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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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...«
    »Entschuldige, dass ich dich unterbreche, aber für deine Reise-Orga hab ich jetzt echt keine Zeit. Entweder du bist da oder eben nicht. Tschüss!« Und damit beendete ich das Gespräch.
    Sofort klingelte es wieder. Ich drückte das bimmelnde Ding Steffi in die Hand und widmete mich stöhnend meinem Kissen.
    »Ist gerade etwas schlecht ...«, hörte ich meine Freundin sagen. »Mann, die liegt auf'm Boden, windet sich wie irre und stöhnt vor Schmerzen. Oder glaubst du, das, was du da im Hintergrund hörst, ist Chopin?« Ach, meine Steffi war einfach die Beste.
    Ich hörte noch ein »Ja, ja ...«, was sich eindeutig nach »Leck mich am Arsch« anhörte, und dann legte sie auf.
    »Ich soll dir ausrichten, Kräuschen, er versucht alles, um herzukommen.«
    »Ist mir jetzt auch egal«, schnappte ich, was wirklich der Wahrheit entsprach. »Sag lieber mal, wie's mit meinem Timing aussieht!«
    Steffi blickte auf ihre Uhr und wurde, trotz ihrer Sommerbräune, ein bisschen blass. »Alle fünf Minuten! Wir sollten schauen, dass wir heimkommen!«
    Nach drei weiteren Bodenturnübungen meinerseits kamen wir endlich mit meinen stark verstörten Hunden zu Hause an. Meine Mutter hatte schon den gepackten Klinikkoffer sowie die Autoschlüssel in der Hand.
    »Ich wollte gerade aufs Feld fahren und euch holen!«
    »Ist, glaub ich, besser, wenn ich fahre!« Da war ich mir zwar nicht so sicher, aber ich legte keinen Einspruch ein, als Steffi meiner Mutter den Schlüssel abnahm. Und so startete unsere kleine Reisegruppe in Richtung Krankenhaus ...
    Fünf Stunden später, in einem gemütlichen kleinen Zimmerchen, das großkotzig als »Kreißsaal 3« bezeichnet wurde, war ich immer noch stöhnend und grunzend mit Ausdruckstanz der besonderen Art beschäftigt.
    Laut Esther flutschte alles ganz prima. Unter »flutschen« verstand ich allerdings was ganz anderes. Während mein Baby sich fleißig feiern ließ, hatte mein Freund im 30-Minuten-Takt Rapport darüber abgelegt, wo er sich gerade befand: Um Mykonos zu verlassen, hatte er tatsächlich einen Helikopter gechartert, war in Athen gestrandet und bettelte jetzt am Counter um ein Ticket für die ausgebuchten Maschinen nach Frankfurt.
    »So, Sonya, dein Muttermund ist jetzt etwa acht Zentimeter geöffnet, bei zehn können wir loslegen.« Loslegen? War meine Hebamme irre? »Esther! Loslegen? Damit bin ich seit heute Morgen um sechs beschäftigt!«
    »Na ja, wenn du noch eine PDA möchtest, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt.«
    »Gib mir Heroin, Kokain, Quecksilber – egal! Aber mach, dass das aufhört!«
    Kurze Zeit später hatte ich meinen Schuss für Weicheier in die Wirbelsäule bekommen und rannte selig high und vergnügt auf der Entbindungsstation herum. Denn jetzt galt es, nochschnell das Runde durchs Eckige zu schießen. Mein Golden Goal: eine Entbindung vor dem Anpfiff! Nicht, dass ich ernsthaft auf das Malzbier bei Steffi spekulierte. Aber ein Baby während des WM-Finales zur Welt zu bringen? Keine gute Idee!
    Zwei Stunden später war es dann endlich so weit. Applaus, Applaus, Applaus: Er kam – pünktlich zum Anpfiff: der Papa!
    »Dein Freund steht vor der Tür. Möchtest du ihn dabeihaben?«, wollte Esther wissen.
    »Auf gar keinen Fall! Jetzt kann ich den auch nicht mehr gebrauchen.« Mein Bauchgefühl, von dem ich ja im Moment mehr als genug hatte, sagte mir, dass mein Finale eventuell etwas turbulent werden würde. »Mama, ich glaub, du gehst jetzt auch besser raus ...«
    Als hätte der kleine Kerl nur auf den großen gewartet, begann jetzt auch mein ganz persönliches Endspiel.
    »In einer halben Stunde haben wir's geschafft«, meinte meine Trainerin Esther optimistisch. Und dann kam es, das berühmte Kommando: »Pressen!«
    Tja, drücken wir's mal harmlos aus. Bei mir ging es – wie in Südafrika – in die Verlängerung. Und leider blieb mir auch ein Elfmeterschießen nicht erspart.
    Mein »Endspiel« dauerte insgesamt unfassbare drei Stunden. Genauere Schilderungen erspare ich allen Lesern (jedenfalls an dieser Stelle), weil ich einfach mal voraussetze, dass Sie sich nicht für Filme wie Das Kettensägen-Massaker oder Blutlust erwärmen können.
    Mittlerweile war das Kreißsaal-Team um zwei Krankenschwestern, einen Arzt und eine Assistenzärztin angewachsen.
    Als das winzige Würmchen dann endlich auf mir lag, erlebten die versammelte Mannschaft und ich noch ein echtes Highlight: den Starauftritt des frischgebackenen Vaters. Die Tür ging auf,und mein

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