Bd. 1 - Die dunkle Schwinge
wurden sie als Schiffe der Zor gekennzeichnet.
Der Feind erhielt Verstärkung.
Sergei musste nicht hinsehen, um zu ahnen, wo sie ihre Reise angetreten hatten: an den Koordinaten in der Antares-Verwerfung, von denen zuvor schon die anderen Schiffe gekommen waren. Abermals wurde ihm bewusst, dass die Zor neue Taktiken zum Einsatz brachten. Denn zum ersten Mal schickten sie nicht gleich ihre gesamten Streitkräfte los, sondern warteten darauf, dass die Verstärkung der Imperialen eintraf, um dann ihrerseits eine zweite Welle folgen zu lassen.
Während er seine Befehle erteilte und die Lancaster beidrehen ließ, da es keine Verbindung zu seinem Kommandanten an Bord der Gustav Adolf gab, fragte er sich, ob irgendjemand diese Schlacht bei Pergamum überleben würde. Wieder musste er an den Bumerang denken – die Konstellation am Himmel über Pergamum, mit Antares an der Spitze, dem Heimatstern der Zor …
1. Kapitel
Wir glauben, dieser Vertrag wird die Grundlage bilden für einen dauerhaften Frieden mit dem Volk der Zor.
Baron Reichardt von Denneva, Staatssekretär,
über den Vertrag von Efal (2309)
Während wir den Frieden nutzen, um uns zu entspannen, rüsten sie wieder auf.
Timoniel Narada, Lord Laughton,
Erster Lord der Admiralität (2309)
Die Öffentlichkeit nahm die Schlacht von Pergamum als eine recht markante militärische Niederlage wahr, auch wenn es alles andere als ein vernichtender Schlag war. In strategischer Hinsicht war der Verlust für die Zor schmerzhafter als für das Sol-Imperium. Die große Zahl an Trümmerteilen, die im Pergamum-System trieben, nachdem sich auch die letzten Zor zurückgezogen hatten, versorgte den Geheimdienst der Flotte mit einer Fülle von Informationen über den Feind der Menschheit. Zudem gab es ausreichende Hinweise darauf, dass die Zor in erheblichem Umfang ihre Ressourcen eingesetzt hatten, um diesen Angriff überhaupt erst möglich zu machen.
Pergamum verblieb unter imperialer Kontrolle. Das System 46 Cygni, das dreiundsechzigeinhalb Lichtjahre – rund zwanzig Parsec – von der Antares-Verwerfung entfernt war und damit weit innerhalb der Grenzen des Sol-Imperiums lag, war nie wirklich in Gefahr gewesen. Der Angriff hatte nicht dem Flottenstützpunkt gegolten, sondern einzig das Ziel verfolgt, die dort stationierten mobilen Streitkräfte zu vernichten. Was noch einsatzbereit war, nachdem sich die überlebenden Zor zurückgezogen hatten, blieb dort, um die Basis zu bewachen. Schiffe, die den kurzen Sprung zum Raumdock bei Mustapha zurücklegen konnten, begaben sich dorthin. Die Aufräumarbeiten begannen, Tote wurden bestattet -viele von ihnen im All. Eine Woche verstrich, ohne dass es zu einer weiteren Attacke kam, und dann ein Monat. Das Sol-Imperium befand sich wieder im Krieg.
Sergei Torrijos, Commodore in der Navy Seiner Imperialen Majestät, wartete darauf, dass die Retina-Abtastung seine Identität bestätigte. Als schließlich die letzten Sicherheitstüren zur Seite glitten, um ihm Zutritt zu gewähren, nahm er noch rasch ein paar kleinere Korrekturen an seiner Uniform vor, erst dann ging er durch den hell erleuchteten Korridor.
Beide Wände schmückten Porträts von Kriegshelden, die allesamt finster dreinblickten und Uniformen zur Schau stellten, auf denen Ehrenabzeichen und Verdienstorden prangten. Das war Teil der Atmosphäre der Admiralität – damit Junioroffiziere vor Ehrfurcht erstarrten und das Gewicht einer altehrwürdigen Tradition auf ihren Schultern spürten, die seit hunderten von Jahren Bestand hatte.
Zwar wäre Sergei lieber auf seinem Raumschiff gewesen, doch er wusste, aus welchem Grund er hier war. Jeder dieser auf den Porträts verewigten Männer würde liebend gern mit mir tauschen, sagte er sich. Ein lebender Commodore zu sein ist allemal besser als ein toter Admiral.
Er erreichte die letzte zweiflügelige Tür, die mit Schwert und Sonne dekoriert war, dem Symbol des Sol-Imperiums. Die Türen aus poliertem Holz waren mit Messinggriffen versehen – Relikte aus einer fernen Vergangenheit.
»Herein«, hörte er eine vertraute Stimme rufen, kaum dass er angeklopft hatte.
Er trat ein, und sein Blick fiel auf die Skyline von Greater St. Louis, auf den beständigen Strom an Coptern und Aircars sowie auf den riesigen Weltraumhafen. Das Offene, Weite des Raums löste in ihm ein gewisses Unbehagen aus, hatten die langen Jahre an Bord eines Raumschiffs bei ihm doch eine leichte Platzangst entstehen lassen.
Ganz am linken
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