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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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haben allesamt große Gärten, sodass man sie im Laufe der letzten Jahre erweitern durfte.
    Von Füssens Bungalow hatte allerdings ein komplettes Facelifting bekommen: Umgebaut, aufgestockt und mit einem Türmchen versehen, verströmte der Bau jetzt den Charme eines niederbayrischen Jagdschlösschens.
    Während ich noch über Geschmack sinnierte, wanderte ich mit meinen Hunden schon mal um das Grundstück herum, denn besagtes Anwesen lag mit der Gartenseite zum Rand des angrenzenden Feldes. Ich war noch nicht weit gekommen, da vernahm ich schon hysterisches Gekläffe. Max und Mimi waren im Anmarsch, zwei nervige Rauhaardackel, von meinen Hunden immer mit arroganter Nichtbeachtung gestraft, ihnen resolut hinterher Hausherrin von Füssen. Na ja, wer weiß, möglicherweise konnte die Profimama mir Anfängerin doch ein paar gute Tipps geben?
    Nach zehn Minuten und stattlichen 300 Metern, die Dackel hatten sich Richtung Australien im Acker festgebuddelt, kombinierte Frau von Füssen messerscharf: »Sie haben einfach zu wenig Zeit für sich selbst. Sie müssen sich und Ihrem Körper was gönnen: Frisör, Yoga, Massage, Maniküre – das muss man nur organisieren.« Ich hatte weder auf Yoga, Frisör noch Maniküre Bock, eine Massage und acht Stunden Schlaf am Stück wären schon das Paradies gewesen.
    »Um Ihren Mann müssen Sie sich auch kümmern! Unternehmen Sie was, gehen Sie golfen, buchen Sie einen Wellness-Tag!« Ich hielt die Klappe, denn mein »Mann« war so ziemlich das letzte Thema auf meiner Agenda. Es reichte ja wohl, wenn ich mich 24 Stunden um den kleinen Mann kümmerte und auch noch die Nachtschicht übernahm, während er ruhig schlummerte! Der Große hatte momentan gefälligst zurückzustecken. »Dass Ihre Mutter stundenweise aufpasst, ist ja löblich, aber mit dem richtigen Babysitter wäre das alles möglich, ohne die Oma zu strapazieren.«
    »Tja, noch ein halbes Jahr, dann geht er, wenn's mit dem Platz klappt, sowieso in die Krabbelstube ...«
    Frau von Füssen blieb stehen: »Sie wollen doch nicht ernsthaft Ihr zwölf Monate altes Baby einer staatlichen Institution überlassen?« Sie sah mich an, als hätte ich gerade gesagt, ich plane, mein Würmchen in die Babyklappe zu schieben. Sofort fühlte ich mich schuldig. Durfte man ein einjähriges Kind tatsächlich schon in der Krabbelstube abgeben?
    »Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob die Einrichtung überhaupt staatlich oder doch kirchlich ...«
    »Also, nein! Ich geb Ihnen Marie.« Sie strahlte mich an. Ich wartete auf eine Erklärung, aber anscheinend verstand sich das Zauberwort »Marie« von selbst, jedoch leider nicht für mich.
    Also fragte ich doof nach: »Marie?«
    »Ja, Marie! Mein entzückendes Ex-Au-Pair, die kennen Sie doch!« Ich hatte keine Ahnung, von wem sie sprach. Bei von Füssens Armada von Putzfrauen, Gärtnern und Nannys kam ich nicht mehr klar. Außerdem war ich ja schon froh, wenn ich die Namen meiner direkten Nachbarschaft auf die Reihe bekam.
    »Meine Marie war doch ewig bei uns und studiert jetzt sogar in Frankfurt. Die hübsche Dunkelhaarige?«
    »Ah, ja!« Ich nickte, immer noch völlig ahnungslos.
    »Marie ist die Beste! Jeden Freitag, wenn Heini und ich zum Jagdklub ins Spessart fahren, passt sie auf meine Mäuse auf. Ich würde die Kinder über Nacht niemand anderem anvertrauen.« Sie legte mir ihre perfekt manikürte Hand auf die Schulter und ergänzte ganz ernst: »Frau Kraus, Marie ist die Erlösung!«
    Als ich wieder zuhause war, wusste ich alle wissenswerten Details über den weiblichen Messias namens Marie, aus welchem Elternhaus sie kam, welch fantastische Leistungen sie im Studium erbrachte und dass sie 15 Euro die Stunde absahnte (cash und schwarz auf die Kralle). Stattlich, aber gebeutelte Mamas sind wohl leichte Opfer für Wucherpreise. Wenn ich meine »Auszeiten« geplant hätte, sollte ich mich doch noch mal bei Frau von Füssen melden, sie würde dann alles organisieren ...
    Vielleicht sollte ich meine unerklärlichen Ressentiments gegenüber der perfekten Familienmanagerin ja einfach über Bord schmeißen und ihren Rat plus Babysitter dankbar annehmen, dachte ich.
    Ein paar Tage später war ich mit dem abendlichen Gassigehen irre spät dran. Es hatte den ganzen Tag wie aus Eimern gekübelt, meine wasserscheuen Hunde hatten gestreikt und waren nur mal kurz fürs Nötigste in den Garten verschwunden.
    Mittlerweile war es nach elf Uhr abends, stockdunkel, matschig, aber zumindest von oben trocken, sodass wir

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