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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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nämlich gewisse Komplikationen auftreten, und besonders als einer spät Erstgebärenden, die Sie im Falle einer Schwangerschaft ja nun mal wären, möchte ich Ihnen dringend davon abraten.« Moment mal! Hallo? Ging das jetzt die ganzeZeit so weiter? Schwangerschaft? Spät Erstgebärende? Im Moment war ich überhaupt nicht gebärend! Und zwar schon aus Prinzip! Mit halbem Ohr hörte ich den Doc jetzt im Hintergrund irgendwas von bakteriellen Infektionen und Verwachsungen faseln, die beim Gebrauch einer Spirale auftreten konnten. In meinen Gehirnwindungen echote allerdings mit Sirenenlautstärke sein »eventuell doch noch«. War das jetzt noch professionell-medizinische Sachlichkeit oder schon eine bodenlose Frechheit? Probierte der Arzt hier gerade, mir durch die Blume irgendwas mitzuteilen? Dabei wollte ich keineswegs die Produktion eines Balgs diskutieren, ganz im Gegenteil. Ich wollte nur eine neue Verhütungsmethode OHNE Pickel und OHNE Hormone haben. Punkt. Das konnte doch nicht so schwer zu verstehen sein.
    Leider war mein Sprachzentrum offenbar auch ein bisschen schwer von Kapee oder hatte ganz eigene Ideen zum Thema, denn ich hörte mich plötzlich mit Vehemenz sagen: »Also, die Spirale dann auf keinen Fall!«
    Dr. Schwarz zog ganz leicht eine Augenbraue hoch. Dann meinte er: »Sagen wir mal so, wenn eine Schwangerschaft für Sie und auch Ihren Partner keine Katastrophe wäre …«
    Er machte eine geradezu theatralische Pause und bohrte seinen Blick in mich, als wollte er auf telepathischem Weg herausfinden, ob ich ein Komplott schmiedete, meinem Freund ein Kind unterzujubeln – Männer entwickeln in diesem Punkt ja oft eine ausgeprägte Solidarität. Dabei hatte er doch von der Babygeschichte angefangen. Das war mal wieder typisch Mann! Erst wollte er mich zur Mutterschaft drängen, weil es ja »langsam Zeit wird«, dann plötzlich so was. Schizophrenie!
    Er fuhr fort: »… also dann gibt es natürlich noch mechanische Methoden. Kondome beispielsweise.«
    Kondome? Pariser? Gummis? Lümmeltüten? Ich war seit dreizehn Jahren mit meinem Kerl zusammen, wenn ich jetztfröhlich mit einem Paket Verhüterlis um die Ecke käme, würde der das als Majestätsbeleidigung ansehen und vermutlich sämtliche horizontalen Aktivitäten mit mir in Zukunft verweigern. Und das Zölibat schwebte mir dann wirklich nicht als Verhütungsmethode vor.
    Ich schüttelte den Kopf: »No chance!«
    Auch beim Diaphragma winkte ich dankend ab, selbst wenn das in Kombi mit Spermizid-Gel nach Auskunft des Arztes angeblich »extrem sicher« sein sollte. Allein die Vorstellung, vor jeder Nummer ein fleischfarbenes Latex-Schälchen mit Glibber zu bestreichen und mir dann hektisch reinzuwuchten, fand ich in etwa so »sexy« wie die Vorstellung, beim Zahnarzt mit einem Gebissabdruckförmchen im weit aufgerissenen Mund zu warten, bis eine klinisch riechende Masse betonhart geworden war. Mit dem Unterschied, dass beim Zahnarzt anschließend keine heiße Leidenschaft erwartet wurde ...
    Der Doc holte hörbar Luft. Vermutlich hatte ich meine Untersuchungszeit schon extrem überzogen, und der Armee Hochschwangerer im Wartezimmer, die nach mir dran waren, blieb ärztliche Betreuung verwehrt. Und das nur, weil sich Blondie Kraus hier gerade wie ein dreizehnjähriger Teenie von Dr. Sommer die Welt der Verhütung erklären ließ, anstatt dafür die Bravo zu konsultieren, wie sich das gehörte.
    »Na, dann wären da natürlich noch die herkömmlichen Mess-Methoden. Wenn Sie mich fragen: Am besten ist die symptothermale Methode.« Symptowas? Herkömmlich? Ich verstand nur Bahnhof. Schwarz zupfte engagiert eine Broschüre aus einem Plexiglashalter, schlug sie vor mir auf und tippte auf das Bild einer lachenden bebrillten Frau mit Thermometer und Bleistift in der Hand. Das Blättchen wirkte eher wie ein Infoheft des Berufsinformationszentrums als irgendwas, das mit dem Themenfeld »Liebe, Sex und Zärtlichkeit« zu tun hatte.
    »Das ist ganz einfach, meine Frau hat die Methode auch angewendet.« Sieh einer an, auf einmal entwickelte der Doktor richtige Begeisterung.
    »Dabei messen Sie jeden Morgen zur gleichen Zeit die Temperatur in der Vagina, nach mindestens sechs Stunden Schlaf. Das wird dann in ein Diagramm eingetra…«
    Ich musste laut auflachen. Mindestens sechs Stunden Schlaf? Immer zur gleichen Zeit? Ein geregelter Tagesablauf beziehungsweise Nachtschlaf und mein Leben waren ungefähr so wesensverwandt wie Florian Silbereisen und Mick Jagger.

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