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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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Dreh- und Moderationszeiten hielten sich traditionell eher an das Prinzip Chaos und selten an 9 to 5-Schemata. Auch die Vorstellung, mir täglich ein Thermometer einzuverleiben und dann noch Diagramme zu malen, klang in meinen Ohren wenig praxistauglich. Doch Dr. Schwarz fand seinen Vorschlag offenbar spitze und dozierte weiter: »Wenn Sie dazu täglich die Konsistenz Ihres Vaginalschleims kontrollieren und in der so ermittelten fruchtbaren Zeit keinen Sex haben beziehungsweise Kondome benutzen, wenn es ›gefährlich‹ wird …« (hier zwinkerte er, oder bildete ich mir das ein?) »… ist die Methode wirklich sehr sicher.« Er geriet geradezu ins Schwärmen..
    Temperatur messen, Diagramme malen, in Schleim rumstochern und dann trotzdem noch Kondome? Na, herzlichen Glückwunsch, das klang ja wirklich unheimlich praktisch. Möglicherweise musste man seine fruchtbaren Tage zusätzlich auch noch nach dem Mondzyklus auspendeln. Ich seufzte innerlich. Würde ich doch wieder zur Pille greifen müssen? Als hätte ich ihm via Gedankenübertragung das Stichwort gegeben, sagte der Doc triumphierend: »Und die Methode hat einen Pearl Index, der fast so niedrig ist wie der der Pille: 0,5.«
    Pearl Index? Pearl? Moment mal, an irgendwas erinnerte mich das. Aber an was? Ich kramte in meinem Gedächtnis. DerArzt missverstand meinen grübelnden Blick und erklärte: »Der Pearl Index sagt aus, wie viele von 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotz Verhütung schwanger werden. Je niedriger die Ziffer, um so sicherer ...«
    »Jepp, jetzt hab ich's!«, rief ich, und schon spielte meine Erinnerungs-Mediathek das angeforderte Filmchen ein:
    Eine winterlich-frostige Parkanlage im Frankfurter Westen einige Jahre zuvor. Man sieht meine Freundin Steffi und mich. Wir sind mit dem frisch aus Griechenland importierten Romeo auf Gassigeh-Tour unterwegs. Mein Wald-und-Wiesen-Dobermann-Mischling ist noch ein ziemlicher Heißsporn ohne Manieren – und verschwindet plötzlich hinter dem nächsten Busch. Verzweifelt rufen wir ihn und suchen ihn in nahezu jedem Gebüsch des Parks – bis wir ihn plötzlich entdecken: mit seinem rosa Prachtschwengel eingestöpselt in eine Cockerspaniel-Dame, fröhlich vor- und zurückjuckelnd. Selbstverständlich direkt neben dem Kinderspielplatz, wo bereits einige Mamis mit hochrotem Kopf ihre neugierig herüberlinsenden Sprösslinge mit mundgerechten Bio-Möhren abzulenken versuchen und was stottern von: »Der tut dem anderen Hund nix, die haben sich nur lieb.«
    Keine Frage: Hier ist der Ruf der Natur erklungen, und Romeo »Black Magic« Kraus macht gerade seinem Namen alle Ehre.
    Den Liebenden wird allerdings das bescheidene junge Glück nicht gegönnt: Ein Typ mit Schnauzbart und Trachtenjanker versucht, meinen Koloss von Rhodos von seiner Gespielin zu trennen, und ruft abwechselnd: »Weg, du Miestvieh« und: »Pearl, Schätzeken, nu komm bei Papa.«
    Steffi kichert: »Er heißt Romeo, nicht Papa.« Ich ramme ihr meinen Ellenbogen warnend in die Seite. Doch zu spät, »Papa« ist schon wutschnaubend in unsere Richtung unterwegs. Mit »Istdas Ihrer?« beginnt das Donnerwetter. Wir erfahren, dass wir es hier keinesfalls mit einem gewöhnlichen Cockerspaniel zu tun haben, sondern mit Pearl Patricia von der Silberau. Von adligem Geblüt mit 1A-Stammbaum. Was außerdem kaum zu übersehen ist: Papi Pearl ist voller Panik, dass mein vergnügungssüchtiger »Drecksköter« sein Nobellöckchen schwängert und in ein paar Wochen niedliche buntgemixte Hundecocktails in seinem Wohnzimmer herumspringen – und zwar gänzlich ohne Anrecht auf das klitzekleinste Adelstitelchen.
    Diese Befürchtung war allerdings berechtigt, denn die Erfolgswahrscheinlichkeit der Begattung ist beängstigend hoch: Erstens war die Cocker-Lady ganz eindeutig läufig, zweitens war Romeo zu diesem Zeitpunkt noch Besitzer zweier beachtlicher Kronjuwelen, derer er erst nach »Pearl Harbor« beraubt werden würde. Und in die beiden prallen Dinger passte mutmaßlich das Rohmaterial für ein paar Millionen Mini-Romeos …
    Ich musste grinsen. Keine Ahnung, ob Pearl damals tatsächlich zur Vielfach-Mama gemacht wurde. Ich hielt es nämlich für schlauer, mich mitsamt der mühsam einen Lachkrampf unterdrückenden Steffi und meinem sexsüchtigen Vierbeiner schnellstmöglich vom Tatort zu entfernen, um eventuell drohenden horrenden vier- bis sechsfachen Unterhaltsforderungen zu entgehen. Dieser Kelch ging dann zum Glück auch an mir vorüber, aber

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