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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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ganzen Tüte voller Erkältungsmittel (Tarnung) und eines Tests, den ich ganz unauffällig, mit den Worten: »Ach, wo wir schon mal dabei sind, Sie können mir auch noch einen Schwangerschaftstest einpacken«, erstanden hatte.
    So, da waren wir zwei also, dieses seltsame Stäbchen und ich, einsam und verlassen auf dem zartrosa gekachelten Hotelzimmerklo. Irgendwie war die Szenerie für einen so einschneidenden Moment in meinem Leben reichlich nüchtern. Kurz überlegte ich noch, ein Teelicht aufzustellen, schalt mich dann aber eine sentimentale Kitschkuh, rupfte endlich die Schutzkappe vom Teststäbchen und pullerte wild entschlossen drüber. Im Beipackzettel wurde zwar empfohlen, den Test morgens zu machen, weil da die Konzentration der Hormone im Urin größer ist, doch das war mir im Moment echt Pipi. So, Schutzkappe wieder drauf und warten. Zwei Minuten. Mit dem nackten Poppes aufdem Lokus thronend starrte ich eingefroren, den Atem anhaltend, auf die Anzeige.
    Vor einer Ohnmacht wegen Sauerstoffmangels blieb ich verschont, denn nach 45 Sekunden explodierte ein tiefblauer Streifen im Ergebnisfeld. Das Kontrollfeld? Dito! Ergo: schwanger!
    Tja, und etwas sehr Unerwartetes geschah: Eine unendliche Ruhe machte sich in mir breit, und aus den Tiefen meines Bauches strömte ein Gefühl: Freude. Pure, reine Freude.
    Keine Zweifel, keine Angst vor der Schwangerschaft oder der Geburt, keine Skrupel, bald zu der uncoolen Armee der fanatischen Mamas zu gehören. Erstaunlich! Offenbar hatte der Wunsch nach einem Kind tatsächlich in mir geschlummert. Ich war aber wohl so beschäftigt, so zufrieden und so dankbar für mein bisheriges Leben gewesen, dass ich eine derart gravierende Veränderung fürchtete – und meine Sehnsucht wohl ignoriert hatte. Völlig verrückt: Vor exakt einer Woche hatte ich doch noch einen Job mit meiner schwangeren Kollegin Barbara Schöneberger gehabt. Sie beschwor mich: »Sonya, warte nicht zu lang! Wenn du dich dazu entschließt, muss es ja nicht gleich klappen.« Und sieben Tage später war ICH schwanger?
    Meine langsam taub werdenden Beine weckten mich mit heftigem Bitzeln aus meiner Hypnose. Ich saß immer noch in identischer Position mit heruntergelassener Jeans auf dem Pipi-Pöttchen.
    Doch statt mich wieder anständig anzuziehen, streifte ich die Klamotten ab, stellte mich nackig vor den Spiegel und musterte mich. Egal ob von vorn oder von der Seite, da war nichts, rein gar nichts zu erkennen. Irgendwie enttäuschend. Gut, ich war ja erst im ... ersten Monat? Dann war mein Baby wohl »made in Brasil«!
    Stichwort »Brasilienurlaub« – was hatte ich eigentlich da so getrieben? Schlagartig fielen mir all die großen und kleinen Sünden ein, die ich begangen hatte und die für Schwangere strengstens verboten sind: Austern, Sushi, Carpaccio, Cocktails ... Der Knaller war aber der Rückflug, den ich mit Kotztüten auf der Flugzeugtoilette verbrachte. Man kann sich eigentlich keinen angenehmeren Ort für eine Lebensmittelvergiftung vorstellen. Zuhause angekommen, hatte mich der bestellte Notarzt direkt intravenös mit Medikamenten vollgepumpt. Toll! Mein Baby war gerade gezeugt und hatte schon die erste chemische Keule intus.
    Im Geiste sah ich schon wie im Horrorstreifen ein kleines Alien durch meine Bauchdecke brechen. Dieser Moment war wohl der historische Beginn meines Daseins als Mama, eindeutiges Kennzeichen: die ewige Sorge ums Kind! Doch vorerst schob ich alle Befürchtungen beiseite und genoss mein kleines süßes Geheimnis. Ich war also ab jetzt zu zweit, konnte und wollte es erst mal niemandem verraten.
    36 Stunden später konnte ich per Wunder der Technik das Wunder des Lebens beobachten. Auf dem Bildschirm des Ultraschallgeräts begutachtete Dr. Mangold das Ergebnis der von seinem Vertreter empfohlenen Verhütungsmethode.
    »Ja, herzlichen Glückwunsch! Sie sind schwanger!«
    Das war jetzt nicht mehr ganz so überraschend. »Äh, allerdings ... wann sagten Sie eben, war Ihre letzte Periode?«
    Darüber hatte ich ja nun oft genug Auskunft gegeben: »Am 20. Dezember.«
    Dr. Mangold bedachte mich mit einem skeptischen Blick, der mich dazu brachte, noch einmal vehement zu bekräftigen: »Das weiß ich so genau, weil ich direkt nach der Knipsbiopsie bei Ihnen meine Tage bekommen habe.«
    »Mmm ...«, kam es skeptisch vom Mann in Weiß. »Und wann war davor die letzte Menstruation?«
    »Keine Ahnung. Wieso?« Mein Arzt schaute zum ersten Malvom Monitor weg und mich an: »Frau Kraus, Sie

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