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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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Kalenderfunktion und zeigte ihm meine Notiz zu unserem vereinbarten Treffen. »Da steht's, du Schlafmütze: 23. März. Brainstorming ›Zitrone‹. Glaubst du mir jetzt?«
    Julius gähnte und rieb sich das Kinn.
    »23. März? Moment ... Irgendwas war am 23. März.«
    »Bingo! Vollkommen richtig geraten«, antwortete ich. »Unser Treffen nämlich. Lass mich mal durch, ich schmeiß die Kaffeemaschine an, und du hüpfst am besten unter die Dusche. Aber vergiss nicht, dich kalt abzuduschen. Ist gut fürs Gewebe und macht wach für intellektuelle Höhenflüge!«
    Schon hatte ich mir den Weg in Julius' top ausgestattete Hightech-Cucina gebahnt und schaufelte Öko-Fair-Trade-Arabica-Espresso (Julius ist der Ansicht, dass auch jeder Einkauf eine Gelegenheit ist, gutes Karma in die Welt zu bringen) in die glänzende Edelstahlmaschine. Ein Gimmick, das vermutlich so viel kostete wie mein Wagen unten auf der Straße. Julius war nicht nur generös zu allen anderen, sondern auch zu sich selbst. »Nur wenn du dich selbst liebst, kannst du auch andere lieben« hieß sein gern und oft zitiertes Credo.
    Doch im selben Moment, in dem ich das Wasser in den Tank der Espressomaschine kippen wollte, ertönte ein ebenso ohrenbetäubendes wie unzweideutiges »Verdammte Scheiße, Scheiße, Scheiße!« aus der Diele. Das klang ja so gar nicht nach meinem stets gut gelaunten Zen-Zauberer. Wahrscheinlich war er wieder mit der Vase zusammengestoßen. Aber was mein Julius war, der würde sich schon schnell wieder mit irgendwelchen Yoga-Atemübungen beruhigen. Kein Grund zur Aufregung! Ich schnappte mir ein Küchentuch, um die kleine Überschwemmung wegzuwischen, die ich vor lauter Schreck mit dem Kaffeewasser veranstaltet hatte, als er auch schon vor mir stand. Gar nicht mehr verschlafen, sondern hellwach – allerdings ausnahmsweise ziemlich blass um die Nasenspitze.
    »Sonya, du musst mir helfen. Ich muss nach L. A.«
    Jetzt war ich verwirrt.
    »Nach L. A.? Wie? Was? Wann?«
    »Sofort! Der Check-in schließt in einer Dreiviertelstunde, ich hab mich im Tag vertan, verdammt!« Er wedelte mit einem E-Ticket. Dann fügte er hinzu: »Das ist ein wahnsinnig wichtiges Meeting, da geht's um was. Los, bitte, Sonya! Dich schickt das Universum, zusammen schaffen wir das!«
    Gott sei Dank, da war er wieder, der Julius, der an die überirdisch guten Energien des »Universums« glaubte, die ihm normalerweise ja auch immer weiterhalfen. Drei Minuten später wirbelte ich wie eine hyperaktive Bibi Blocksberg durch Julius' Schlafzimmer, schmiss Herrensocken, Unterhosen, T-Shirts, Badeklamotten (es ging schließlich nach L. A.: Santa Monica, Venice Beach sowie andere kalifornische Traumstrände waren nicht weit) und weitere Kleinigkeiten in seine Reisetasche, während er eine Turbo-Dusche nahm und mit der Zahnbürste an der Kauleiste genuschelte Anweisungen dazu gab, was ich einpacken sollte.
    Gut fünfzehn Minuten später saßen Julius und ich in meinem Auto, mit dem ich mich nun für den Rekord in der unterschätzten Disziplin »Wohldosierte Geschwindigkeitsübertretung, so gerade, ohne geblitzt zu werden« qualifizierte.
    Genau 23,5 Minuten später erreichten wir das Abflug-Terminal am Frankfurter Flughafen. Julius sprintete los, ich schlenderte hinterher: Ich hatte ja nun Freizeit, nachdem mein »Business Meeting« flachgefallen war. Mal schauen, ob ich mir ein bisschen neuen Lesestoff besorgen könnte, und dann wollte ich erst mal ein Kräuterteechen, einen Saft und ein Croissant genießen.
    Ich hatte es mir gerade im Café mit der Zeitung gemütlich gemacht, da piepte mein Handy.
    Juhu! Bin drin! Ohne dich hätte ich das nie hinbekommen. Du hast was gut bei mir. Kuss, J.
    Gänsehaut – wow, was für eine Aktion! Ich fühlte mich wie Superwoman, die Retterin in der Not! Mein Notizblock mit der Überschrift »Zitrone« war zwar noch gähnend leer, aber was bedeutete das schon? Mein bester Kumpel war tatsächlich auf dem Weg nach Kalifornien zu seinem wichtigen Meeting, das er ohne mich verpasst hätte. Verrückt! Wieder einmal merkte ich, dass Helfen glücklich macht.
    Gut eine Stunde später setzte ich mich wieder hinters Steuer, um den Wagen vom Kurzzeitparkplatz ins Parkhaus zu fahren, bevor ich den Aufzug zum ICE-Gleis unter dem Flughafen nahm. Die Deutsche Bahn sollte mich sicher, schnell, bequem und ökologisch korrekt nach Köln bringen. Doch noch bevor ich den Anlasser betätigen konnte, fühlte ich das Kribbeln in der Nase.
    Haaaa...TSCHI!
    Beim

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