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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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genutzt werden, als Dampfantrieb für Erledigungen aller Art. Freitag und Samstag, bei Temperaturen um die 30 Grad, legte ich also den Turbo ein: Der Baumarkt wurde frequentiert, die Palme scheibchenweise abgesägt, der Keller aufgeräumt. Ich war einfach nicht zu stoppen.
    Aber es half alles nix! Jedes Mal, wenn mein Freund sich artig per Telefon meldete, gärte es in mir.
    »Ach ja, ist schon ganz nett hier, aber wir gehen immer so wahnsinnig spät essen, und du weißt ja, das vertrage ich gar nicht. Und abends kühlt's ziemlich ab ...« Wie schön für ihn! In Frankfurt kühlte im wahrsten Sinne des Wortes nichts ab. Nachts fiel die Außentemperatur nicht unter 25 Grad, und mein Stimmungsbarometer zeigte immer noch auf stinksauer .
    Dass die Kombination lavaheiße Wut, blinder Aktionismus und heftigste Hitze tatsächlich wie der ultimative Schnelle Brüter fungierte, hatte ich Dumpfbacke leider überhaupt nicht auf dem Schirm.
    Erst am Samstagabend, als ich mich vor die Glotze wuchtete, um mir das WM-Spiel um Platz 3 zwischen Uruguay und unseren Jungs anzuschauen, merkte ich, dass ich es mal wieder etwas übertrieben hatte. Mein Bauch war hart, die Beine fühlten sich schwer an, und ich glühte wie eine Supernova. Höchste Zeit, sich in die Falle zu verabschieden, wo ich sofort komatös tief einschlief ...
    ... um pünktlich um sechs Uhr am Sonntagmorgen aufzuwachen. Ah, was hatte ich wieder für wirres Zeug geträumt! Schwer gerädert hievte ich meine Haxen aus dem Bett, doch der obligatorische Gang zu meiner Pipi-Pilgerstätte wurde zur Tortur. Autsch! Heftiges Bauchzwicken trieb mich wieder zurück in meine Koje. Das hieß wohl erst mal brav im Bettchen bleiben und ausruhen. Heute Abend war endlich WM-Finale. All meine Freunde guckten bei Steffi, und extra für mich hatte die Gute ein Sixpack Malzbier in den fünften Stock geschleppt. Damit wollte ich Strohwitwe es wild krachen lassen. Im Moment fühlte es sich allerdings so an, als würde bei mir gerade was krachen. Mittlerweile lag ich schon seit über einer Stunde völlig regungslos, als hätte man mich an die Matratze getackert, auf meinem Bett. Aber besser fühlte ich mich leider immer noch nicht.
    Und was macht man im zarten Alter von 36, wenn es einem mittelprächtig schlecht geht? Man ruft die Mama an!
    »Mama, kannste mal runterkommen?« Glücklicherweise lebte meine Mutter genau über mir. »Mir geht's nicht so gut ...«
    Mir war bis dato nicht klar gewesen, dass meine Mutter das Beamen beherrschte, aber nach maximal drei Sekunden stand sie an meinem Bett: »Was ist? Geht's los?«
    »Ach Quatsch! Nur ein bissl Bauchzwicken«, beruhigte ich sie – aber vor allem doch mich. »Ist aber besser, du gehst mit den Hunden raus!«
    Meine Mutter musterte mich misstrauisch. »Ich glaube, da geh ich nur mal 'ne kleine Runde ...« Mit einem typischen »Mirkannst du nix vormachen!«-Blick verschwand die zukünftige Oma. Heiliger Bimbam, der Ausdruck auf dem Gesicht meiner Mutter brachte mich endgültig um meine Contenance.
    Es war Sonntagmorgen, 7:30 Uhr. Konnte ich da meine Hebamme anrufen? Auf keinen Fall! Mir Weichei saß wahrscheinlich gerade nur ein Pups quer. Dafür wollte ich eine hart arbeitende Frau mit vier Kindern nicht aus den Federn klingeln.
    Bis fünf nach acht hielt ich durch.
    »Esther, Entschuldigung, dass ich dich am Sonntagmorgen störe, hier ist die Sonya ...«
    »Ist doch kein Problem ...« Esther war ganz entspannt. »Was ist denn? Geht's los?«
    »Nee, nee!« Waren jetzt alle um mich herum gaga? Aus Filmen wusste man ja, wie eine gebärende Frau sich gebärdete: wie eine Besessene! Mit unsäglichen Schmerzen hatte mein seltsames Seitenstechen so absolut gar nix zu tun. »Nee, mein Bauch ist ziemlich hart und tut auch ein kleines bisschen weh. Sind das vielleicht Übungswehen?« Als werdende Mutter hatte ich mich selbstverständlich gebildet und diverse Schwangerschaftsratgeber durchgearbeitet. Esther aber lachte mich nur aus: »Glaub mir, dein Bauch hat schon genug geübt. Miss doch mal die Abstände.«
    Ich war irgendwie überfordert. »Welche Abstände?«
    »Mann, Sonya, die deiner Wehen!«
    WEHEN? HEUTE? Auf keinen Fall!
    »Esther, das sind keine Wehen, das tut gar nicht richtig weh ...«
    Meine Hebamme lachte: »Keine Sorge, das kommt noch! Miss die Abstände und ruf mich zurück!«
    Klack, sie hatte aufgelegt. Hektisch schnappte ich mir mein Handy, machte die Stoppuhr klar und horchte angestrengt in mich hinein ...
    »Hallo, Esther,

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