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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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eine kurze Runde drehen konnten. Die Nachtwanderung führte uns auch am Grundstück der von Füssens vorbei, durch deren geschlossene Terrassentür ich leise dumpfe Beats vernahm. Hoppla, denen hätte ich eher Blasmusik oder Wagner zugetraut. Die »Vons« schmissen wohl gerade eine kleine Party. Moment, es war doch Freitag! Da traf man sich doch im Spessart mit anderen Schießwütigen, die gerne Bambis aßen.
    Neugierig stampfte ich über den lehmigen Acker, bis an die hohe Thuja-Hecke, die das Grundstück begrenzte, drückte meine Nase in den Maschendrahtzaun und spannte in einen von exakt getrimmten Buchsbäumen dominierten Garten. Glücklicherweise hatte ich meine Brille auf der Nase und somit scharfe Sicht auf beiden Luken, sodass ich hemmungslos durch das riesige erleuchtete Panoramafenster des Wohnzimmers gaffen konnte. Mühelos entdeckte ich Lena und Louise, drei und fünf Jahre alt, wie sie auf der Couch saßen und hypnotisiert in die Flimmerkiste starrten. Jetzt noch Fernsehen? Jetzt noch überhaupt wach sein? Ich war wie elektrisiert, kletterte mit meinen Gummistiefeln, so gut es ging, über das schmiedeeiserne Tor und schobhektisch Zweige zur Seite, um besser sehen zu können, als die Musik plötzlich lauter wurde. Die Terrassentür war geöffnet worden, drei junge Pärchen spazierten aneinandergekuschelt in den Garten, der schlagartig taghell erleuchtet wurde. Verdammt, an die Fort-Knox-Sicherheitsanlage der von Füssens hatte ich natürlich nicht gedacht. In James-Bond-Manier schmiss ich mich in den Matsch. Shit, hatten die mich gesehen? Oder war ich jetzt sogar in der Hecke hängend auf Band verewigt?
    Während meine Hunde um mich herum verwirrt nach den Mäuschen schnupperten, die Frauchen im Acker wohl gerade entdeckt haben musste, versuchte ich hektisch, ihnen die grell blinkenden Leuchthalsbänder auszuziehen. Gerade hielt ich die Dinger siegreich in den Fingern, als es »Klick!« machte und die bewegungsgesteuerten Strahler wieder ausgingen. Ich rappelte mich auf. Es war stockfinster, trotzdem konnte ich auf einer Gartenbank das Glühen einer Zigarette erspähen und vernahm leises Gekicher. Bei den Pärchen handelte es sich definitiv nicht um Isabella von Füssen nebst Gatten und Gefolge! Gepeitscht von meiner Neugier schluckte ich die Angst vor Entdeckung und Blamage herunter und nahm meinen ganzen Mut zusammen, um einen letzten Blick durchs Wohnzimmerfenster zu riskieren. Dort befanden sich, neben ein paar Bierflaschen auf dem Wohnzimmertisch, auch die beiden älteren Füssen-Zwillinge, die sich anscheinend mit Spielkonsolen vergnügten. Ein wenig kam ich mir schon vor wie eine coole CIA-Agentin, aber leider doch viel mehr wie ein ätzender Stasi-Spitzel, der seine Nachbarn ausspähte. Was hatte ich denn schon Skandalöses entdeckt? Die heilige Babysitterin »Marie« hatte sich eben ein bisschen Unterstützung mitgebracht und dabei vergessen, die Kinder ins Bett zu bringen. Okay, Frau »von« würde sicherlich einen Herzkasper bekommen, aber es war ja alles halb so wild. Dachte ich und war schon dabei, den Rückzug anzutreten, als ein äußerst prägnanter Geruch meinen Riechkolben reizte. Wie angewurzelt blieb ich stehen, schnupperte, schlich zurück und bekam gerade noch mit, dass der glühende Glimmstängel wie ein Glühwürmchen von einem zum anderen wanderte. Die feine Gesellschaft zog sich im geschniegelten Garten der Familie von Füssen genüsslich 'nen fetten Joint rein.
    Man mag mich für spießig halten, aber stoned vier Kinder zu betreuen, das ging meiner Ansicht nach gar nicht. Schlammverschmiert watete ich entschlossen zurück zur befestigten Straße und kam, mit meinen Hunden als Kavallerie, vor der Haustür der von Füssens zu stehen. Ich klingelte, und die Tür wurde mir, um kurz vor Mitternacht, prompt von den neunjährigen Zwillingen geöffnet.
    »Hallo, Linus, hallo, Lennox! Könnte ich mal bitte mit Marie sprechen?«
    »Die ist gerade im Garten!« Gut, so viel wusste ich auch. »Könntet ihr sie bitte mal holen?«
    Die Zwillinge schauten sich kurz verschwörerisch an. »Okay.« Dann verschwanden beide und ließen die Tür sperrangelweit offenstehen. Es dauerte nur ein paar Sekunden, da kam mir ein zierliches, rappeldürres Schneewittchen entgegen, das mir entfernt bekannt vorkam.
    »Ja?«, fragte die junge Dame etwas konsterniert über die nächtliche Ruhestörung mit Blick auf die schmutzige Frau vor der Tür. Unterstrichen wurde das Schauspiel mit kurzem empörtem Blick auf

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