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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition)
Autoren: Sonya Kraus
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Normalsterblichen damit antat? Während ich noch im Geiste Voodoo-Puppen mit dem Gesicht unseres deutschen Vorzeigemodels folterte, fiel mein Blick in den Ganzkörperspiegel, der vorhin noch das ganze Ausmaß meines Auseinandergehens in der Körpermitte gezeigt hatte.
    »Wow!«, entfleuchte es mir selbstverliebt.
    »Na, Freundin, das kannste aber laut sagen.« Petra war sichtlich stolz auf ihr Körpertuning per Folter-Korsett. »Das nenn ich doch mal 'ne Sanduhr-Figur!«
    Vor mir stand eine heiße Matrosin in unschuldigem weißen Faltenröckchen, schmal geschnürter Taille und weit weniger unschuldigem Dekolleté.
    »Und DAS ...«, Vaddi pinselte noch einen Hauch Rouge auf meinen Molkereibetrieb, »... nenn ich doch mal Titten!«
    »Also Entschuldigung«, fiel ich Vaddi gespielt entrüstet ins Wort: »Erstens sind die gerade winzig, weil frisch abgepumpt, und zweitens: Das hier, das sind Hochleistungs-Hupen, und die haben sogar auch Namen! Darf ich vorstellen: Gina, Lisa ...«
    Petra prustete los. »Die Ähnlichkeit mit einer Person namens Lohfink ist rein zufällig?«
    »Selbstverständlich!« Ich zwinkerte den beiden zu und himmelte mich dann wieder im Spiegel an. Vom 1,90 m-Gardemaß über die makellos braunen Beine bis zur Wespentaille war alles Fake. Die Größe verdankte ich 13-Zentimeter-Absätzen, meine Besenreiser waren dank Bein-Make-up verschwunden, und Bauch- und Hüftspeck wurden vom Korsett erdrückt. Selbst der Dolly-Buster-Busen war eine Milch-Mogelpackung, von der in ein paar Monaten nicht mal mehr die Hälfte übrig sein würde.
    Aber wie heißt es so schön? Fake or real – no big deal! Die Mutti war jedenfalls hundertprozentig kameratauglich – und darüber extrem erleichtert.
    »Kinder, das sieht bombe aus! Danke schön!« Ich drückte die beiden glücklich an mich. »Ach, und falls ich’s noch nicht erwähnt haben sollte: Ich liebe euch!«
    »Ja, Prinzessin, wir lieben dich auch ...« Vaddi verdrehte die Augen. »Aber wenn du jetzt gleich auch noch anfängst zu heulen und dir dein Augen-Make-up versaust, bring ich dich um!«
    Nach den Wochen in vollgespuckten Joggern und kleidsamen Yoga-Hosen war es so schön zu sehen, dass es – egal, mit welchen Mitteln – auch noch anders ging. Außerdem war ich schwer gerührt, wie die zwei mich bemutterten, wie Vaddi & Muddi eben. Ich hatte tatsächlich Pipi in den Augen und zog – ganz ladylike – die Nase hoch.
    »Ich glaub’s nicht, die Kraus wird sentimental.« Petra schüttelte schmunzelnd den Kopf, »Das sind die Hormone. Mädel! Reiß dich zusammen, auf in den Kampf!«
    Kampf war ein treffender Begriff:
    Mir standen etwa fünf Stunden Live-Sendung bei 30 Grad Celsius und 95 Prozent Luftfeuchtigkeit bevor. Dabei war es meine Aufgabe, den prominenten Springern auf die bis zu 10 Meter hohen Türme hinterherzukraxeln, um den Todesmutigen dann zum Abschied noch pietätlos einen frechen Spruch zu drücken. Gut, auf mein Schlappmaul konnte ich mich immer verlassen, da waren keine Probleme zu erwarten. Meine Kondition war allerdings schon ohne Korsett bescheiden, um nicht zu sagen, schlichtweg nicht existent ...
    Tja, mir blieb jetzt also nix anderes übrig, als meine »Zwangslage« fatalistisch zu sehen. Sollte ich mangels Sauerstoff umkippen, gab’s eben eine kleine Showzugabe – aber hey, alles vollkommen egal, Hauptsache, 'ne geile Taille!
    Und so trippelte ich mit meinen hohen Hacken über die feuchten Schwimmbadkacheln zu meinem Kumpel Elton, um mit ihm gemeinsam die Zuschauer in der Halle zu begrüßen.
    Elton musterte mich und pfiff durch die Zähne. »Sag mal, hast du nicht irgendwann kürzlich ein Kind bekommen?«, fragte er mich grinsend. Ich hätte ihn knutschen können.
    »Quatsch, wie kommste denn da drauf?«, gab ich dankbar zurück. »Hab mir nur die Brüste machen lassen.« Ach, there is no business like show business ... Und ich war back in business!
    Beflügelt von lieben Komplimenten vergingen die ersten zweieinhalb Stunden wie im Flug. Das Korsett hielt, der Kreislauf auch. Petra stand sicherheitshalber immer in meiner Nähe und erwischte mich in einer Werbepause backstage prompt mit einem Kingsize-»Mars macht mobil«-Riegel.
    »Freundin, wenn das Korsett platzt, gibt’s einen Überschallknall mit anschließendem Speck-Tsunami! Sofort ausspucken!«, befahl sie. Energisch entwendete sie mir den köstlichen Riegel und hielt mir tatsächlich auch noch ihre Hand hin, um auch den bereits gekauten Rest zu kassieren.
    »Du
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