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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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Morgen.
    Nicht das Krähen meines Würmchens riss mich dann aus dem Schlaf, sondern ein mir wohlbekanntes Brennen. Na sauber, ich hatte mir eine gepflegte Blasenentzündung gekühlt.
    Aber gut, auf eine Stelle mehr, die sich wie mit einem scharfen Messer malträtiert anfühlte, kam es ja jetzt auch nicht mehr an.
    Mittags hatten wir Besuch von meiner Schwägerin, einer erfahrenen Mami, und die brachte die tollsten Geschenke der Welt mit: einen Schwimmreifen – auf dem konnte ich zumindest für wenige Minuten schmerzgelindert sitzen. Und Boxershorts! String-Tangas wirkten auf mich gerade so gemütlich wie ein Nagelbrett ...
    Dienstagabend orderte ich bei meinem persönlichen Chef de la cuisine Thaifood aus einem ganz speziellen Imbiss und wusste, ich hatte jetzt gute 45 Minuten, um Dinge zu tun, bei denen man kein Publikum und erst recht nicht den eigenen Kerl gebrauchen konnte.
    Mittlerweile waren fast 48 Stunden seit meiner »Let's fetz!«-Geburt vergangen. Höchste Zeit, mal mutig nachzusehen, was vom medizinischen Fachpersonal immer so interessiert begutachtet wurde.
    Bei meinem Vorhaben wollte ich auf keinen Fall gestört werden. Normalerweise klopften ja Schwestern und Besuch brav an, aber man konnte nie wissen! Ich robbte also aus dem Bett, löste die Bremse des zweiten Betts, in dem Superdad nächtigte, und schob das Ding kriechend vor die Tür. Mein täglicher Bewegungsbedarf war damit eigentlich schon gedeckt. Erschöpft hievte ich mich wieder auf mein Lager.
    Mit Affenarmen fingerte ich an meinem Nachttischchen herum, streckte mich und erfühlte bald das Objekt meiner Begierde: den Kosmetikspiegel, mit Vergrößerungsfunktion!
    So, CSI Kraus war startklar für die Untersuchung des Tatorts. Nur meine Psyche hatte gerade gar keine Lust auf eine Konfrontation mit brutalen Realitäten.
    Zeit für ein aufmunterndes Selbstgespräch: Was wäre das Worst Case Szenario? Dass ich bei der Miss-Muschi-Wahl leider nicht mehr als Favoritin ins Rennen gehen würde? Selbstverständlich war das dramatisch, die Karriere-Option »Pornoqueen« rückte in weite Ferne. Das war natürlich hart, aber irgendwie doch zu verkraften.
    »Auf jetzt!«, sagte ich laut zu mir, schälte mich aus den geblümten Boxershorts, spielte Käfer in Rückenlage, spreizte die Haxen, brachte das Spiegelchen in Position – und gaffte ungläubig hinein ...
    Was ich sah, war erschreckend. Grotesk! Das konnte nicht sein!
    Traumatisiert ließ ich mich zurück auf den Rücken fallen. Licht, ich brauchte Licht!
    Es war acht Uhr abends, Mitte Juli und noch vollkommen hell. Trotzdem drückte ich auf der Tastatur neben meinem Bett alle Lichter an, und das Zimmer erstrahlte im kalten Neonlicht. Dass die Gardinen nicht zugezogen waren und man mir von gegenüber bei meiner Unterbodeninspektion wunderbar zuschauen konnte, war mir gerade schnurz! Hektisch schnappte ich mir erneut den Spiegel und starrte mich an. Die Festbeleuchtung hatte nichts wesentlich verändert. Was ich dort im Spiegelchen erblickte, konnte nicht ich sein! Wo war bitte die Schwarzafrikanerin, der dieses Körperteil in meinem Spiegel gehörte? Alles war schwarz! Bis auf eine haarfeine Linie in Hellrosa sah ansonsten aber alles ganz normal aus.
    Das Spiegelbild bestätigte mir dann auch – weiter oben hing tatsächlich ich käsige Kuh an dem Kohlenkeller. Exakt ab Oberkante Venushügel verblasste die Pigmentierung. Ich klappte, so gut ich konnte, den Poppes hoch – und auch da: schwarz-weiß! Ein Pandapopo!
    Fasziniert begaffte ich weiter meinen Bicolor-Hintern. Doch irgendwas stimmte da nicht mit meiner neuen exotischen Hautfarbe ... irgendwie hatte die einen Stich ins Violette. Und da machte es auch in meinem stilldementen Schädel »Klick«. Meine Intimzone zierte ein Veilchen. Ein megafettes Veilchen! Als wäre das arme Ding da unten Opfer einer heftigen Schlägerei geworden.
    Erleichtert ließ ich die Beine sinken, schwang mich geradezu übermütig vom Bett und beseitigte die Barrikade vor der Tür.
    Mir war jetzt glasklar, warum sich mein Untergeschoss so gefoltert anfühlte. Ich war eine Kriegerin und hatte meine Schlacht siegreich, aber eben nicht ohne Blessuren überstanden.
    Die Frage »Kaiser oder Kriegerin?« muss jede von uns selbst beantworten.
    Hämatome und Co. sind zwar verdammt schmerzhaft – zeitweise erstrahlte ich in herrlichem Blau, dann wurde ich grün, und nach drei Wochen hätte mich jeder Gynäkologe für gelbsüchtig gehalten –, aber sie verschwinden irgendwann

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