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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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kreidebleicher Inselurlauber stand stumm und bewegungslos im Türrahmen, die Klinke wie einen Rettungsanker fest umklammert. Man sah ihm an, ER hatte gerade entbunden!
    »Oh, hallo!«, begrüßte Esther ihn fröhlich. »Willst du vielleicht die Nabelschnur durchschneiden?« Sie hielt ihm aufmunternd eine Schere entgegen.
    Wie bei einem Chamäleon bewegten sich seine Augen plötzlich schielend völlig unabhängig voneinander. Das linke sondierte hektisch den Raum, während das rechte erst mich, danach den Kleinen scannte, um dann geschockt auf der dargebotenen Schere zu verharren. Auch das andere Auge wanderte daraufhin in Richtung Schneidewerkzeug. Seinem Gesicht nach hätte man annehmen können, ihm wäre die Nabelschnur zum Durchknabbern gereicht worden. Der ganze Mann zuckte zusammen, die Augenlider flatterten, und er öffnete den Mund. Oh, oh, ich ahnte Schlimmes. Doch statt den Fußboden mit weiteren Körperflüssigkeiten zu düngen, hielt mein Kerl sich ritterlich, schüttelte energisch den Kopf und gab die denkwürdigen Worte: »Äh-äh!« von sich. Tja, und weg war er.
    Wow! Mein Held! Mein Retter in der Not. Ja, oder so ähnlich ...
    Mir war's wurscht, denn so langsam setzte bei mir eine Droge ein, gegen die die PDA ein läppisches Schnäpschen gewesen war: das Mutterglück!
    Ich schaute dieses winzige Wesen an, und mein Herz öffnete sich. Quatsch, es riss auf wie der Schlund eines Vulkans. Statt vernichtender Lava strömten jedoch die heißen Liebesstrahlen einer Supernova aus meinem Herzen. Es war unglaublich! Liebe, pure, reine, unendliche Liebe durchströmte mich.
    Felsenfest davon überzeugt, dass ich nie etwas mehr lieben könnte als meine Hundis – erst recht keinen Kerl –, wusste ich jetzt: Ich hatte mich kräftig geirrt. Das hier waren ganz neue Dimensionen ...
    Mit den elterlichen Sorgen ging es allerdings auch gleich los, als Esther mir mein Baby zum ersten Check-up entwendete. Bange Minuten. Dann war endlich klar, dass der kleine Kicker mit Komplettausstattung geliefert worden war. Alles dran, was dran gehörte!
    Mein Baby wurde, vom Schmierfilm befreit, wieder bei mir geparkt. Ich spürte, ich war dem Paradies ein Stückchen näher gekommen und völlig happy-high.
    Dieser Zustand wurde sofort ausgenutzt. Der Doc fing an zu flicken, was von meinen erogenen Zonen noch übrig war. Währenddessen waren diverse Krankenschwestern damit zu Gange, das Schlachtfeld zu säubern. Erst jetzt bekam ich mit, dass rund um mein Bett säckeweise rot gebatikte Handtücher und Bettwäsche eingesammelt wurden – und die gegenüberliegende Wand auch abstrakte Graffiti in Blutrot verpasst bekommen hatte.
    Das kleine Monster, das so friedlich auf mir schlief, hatte ganze Arbeit geleistet.
    Mutter Natur ist doch eine blöde Schlampe! Das Runde muss durchs Nadelöhr – wer kommt auf so eine Scheiß-Idee? Warum können wir Mädels nicht ganz lässig und schmerzfrei Babys auf die Welt bringen, die das Format einer schlanken Coladose haben, und sie dann gemütlich, wie die Beuteltiere, in einer Hautfalte ausbrüten? Wieso, zum Henker, konnten Männer schmerzlos Kinder kriegen? Mein Neid auf alle, die im Stehen pinkeln können, potenzierte sich mit jedem Nadelstich. Nach einer weiteren schmerzvollen Stunde war mein Totalschaden repariert. Mini-Me und ich waren endlich gästetauglich, Oma und Superdad konnte Einlass gewährt werden.
    »Huhu ...« Mein Freund sah wieder einigermaßen okay aus. »Es tut mir so leid, dass ich vorhin gleich wieder gegangen bin. Aber erst höre ich dich drei Stunden wie 'ne Mischung ausHardcore-Porno und Der Exorzist brüllen, und dann komme ich hier rein und suche überall das Schaf, das geschächtet worden ist!«
    »Das Schaf heißt Sonya.« Er lächelte gequält. »... und du kannst es wiedergutmachen: Hol mir 'nen Hamburger, 'ne Coke und 'nen Sechser-Chicken. Und frag die anderen auch, ob sie was wollen!«
    Hallo, es war kurz vor Mitternacht, ich hatte seit der Melone nichts mehr gefuttert, einen Ironman hinter mir und einen Milchsauger an mir. Ohne Murren und Diskussionen über Acrylamat & Co. zischte er artig ab.
    Eine Viertelstunde später war unser Futter da, und während alle entspannt schmatzten, sah sich mein Freund zum ersten Mal, ganz vorsichtig, sein Baby an, und etwas sehr Seltsames passierte mit ihm. Seine Augen wurden groß, traten leicht hervor – und wie bei Dagobert Duck die Dollarzeichen erschienen bei meinem Kerl Herzchen in den Augen. Ich schwöre, genau so war's!

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