dieser Mythos wurde besonders enthusiastisch von den Nazis kultiviert, auch wenn sie ihn nicht erfunden haben. Für Anhänger des im Laufe des 19. Jahrhunderts entstandenen deutschen Mutti-Kults weiß eben nur Mutti instinktiv, was gut für ihren Nachwuchs ist, und auch nur sie kann in den ersten drei Lebensjahren gut für ihre Kinder sorgen. Aufopfernd, selbstlos und selbstverständlich gratis. Genau diese Meinung vertreten jede Menge Leute immer noch. Einige ganz subtil, andere ziemlich militant – man muss dazu nur ein beliebiges Mütter-Internet-Forum anklicken und kann manchmal den Eindruck kriegen, man ist in eine Zeitmaschine mit Ziel »Dreißigerjahre« gestiegen.
    »Wir Deutschen haben versucht, uns in jedem Punkt von der Nazi-Ära zu distanzieren, nur nicht in diesem«, erklärt die Historikerin Ute Frevert vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin der Autorin des New-York-Times -Artikels. Vielleicht sollte man darüber mal kurz nachdenken …
Das alte Märchen von der Rabenmutter
    Leider ist man als Mama so furchtbar leicht zu verunsichern. Auch ich! Wer weiß, vielleicht ist ja trotz böser Nazis doch was dran am Mama-Mama-über-alles. Vielleicht hat die Herman, Eva, doch recht. Und bevor dem armen Kinde durch unsere Schuld Böses zugefügt wird, hackt man sich als Mama ja lieber einen Zeh ab. Oder alle.
    Weil ich an meinen Zehen hänge – worauf soll ich sonst

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