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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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Hausgeburt ein Baby auf die Welt pressen, wenige Stunden später schon wieder Wäsche waschen und abends den Ehegatten bespringen.
    Genau zu denen gehörte ich ... nicht!
    Himmel, was hatte dieser knapp 3.000 Gramm schwere Winzling nur mit mir angestellt? In der Birne war ich happy und völlig hormon-high, ich strahlte vor Liebe, als hätte ich Plutonium gefressen, und war von einer Wochenbettdepression so weit entfernt wie Rainer Calmund von Size Zero. Aber es gab auch Schattenseiten ...
    20 Stunden waren seit dem Touchdown meines Babys vergangen. Und ich lag immer noch brav aufgebahrt im Krankenhaus. Meine Hebamme hatte mir dringlichst eingebläut, mindestens zwei, besser drei Tage nicht aufzustehen.
    Lustig, denn an Stehen war gar nicht zu denken, selbst Sitzen war Folter. Wie eine Diva thronte ich also auf meiner rollbarenLiegewiese und kommandierte meinen Freund herum. Er sollte gefälligst auch ein bisschen leiden! Bereitwillig und tapfer nahm er dieses Joch auf sich.
    Gleich nach der Entbindung war er mit mir in ein sogenanntes Familienzimmer eingezogen, wo er damit beschäftigt war, seinen Sohn anzubeten und mich zu betüddeln. Irgendjemand hatte ihn anscheinend mit Pattex ans Baby gepappt, denn nur gelegentlich entschwand er mal für ein Stündchen, um die Milchkuh (mich) mit hochwertigem Futter zu versorgen.
    Diese kurzen Momente der Privatsphäre nutzte ich, um die allerdringlichsten menschlichen Bedürfnisse zu verrichten, denn meine kleinen Ausflüge, bestehend aus normalerweise zirka zehn Metern Fußmarsch, waren nicht gerade schön anzuschauen: Wie eine Seekuh rollte ich mich vom Bett, glitt zu Boden und robbte dann liegend, nur mit den Armen als Hilfsmittel, Richtung Klo. Ziel der »Aktion Seehund« war, meinen Beckenboden so wenig wie möglich zu belasten.
    Doch spätestens beim Aufsitzen aufs Pöttchen zweifelte ich daran, jemals wieder Sex zu haben. Schon der Gedanke an einen o.b. Mini trieb mir den Angstschweiß auf die Stirn. Gut, auf's Poppen konnte man ja notfalls auch die nächsten zehn bis zwanzig Jahre verzichten ...
    Die aktuelle Bedrohung für meinen Beckenboden war zwar ähnlich beängstigend wie Sex, jedoch leider unaufhaltsam und unausweichlich. Nun ja, es gab eben dringende tägliche Verrichtungen, die sich nicht bis nach der Menopause aufschieben ließen, falls ich mir nicht gleich noch einen künstlichen Darm- nebst Blasenausgang legen lassen wollte.
    Verdammt! Wie überlebten das bitte Frauen mit Viereinhalb-Kilo-Kindern? Mein Kleiner war ja mit noch nicht mal drei Kilo ein echter Slimliner. Wer hatte sich diese beschissene Fehlkonstruktion der menschlichen Geburt eigentlich ausgedacht?
    Vielleicht hätte ich doch der sehr großen Kaiserschnitt-Fangemeinde beitreten sollen?! Eine geplante Entbindung war ja in meiner Branche fast Pflicht. Der Slogan »Save your love channel!« machte plötzlich verdammt viel Sinn. Die Vorstellung, bäuchlings aufgeschnitten zu werden, hörte sich zwar auch nicht nach Spaß an, aber meine pragmatische Denkweise, getreu dem Motto »Wo es reinkam, kommt es auch wieder raus!«, war wohl doch etwas naiv.
    Während des nächsten Unterbodenchecks, bei dem ich für Arzt und Schwestern brav die Beine spreizte, wollte ich es dann genau wissen:
    »Herr Doktor, ist denn bei mir alles normal gelaufen?«
    »Na ja, also die stereotype, ganz normale Geburt gibt es selten. Sie hatten fantastische kraftvolle Wehen. Bei den Presswehen hat leider die Muskulatur Ihres Beckenbodens auch fleißig mitgemacht, um nicht zu sagen, dichtgemacht, und das Baby festgehalten ...«
    »Aha! Und wie haben Sie den Kleinen dann befreit?«
    Mir fehlte jede Erinnerung, am Ende des Gefechts, nach zweieinhalb Stunden Presswehen war ich irgendwann völlig weggetreten.
    »Nun, dem Baby ging es gut, aber Sie haben schlapp gemacht.« Jaaaah, ich erinnerte mich dunkel, ich hatte um Gnade gewinselt. Stolz und Scham waren eben das Erste, was bei einer Geburt in der Nierenschale landete. »Herr Doktor! Bitte Tacheles, ich will es wissen!«
    »Wir mussten schneiden, um die Saugglocke anzusetzen. Sie kamen uns allerdings mit einer extrem kräftigen Wehe zuvor und schossen uns das Baby förmlich in die Arme.«
    Ahhhh ja. Das musste der Augenblick gewesen sein, als alle hysterisch »Nicht mehr pressen!« schrien. Mir war schlecht.
    »Leider ist dabei dann der Damm noch weiter gerissen.« Okay, jetzt war mir kotzübel.
    Ich versuchte, meine Übelkeit mit Galgenhumor zu kurieren: »Wow! Wie die blutigen

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