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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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Eine alte Frau ist kein D-Zug«, verteidigte ich mich und feuerte stumm meinen lahmen Computer an.
    »Wohl eher D-Körbchen, was?«, meinte Nicky spitz, und diesen Satz umwehte nicht etwa eine Brise Ironie oder ein Lüftchen Freundlichkeit, sondern eher eine Aura klirrender Kälte. Nicht gut. Gar nicht gut. Jetzt bloß keine Panik aufkommen lassen. Lieber positiv denken: Wenn es tatsächlich schon alle Welt wusste, dann war das eben so. Gab auch Schlimmeres. Irgendwann würde es sowieso rauskommen.
    »Bin drin«, verkündete ich. »Was soll ich tun?«
    »Gib deinen Namen bei Google ein.« Der Gouvernanten-Ton war unverändert.
    Ganz klar, es musste was durchgesickert sein. Komisch nur, dass mein Handy bisher vollkommen ruhig geblieben war – die Reporter von BILD und Co. hatten doch meine Nummer. Sonst meldeten die sich bei jedem Pups – von neuer Frisur bis Botox – und wollten eine Stellungnahme. Nun, gerade konnten sie ja auch nicht anrufen, ich stand schließlich telefonisch in Nickys Diensten.
    Ich seufzte und tippte »Sonya Kraus« ins Suchfeld. Mein Finger schwebte schon über der Return-Taste, als Nicky rief: »Stopp! Welche Suchoptionen schlägt dir die Suchmaschine vor? Lies laut!«
    Ich zuckte mit den Schultern und verkündete, was das Drop-Down-Menü mir präsentierte: »Sonya Kraus Buch, Sonya Kraus Bilder, Sonya Kraus Frankfurt, Sonya Kraus Botox, Sonya Kraus Freund, Sonya Kraus Brust OP …«
    Puh! Mir fiel ein Stein vom Herzen: Die Google-User suchten ganz offensichtlich nicht nach Inhalten, die mich in den Zusammenhang mit den Begriffen »Baby« oder »Schwangerschaft« brachten. Um ganz sicherzugehen, tippte ich noch schnell »Sonya Kraus Baby« ein, drückte auf Return und fand nichts, niente, nada.
    Umso verwunderlicher war Nickys schnippische Frage: »Warum hast du mir nix davon erzählt?« Jetzt war ich ehrlich verwirrt: Worauf, zum Teufel, wollte Nicky hinaus?
    Ich stocherte mal auf gut Glück im Nebel: »Wovon nichts erzählt? Dass ich Botox benutze? Aber das weißt du doch. Ist allerdings inzwischen auch schon wieder länger her …«
    Meine Lieblingsgesichtsentfaltungsmethode hatte nämlich gerade Babypause. Zum Glück bügelte die Östrogenbombe, die vor kurzem in mir explodiert war, die Fältchen jetzt ganz kostenlos aus.
    »Quatsch, Botox. Jetzt tu doch bloß nicht so scheinheilig.«
    Nicky war stocksauer. Wieso, das wurde mir allerdings immer unklarer, denn ganz offensichtlich ging es ihr doch nicht um meine anderen Umstände. Sie jammerte weiter: »Ich muss zugeben, ich bin echt ziemlich enttäuscht, dass du es mir verschwiegen hast. Du warst doch auch bei mir dabei damals. Wo hast du es machen lassen? Auch bei Professor Hermanns? Ich hab am Wochenende bei Steffis Brunch gleich gemerkt, dass was anders ist, ich bin nur nicht sofort draufgekommen. Mensch, Sonya, ich dachte, wir sind Sisters in crime! Hab ich dir was getan? Vertraust du mir nicht mehr?«
    Irrte ich mich, oder schluchzte sie fast? Vielleicht machte ich aber auch gerade Bekanntschaft mit irgendwelchen seltsamen Schwangerschafts-Halluzinationen und träumte dieses merkwürdige Gespräch nur. Ich hatte jedenfalls weiterhin ein solides Brett vorm Kopf: Machen lassen? Professor Hermanns? Doch, irgendwo in meinem Hinterkopf bimmelte es nun leise. Den Namen hatte ich tatsächlich schon mal gehört. Aber wann? Wo? Und vor allem: Warum? Vielleicht sollte ich mir neben einem neuen Rechner auch eine neue Birne anschaffen.
    Plötzlich spuckte dann aber mein Erinnerungsspeicher das Bild einer weißen Villa in einem Frankfurter Vorort aus, daran prangte ein Praxisschild mit güldenen Lettern: Prof. Dr. A. Hermanns, Facharzt für plastische Chirurgie .
    Bingo! Natürlich, das war's! Jetzt wusste ich endlich, wovon meine Freundin die ganze Zeit faselte: Sie hielt mich nicht für schwanger. Ganz im Gegenteil: Sie glaubte doch tatsächlich, ich hätte mir die Möpse auf D aufmotzen lassen! Ich unterdrückte ein befreites Kichern ...
    An dieser Stelle muss ich eine kleine Erklärung einschieben: Nicky – treue Leserinnen kennen sie – hatte sich vor Jahren ihre sehr unterschiedlich großen Brüste chirurgisch angleichen lassen und war darum in meinem Freundeskreis die erste Instanz in Sachen Busen-OP. Ich hatte sie damals bis zur finalen Umsetzung begleitet, und wir hatten beschlossen, dass ich mich vertrauensvoll an sie wende, sollte ich je mit dem Gedanken spielen, im Erkerbereich anzubauen – was mir bisher nie in den Sinn gekommen

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