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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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die Armbanduhr.
    Bis zu diesem Moment war mir noch nicht ganz klar, was ich dem Früchtchen eigentlich sagen wollte, doch nun stand fest: Das bekiffte Gör würde ich mir kaufen!
    Ich griff mir die erschrockene Scheinheilige am Polo-Shirt, zog sie bis auf 30 Zentimeter zu mir ran und zischte leise von oben herab: »Schätzchen, hör mir mal gut zu: In zehn Minutenliegen die Kinder im Bett, und deine Kifferfreunde verpissen sich sofort. Kapiert?«
    Marie war stumm und starrte mich nur mit weit offenem Mund und aufgerissenen Kulleraugen an. »Hast du das verstanden?« Die junge Lady nickte wortlos. »Nur, damit du nicht auf dumme Gedanken kommst: Ich bin die böse Nachbarin von schräg gegenüber und hab dich von da oben aus ...«, ich deutete auf das Wohnzimmerfenster meiner Mutter, »... genau im Blick. Läuft das hier nicht zack-zack, rufe ich die Polizei und sage, dass in Anwesenheit von Kindern Drogen konsumiert werden.« Ich lächelte die kreidebleiche Marie zuckersüß an, drehte mich um und spazierte seelenruhig und mit heroischem Gefühl nach Hause. Von meinem Ausguck in der Wohnung meiner Mutter aus beobachtete ich mit größer Genugtuung, wie mehrere Personen fluchtartig das Haus der von Füssens verließen, woraufhin im Obergeschoss, wahrscheinlich in den Kinderzimmern, das Licht anging, um nach etwa zehn Minuten wieder zu erlöschen. Oh ja, ich war sehr zufrieden mit mir, meiner Spionage und meinem Auftritt als böse Hexe. Aber ich musste auch über mich schmunzeln: Gab es tatsächlich irgendwann in einem anderen Leben mal eine Zeit, in der ich die Legalisierung von weichen Drogen für richtig gehalten hatte? Himmel, ich war also doch zum spießigen Muttertier mutiert. Allerdings war ich weit davon entfernt, eine perfekte Mama zu sein, aber die, so wusste ich spätestens seit damals, gab es einfach nicht. Dies war eine unglaublich beruhigende und erleichternde Erkenntnis.
    Frau von Füssen erzählte ich nichts von der kleinen Kifferparty ihres Paradebabysitters, nur davon, dass ich geklingelt und die liebe Marie kennengelernt hätte. Aber ich ließ der Krönung der Babysitterzunft regelmäßig herzliche Grüße ausrichten und hatte freitags ein scharfes Auge auf das schicke Haus der von Füssens.
    Ich besorgte mir dann selbst einen Babysitter, nicht bilingual und auch nicht »aus gutem Hause«, aber lieb und mütterlich. Und, ich gestehe, ich schaffte mir eine Nanny-Cam an, versteckt in einem Teddybären ...
    Ein halbes Jahr später tat ich allerdings etwas wirklich zutiefst Verwerfliches! Ich steckte mein Kind in eine »Einrichtung«, in der es mit neun anderen Pampersträgern von morgens bis nach dem Mittagsschlaf spielen, essen und sich messen konnte. Ein schlechtes Gewissen?
    Im Gegenteil, das war tatsächlich die Erlösung, meine beste Entscheidung überhaupt.
    Schon in der ersten Woche der Eingewöhnungsphase ließ mein Knirps mein Fingerchen los und lief frei. Monatelang hatte er mich als Rollator missbraucht und mir die tollsten Rückenschmerzen beschert. Doch kaum sah er, dass andere Kinder in der Krabbelstube ohne Rettungsanker liefen, wurde Mamas Finger empört zurückgewiesen. Er lernt dort viele Dinge, die ich allein in Heimbetreuung niemals so hinbekommen hätte. Das Wichtigste ist aber: Er geht gerne zu seinen Mädels in die Krabbelstube, und ich freue mich unglaublich auf meinen Chef, wenn ich ihn wieder abholen darf.
    Endlich konnte ich alles, was in den letzten 13 Monaten liegen geblieben war, aufarbeiten. Es ist aber auch einfach zu schön, für ein paar Stunden den Duft der alten Freiheit zu schnuppern, fernab vom Mief des Windeleimers ...
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    Doch bevor wir unser Kind überhaupt betreuen lassen können, muss es ja erst mal da sein. Also: Zurück auf Los ...
    „ Wenn ein Feind dir Böses angetan hat,
schenke jedem seiner Kinder eine Trompete.
    (aus China)



Ich war mir lange, trotz vieler Gedanken über dieses Thema, nicht sicher, dass ich jetzt unbedingt ein Kind wollte. Meinen Albtraum, kinderlos in die Menopause zu schippern, hatte ich zwar zwischenzeitlich erfolgreich wieder verdrängt. Aber auch wenn mich zunehmend Babys in Verzückung versetzten, gefiel mir mein Leben, so wie es war, ja doch ziemlich gut.
    Dennoch ließ ich beim Onkel Doc dann die Hardware checken, allerdings aus einem ganz anderen Grund: Mein noch gar nicht vor so langer Zeit eingesetzter Hormonring zickte rum. Es führte kein Weg daran vorbei: Das Ding musste raus – eine gute Gelegenheit, das Thema

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