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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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wahrscheinlich war Pearls »Papi« Verhütungswissenschaftler und hatte sich nach dem Romeo-Zwischenfall die Sache mit dem Index ausgedacht. Romeo-Index hätte mir allerdings besser gefallen ...
    »Frau Kraus?«
    Dr. Schwarz bewegte seinen Kugelschreiber vor meinem Gesicht hin und her: »Haben Sie gehört, was ich gesagt habe? Sie schienen plötzlich etwas weggetreten.«
    »Aye, aye, Sir«, antwortete ich gut gelaunt. »Wiederhole: Je mehr Welpen, desto Pearl.«
    Der Gynäkologe musterte mich und mein mutmaßlich grenzdebiles Grinsen skeptisch. Wahrscheinlich überlegte er, ob er mir nicht besser eine Überweisung zum Psychiater schreiben sollte. Im gleichen Moment fiel mein Blick auf das Schwarz'sche Familienfoto auf dem Praxis-Schreibtisch. Und von dem strahlte es gleich fünffach zurück: Mama und Papa Schwarz mit drei Knirpsen: einem etwa sechsjährigen Mädchen mit Zahnlücke, einem Jungen um die vier und einem etwa halbjährigen Baby.
    Ich deutete auf das Bild: »Öhm … Scheint mir ja wirklich extrem sicher, die Verhütungsmethode Ihrer Frau.«
    Jetzt liefen Doktor Schwarz' Ohren tomatenrot an: »Nein, nein, ähm, die Methode funktioniert ja auch umgekehrt: Wir haben sie zur Familienplanung verwendet.«
    »Ah, verstehe, Besamung nach Stundenplan.« Ich zwinkerte dem Doc zu, und seine Ohren wurden noch röter. Wahrscheinlich verfluchte er, das private Bild hier für alle sichtbar aufgestellt zu haben, nach meinem Abgang würde es bestimmt sofort in der Schublade verschwinden.
    »Haben Sie nicht was EINFACHES?«, erlöste ich ihn aus seiner Verlegenheit. »Und sagen Sie jetzt nicht Coitus interruptus. Ein bisschen sicherer darf es schon sein.«
    Dr. Schwarz atmete erleichtert auf: »Äh, ja, vielleicht ist das hier ja was für Sie …« Er kramte hektisch in seiner Schublade. Dann legte er etwas Weißes auf den Schreibtisch, das aussah wie ein dickes Brillenetui. Ich hoffte dringend, dass ich mir dieses Ding nicht einführen sollte.
    »Ein Verhütungscomputer, der die Hormone im Urin misst«, erklärte er. »Da hatte ich gerade eine Schulung zu, eine hervorragende Idee.«
    Schwarz ließ das Etui aufschnappen. Zum Vorschein kam eine Art Mini-Cockpit mit Digital-Display und einem herausnehmbaren Stäbchen, das aussah wie ein moderner Schwangerschaftstest. (Spätestens das hätte mich misstrauisch machen sollen.)
    »Und wann muss man das Pipi messen?«, erkundigte ich mich. »Vielleicht täglich morgens um die gleiche Zeit nach mindestens sechs Stunden Schlaf?«
    »Absolut nicht: Sie können so viel oder wenig schlafen, wie Sie wollen, messen müssen Sie nur acht Mal während eines Zyklus, und für jede Messung haben Sie ein Zeitfenster von sechs Stunden.« Und begeistert fuhr er fort: »Der Computer gibt Ihnen dann grünes Licht, wenn Sie nicht befruchtet werden können, bei Rot müssen Sie noch zusätzlich was benutzen …«
    Ich überlegte. Sechs Stunden Zeit und ein Ampelsystem für ganz Doofe – das sollte selbst ich hinkriegen.
    »Und der Computer irrt sich nie?«, bohrte ich nach.
    »Zu 94 Prozent sind die Ergebnisse zuverlässig. Und Pickel kriegen Sie davon garantiert nicht.«
    »Gebongt«, verkündete ich. »Sie sind erlöst.«
    Tatsächlich sah mein Doc sehr erleichtert aus, als ich ihn aus dem Verhütungs-Verhör entließ. Und auch ich war erleichtert: eine Lösung, wie für mich maßgeschneidert. Bye-bye Clearasil! Und mit diesen Gedanken trabte ich brav zur Apotheke und zerstand für knapp 90 Euro das erste und vermutlich letzte Hightech-Verhüterli meines Lebens …
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    Tja, wenn ich damals etwas genauer nachgedacht hätte, wäre mir möglicherweise aufgefallen, dass 94 Prozent zwar erst mal nach viel klingt, aber umgekehrt eine Schwangerschaftswahrscheinlichkeit von 6 Prozent in einem Jahr bedeutet – ein Pearl Index von 6. Ergo: Sechs Frauen würden trotz Verhütung innerhalb von zwölf Monaten schwanger werden. Aber in Mathe war ich eben noch nie so richtig gut.
    Beim Eiskunstlauf kommt nach der Pflicht die Kür, beim Elternwerden ist es genau umgekehrt. Kulinarisch ausgedrückt: Das süße Dessert wird zu Beginn der Menüfolge serviert. Wenn wir uns mit unserem Liebsten entschlossen haben, das Verhüterli im hohen Bogen in den Mülleimer zu befördern, heißt es in vielen Fällen: Softporno ab. Wenn man wie ich erst 20 Jahre auf Pille und dann auf Hormonring war, ist es ein faszinierendes Erlebnis, plötzlich pünktlich zum Eisprung animalische Gelüste nach wildem, hemmungslosem Sex zu

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