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Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Bd. 1 - Die dunkle Schwinge

Titel: Bd. 1 - Die dunkle Schwinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Rand des Panoramablicks drehte sich ein Mann zu ihm um. Ein breites Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, dann kam er durch das Zimmer zu Sergei gehumpelt, der dastand und seine Dienstmütze unter den Arm geklemmt hielt.
    Beide salutierten und gaben sich die Hand. »Schön, Sie wiederzusehen, mein Freund. Die Uniform eines Commodore steht Ihnen gut.«
    »Vielen Dank, Admiral.«
    »So förmlich?« Konteradmiral Theodore McMasters begab sich langsam zu einem Sideboard und deutete auf eine bequeme Sitzgruppe in einer Ecke des Raums. »Kommen Sie, setzen Sie sich. Kann ich Ihnen etwas anbieten? Wodka, stimmt’s? Oder gr’ey’l?«
    »Nein, danke, Sir.«
    »Dann schenke ich nur mir ein Glas ein.« McMasters gab Whiskey und Soda in ein Glas, rührte gut um und hob es dann in Richtung des Kontrolltowers. »›Auf den ewigen Ruhm von …‹ Ach, den Rest kennen Sie ja«, unterbrach er sich selbst und stellte das Glas neben dem Sessel ab, in dem er Platz nahm. »So. Sind Sie mit dem neuen Kommando zufrieden?«
    »Diese Frage müssen Sie mir eigentlich gar nicht stellen. Es ist mehr, als ich mir je hätte erhoffen können.«
    »Sie sind ja auch ein verdammt guter Offizier, Sergei.«
    »Sir, Sie wissen doch, dass es in der Navy Seiner Majestät so gut wie nichts besagt, ob man ein ›verdammt guter Offizier‹ ist oder nicht. Ohne Freunde ganz oben wird aus einem ›guten Offizier‹ nie mehr als ein Steuermann oder ein Bordingenieur.«

»Mein alter Freund und Kamerad – Sie haben nun einen Freund ganz oben.« Er zwinkerte ihm zu und lächelte, dann breitete er die Arme aus, als wolle er ganz Greater St. Louis umfassen. »Ich hatte auch nicht damit gerechnet, hier zu sitzen, aber nach … nun, das Mindeste, was ich für Sie tun konnte, war, Ihnen einen neuen Satz Schulterklappen zu verschaffen. Vor allem, wenn Sie mit der alten Rostlaube fliegen müssen.«
    »›Rostlaube‹?« Sergei rutschte in seinem Sessel nach vorn. »Die Lancaster ist das beste Kampfschiff der ganzen Flotte!« Nach einem kurzen Zögern fügte er an: »Sir.«
    McMasters musste lächeln. »Jeder Captain der Flotte würde das von seinem Schiff behaupten, aber es freut mich, dass Sie auf das alte Mädchen so stolz sind. Früher war es mein Schiff, und ich hoffe, Sie behalten sie als Ihr Flaggschiff, wenn die Generalüberholung abgeschlossen ist.«
    »Aye-aye, Sir.« Sergei hatte befürchtet, ihm könnte ein neu in Dienst gestelltes Schiff der vierten oder fünften Generation als neues Flaggschiff zugeteilt werden. Er würde jedem gegenüber zugeben, dass er die alte Lancaster bevorzugte, auf deren Crew und Systeme er sich verlassen konnte. Ohne diese Crew und die Systeme wäre er heute längst tot – so wie die Männer und Frauen der Royal Oak, der Pembroke, der Sun Tzu und anderer Schiffe. Schiffe, von denen nur verformtes Metall übrig geblieben war, das zusammen mit anderen Trümmern, Fleisch und Knochen durch die Leere des Systems 46 Cygni trieb.
    Pergamum.
    Die Echos dieser Schlacht, die vor einigen Wochen stattgefunden hatte, hallten immer noch in seinen Ohren nach, und vor seinem geistigen Auge spielten sich wie eine 3-V-Dokumentation die Szenen der Vernichtung ab.
    Diese Vernichtung war das unvermeidliche Ergebnis jenes Vertrauens, das man einmal mehr in die Zor gesetzt hatte, weil man an den »ernsthaften Wunsch nach Frieden« dieser feindseligen Aliens glauben wollte.
    Seine düsteren Gedanken mussten sich in seinem Gesicht widergespiegelt haben, da McMasters erneut sein Glas hob. »Ich erinnere mich auch daran, Sergei, alter Mann. Die Gustav Adolf befand sich in einer noch schlechteren Verfassung, als wir Mustapha erreichten.«
    Eine Explosion an Bord der Gustav Adolf hatte McMasters’ Bein zerschmettert. Zur Zeit der Schlacht war er im Kampfgebiet der ranghöchste Offizier gewesen – ein Commodore, der keinem Admiral Rechenschaft ablegen konnte, da kein Admiral überlebt hatte.
    »Ich nehme an, Sir«, sagte Sergei einen Moment später, »Sie haben mich nicht hergebeten, um über die gute alte Zeit zu reden.«
    »Nein, es gibt etwas Wichtigeres.«
    McMasters beugte sich vor und legte die Hände auf seine Knie. Es waren die Hände eines Ingenieurs, von Brandwunden und Narben überzogen, die der Admiral in seiner langen Karriere vom Junior-Ingenieur über den Chefingenieur bis hin zum Spezialisten davongetragen hatte. »Sergei«, sagte er und betrachtete seine Finger. »Ich habe wichtige Neuigkeiten für Sie. Die betreffen eine Sache,

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