Baustelle Baby (German Edition)

war. Wozu auch? Im Augenblick brauchte ich ja nun wirklich keine Hilfsmittel, außer einem guten BH. Und für nichtschwangere Zeiten gab es schließlich Doppelklebeband und Einlagen für den optischen Push-up-Effekt. Dass ich diese Einstellung hatte, war meiner Freundin durchaus bekannt, aberganz offensichtlich entfallen, denn sie hielt den simplen Suchmaschinenvorschlag »Sonya Kraus Brust OP« für einen Beweis meiner »Schuld«.
    Oder gab's da noch mehr? Ich bemühte erneut die Suchmaschine und stieß tatsächlich auf eine ganze Latte von Spekulationen im Netz über meine angebliche OP.
    Am anderen Ende der Leitung holte Nicky nach einer kurzen Pause wieder hörbar Luft. Vermutlich, um ihrer tiefen Enttäuschung weiteren verbalen Ausdruck zu verleihen. Ich musste so schmunzeln über die Entrüstung meiner Freundin, dass ich es mir nicht verkneifen konnte, sie noch ein wenig zu foppen: »Okay, ich gestehe! Ich hab so eine ganz neue Methode aus den USA ausprobiert, nennt sich ›Triple B‹ – Big by Birth of a Baby. Ist total natürlich und fast umsonst, hat aber trotzdem einige Nebenwirkungen …« Ich wartete gespannt auf eine Reaktion, Nicky war definitiv des Englischen mächtig. Trotzdem kam da gar nix, außer einem schlecht gelaunten Schnaufen. Höchste Zeit, sie aufzuklären (blieb nur zu hoffen, dass sie über meinen ›Vertrauensbruch‹ der anderen Art nicht genauso empört war).
    »Halt! Stopp! Bevor ich hier weiter beschimpft werde«, fing ich an, »ist der Frau Detektivin zufällig aufgefallen, dass ich bei Steffi nur O-Saft pur gezischt und um das Gesöff mit Sprit einen Riesenbogen gemacht habe?« Stille am anderen Ende der Leitung. »Und das, obwohl ich nicht mal fahren musste? Na, was kombiniert Sherlock Nicky messerscharf aus diesen belastenden Indizien?«
    Stille in der Leitung. Dann hörte ich ein dumpfes Plumpsen. Aha, sie musste sich jetzt erst mal setzen.
    »Nicky?«
    Immer noch kein Mucks.
    »Hallo? Bist du noch da?«
    »Du … du … bist … schw...« Sie bekam es nicht über die Lippen.
    »… schwanger, ganz genau!«, half ich meiner Freundin in Nöten. »Die D-Duddeln sind der silikonfreie Bonus. Aber über die Hupen-OP denk ich bestimmt mal nach, wenn nach dem Abstillen alles hängen sollte. Natürlich nicht, ohne dich vorher zu konsultieren. Versprochen!« Immer noch geschocktes Schweigen.
    Dann fügte ich sicherheitshalber hinzu: »Du bist übrigens hiermit die Erste, die es erfährt – neben dem Kindsvater, meinem Gynäkologen und meiner Mama. Zufrieden?«
    Es dauerte etwa noch eine halbe Minute, dann ging am anderen Ende der Leitung endlich eine befreiende Lachsalve los, die ungefähr fünf Minuten dauerte und ziemlich ansteckend war …
----
    Auf diese Weise wurde ich schon mal ganz nebenbei auf die brodelnde Gerüchteküche über eine Oberweiten-Vergrößerung »der Kraus« vorbereitet, die in den nächsten Wochen nicht nur in Internetforen, sondern auch in der einschlägigen Presse hochkochte, denn nicht nur Nicky folgte der falschen Fährte. Immer, wenn ich wieder etwas darüber las, grinste ich nur – und schwieg wissend. Das Missverständnis kam mir wirklich sehr gelegen, lenkten doch die zwei Beulen des Balkons auf wundersame Weise, doch überaus effektiv von meinem tatsächlichen Zustand ab.
    ----

    WENN IN DER TAILLE NIX MEHR GEHT – ZEIGT HER EUREN BALKON!
    Tja, mit der legendären 90-60-90-Sanduhrfigur (die übrigens nicht nur ich nie hatte) ist im trächtigen Zustand nicht mehr viel – was nicht heißt, dass wir jetzt als unscheinbares graues Mäuschen rumlaufen müssen. Erster Schritt, um dieses Ziel zu erreichen: Einen Bogen um sämtliche Umstandsmode-Geschäfte machen, denn was einem da angeboten wird, grenzt an Körperverletzung! Dass sich dortvorwiegend formlose Hängerchen auf den Bügeln befinden, hat angeblich damit zu tun, dass die meisten Schwangeren nicht sexy erscheinen mögen. Ein Gefühl, das ich nicht wirklich teile, denn ich fühle mich auch gern im expandierenden Zustand attraktiv. Für alle, denen es auch so geht, hier mein Tipp: Man nehme eine ultragemütliche Leggings (meine war aus Jeansstretch) und dazu eine Hippie-Tunika mit Unterbrustband (auch als Empire-Taille bekannt) sowie, ganz wichtig, tiefem V-Ausschnitt. Der Trick dabei: V-Ausschnitte machen schlank, und das V zeigt genau auf das, was in der Schwangerschaft, abgesehen vom Bauch, sonst noch wächst und gedeiht … Insbesondere Männer werden auf diese Weise zuverlässig davon