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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition)
Autoren: Sonya Kraus
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empfing. Eigentlich bin ich ja wenig genant, aber dass ich – Kraus, die Kuh und ihre milchspendenden Dudus – Talk of the team waren, war mir doch hochnotpeinlich. Den Todesstoß versetzte meiner Intimsphäre allerdings der liebe Fabi, der mir stolz berichtete, dass er die kostbare Ware im Kühlschrank des Produktionsbüros untergebracht habe. Selbstverständlich vor hungrigen Teammäulern gesichert, ganz diskret, mit einem großen Zettelversehen: »Achtung: Muttermilch Sonya! Finger weg!« Na gut, es hätte schlimmer kommen können: Er hätte es auch auf Facebook posten können!
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    Damit wären wir dann auch direkt mitten im nächsten Thema:



UNSERE KLEINE MILCHBAR UND DIE KOSTEN-NUTZEN-BILANZ: WAS FÜR DIE ERÖFFNUNG SPRICHT – UND WAS DAGEGEN
    Wahrscheinlich werde ich nach meinem Geständnis bei nächster Gelegenheit von der Leche-Liga öffentlich gesteinigt, denn deren inoffizielles Motto lautet ja bekanntlich »Still oder stirb«. Aber was soll's, es ist nun mal die Wahrheit: Ja, ich bin des Frevels schuldig! Ich hatte doch tatsächlich zunächst nicht vor, mein Baby zu stillen. Ich war sogar wild entschlossen, mich gegen den Trend zu stemmen. Und dafür konnte ich handfeste Gründe ins Feld führen, die der militanten Still-Armee vermutlich gar nicht in den Kram passen. Also, bitte festhalten, der folgende Absatz könnte Glaubenssätze erschüttern:
Stillen schützt kein Stück vor Allergien und Asthma: Falls Ihnen gerade der Kiefer runterklappt – so ging's mir auch. Eben dies ist aber eines der Ergebnisse einer ziemlich sorgfältigen und aufwändigen kanadischen Langzeitstudie mit über 1.000 Kindern über einen Zeitraum von sage und schreibe 26 Jahren hinweg. Die Forscher der medizinischen Fakultät der McMaster University in Hamilton, Ontario, hatten untersucht, ob Stillen tatsächlich vor Allergien und Asthma schützt. Genau das wird ja immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt – kaum eine Babyseite, auf der es nicht behauptet wird. Tja, und plötzlich ist es nur noch ein Gerücht wie das, dass Spinat viel Eisen enthält.Dieser Mythos wurde ja auch sehr lange liebevoll gehegt und gepflegt und von den Spinatfreunden nur sehr widerwillig aufgegeben. Also, noch mal zum Mitschreiben: Stillen schützt weder vor dem einen (Allergien) noch vor dem anderen (Asthma). Aber das ist noch nicht alles, jetzt kommt erst der Knaller:
Stillen begünstigt sehr wahrscheinlich sogar Allergien und Asthma: Gemäß derselben Studie entwickelten gestillte Kinder nämlich später – zwischen 9 und 26 Jahren – sogar deutlich häufiger Allergien gegen Hausstaub, Pollen und Tiere als ihre nicht gestillten Kumpels. Und ab dem neunten Lebensjahr bekamen die einst gestillten Kinder auch signifikant häufiger Asthma.
    So. Wahrscheinlich glauben das die Still-Jünger jetzt sowieso nicht, selbst wenn sie es nachlesen können. Aber für mich passte plötzlich eins zum anderen! Jetzt wunderte mich auch nicht mehr, wieso mein Freund und ich so fit waren: Wir sind, wie viele Kids der Siebziger, nicht gestillt worden. Glück gehabt! So viel also zur Ausgangslage. Und ich freute mich! Wenn ich schon nicht meinen Keller retten würde, sollte wenigstens der Balkon nicht auch noch dran glauben müssen. Ja, meine Titties würden mir in mir bekannter Form und Größe erhalten bleiben. Juhu!
    Ich hatte nämlich noch immer die schockierenden Bilder einer TV-Doku übers Stillen im Kopf, in der ein zweieinhalbjähriger Junge seiner Mama mit den Worten »Mama, Milch!« eigenhändig die Bluse aufknöpfte und ihr daraufhin mit Schmackes sein voll entwickeltes Milchzahngebiss in den Busen rammte. Aua! Auch Bilder von Brüsten des Modells »Rollmops«, die man einmal um sich selbst wickeln kann, trugen nicht direkt dazu bei, mich lichterloh für die Still-Liga zu entflammen. Aber wie sagte John Lennon so treffend: Leben ist das, was passiert, während wir damit beschäftigt sind, andere Pläne zu machen.
    Und dieses Leben begegnete mir zunächst in Gestalt meiner Freundin Britta. Ich wusste: Britta hatte ihr Baby gestillt. Dabeiwar sie zum Glück so weit entfernt vom Heimchen am Herd wie Helmut Schmidt von einem Nichtraucher-Club. Mit anderen Worten: Britta war vertrauenswürdig. Und da ich mir nie anmaße, über etwas, das ich nicht selbst ausprobiert habe, abschließend zu urteilen, horchte ich auf, als Britta sagte: »Sonya, vergiss doch mal die Studien übers Stillen. Tu's für dich.« Das zauberte mir große Fragezeichen in die Augen.
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