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Baustelle Baby (German Edition)

Baustelle Baby (German Edition)

Titel: Baustelle Baby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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Kameramännern, Redakteuren und prominenten Teilnehmern. Der schiefe Charme meiner Hupen blieb nirgendwo unentdeckt. Ja klar, war ich doch einerseits gewohnt, die Duddeln beruflich in die Auslage zu tun, aber langsam wurde mir die Situation trotzdem ziemlich unangenehm. Um ganz ehrlich zu sein: Es war mir schlichtweg peinlich.
    Am Fuß der Sprungtürme erwartete mich dann auch noch Fabi, mein Betreuungsredakteur, normalerweise so tiefenentspannt wie ein indischer Guru. Zu der Zeit war Fabi aber sichtlich nervös. »Sonya, geht’s dir gut?«
    »Wenn du wissen willst, ob es zum Look gehört, dass ich mein Kinn gleich gemütlich auf meiner rechten Brust abstützen kann: NEIN!«
    Er konnte sich noch nicht mal ein Lächeln abringen. »Ernsthaft, kann ich irgendwas für dich tun?«
    »Fabi, ich werde euch warnen, bevor sie explodiert und wir die Halle räumen müssen.«
    Fabi stöhnte. »Brauchst du vielleicht 'ne Pause?«
    Pause? Ich? Nur weil ich jetzt eindeutig zur Gattung der Säugetiere gehörte? Verdammt, kaum war man Mama, schon wurde einem nix mehr zugetraut! Aber Fabi, selbst zweifacher Papa, sah mich so besorgt an, dass ich meinen Ärger vergaß.
    »Soll ich dir vielleicht ein bisschen Eis besorgen, dann kannst du zwischendurch immer mal kühlen?«
    »Zu spät, die Produktion ist schon heißgelaufen.« Doch beim Stichwort »EIS« fiel mir siedend heiß etwas ein. »Fabi, währenddes nächsten Werbebreaks wird abgepumpt. Halte dich bereit, du musst die kostbare Ware dann unbedingt irgendwo kühlstellen.«
    Vielleicht sollte an dieser Stelle für die Nicht-Milchkühe unter meinen Leserinnen kurz erklärt werden: Mamis im Milchgewerbe würden eher drei Liter Blut spenden als einen Tropfen Muttermilch verkommen zu lassen. Daher reiste die hippe stillende Mummy nur noch mit dem ultimativen modischen Must-have einer Kühltasche! Gott sei Dank gab’s die mittlerweile auch in Minigröße, dezent in neutralem Schwarz gehalten. Darin wurde dann das Biogut gelagert und quer durch Deutschland geschleppt, um zuhause sofort verfüttert oder für die nächste Abwesenheitsperiode eingefroren zu werden.
    »Kein Problem, ich kümmere mich. Achtung, wir sind gleich wieder live drauf!«
    Und damit ging es in die nächste Runde. Es dauerte nur etwa zwei Minuten, dann funkte unser Regisseur direkt in meinen Ohrstecker: »Sonya? Alles klar bei dir?«
    Ich nickte eifrig in meine Kamera und gab ihm das Taucher- OK-Zeichen. »Mhm ...«, hörte ich ihn in meinem Ohr. »Du, warte kurz, ich bin gleich wieder bei dir.«
    Unser Regisseur erkundigte sich während der Live-Sendung nach meinem Befinden? Anscheinend war meine Schieflage sichtlich gravierend. Oder hatte ihm jemand etwas gesteckt?
    »Sonya, wir hängen eh brutal und sind schon ewig über der Zeit. Entspann dich ein bisschen, wir überspringen im nächsten Durchgang deine Interviews.«
    Okay, jemand hatte gepetzt, dass ich dringend an die Pumpe musste. Egal. Ich hasse Sonderbehandlungen, aber vielleicht war es in diesem Falle ganz gut, mich zu meinem Wohl zu zwingen, bevor live vor laufenden Kameras ein Unglück passierte ...
    Also raste ich, eskortiert von Fabi, zu meiner Garderobe, wo Petra und Vaddi schon startklar waren. Die Pumpe war fertig zusammengebaut, der Stecker steckte. Sogar die Muttermilchbeutel waren schon mit Datum und Uhrzeit beschriftet, ein Edding lag bereit, um auch noch die Milliliter-Ausbeute darauf zu notieren. Tupf & Zupf waren fix und fertig ... mit den Nerven.
    »Na, das nenn ich doch mal Service!« Ich wollte die Stimmung etwas auflockern, denn die Atmosphäre im Raum war ungefähr so angespannt wie meine Korsage.
    »Krausi, das ist die reine Verzweiflung.« Petra schnappte mich und hatte in einer halben Minute das Korsett so weit gelockert, dass Vaddi mit viel Kraft die Stäbchen des Balkons nach vorne klappen und ich die Melkanlage in Startposition bringen konnte. Sekunden später erschallte das süße Pumpgeräusch durch den Raum, und nicht nur ich verspürte eine gewisse Erleichterung.
    Was soll ich sagen? Nach einer Viertelstunde waren »die Wogen geglättet«.
    Mein Dekolleté hatte rechts zwei, links eine Körbchengröße verloren. Der brav vor der Tür bereitstehende Milchtransporter Fabi bekam die Beutelchen in die Hand gedrückt und war schon auf dem Weg ins Kühlhaus.
    Ich wurde wieder fest verschnürt, aufgefrischt und ins Rampenlicht geschickt, wo mich die Stimme unseres Regisseurs mit den Worten: »Wow, das ist ja wirklich beachtlich!«

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