Bd. 3 - Der dunkle Stern
wieder in ihren Jägern unterwegs waren; aber das hier war kein Gefecht, sondern ein Abschlachten. Mit jedem Teil, das vom Schwarm-Schiff abgetrennt wurde, konnte er sehen, wie Insektenkörper ins All gerissen wurden, als der Druck explosionsartig aus den Kabinen entwich. Es war eine grässliche Art zu sterben.
Aber das haben sie verdient, dachte er. Es ist egal, denn so hätte es laufen sollen.
Er wollte die Due d’Enghien rufen, er wollte sich bei Commodore Laperriere melden und ihr sagen, dass die Käfer besiegt werden konnten – dass es eine Möglichkeit gab, sie zu bekämpfen. Sie konnten getötet werden.
Jeder Einzelne von ihnen konnte getötet werden. Jeder Einzelne.
»Was geschieht da, se Byar?«, fragte Jackie. Die sechs Jäger hatten dem Schwarm-Schiff beträchtliche Schäden zugefügt und mittschiffs ein riesiges Loch in den Rumpf geschnitten. »Warum tun sie das? Warum verteidigt sich das Vuhl-Schiff nicht? Ich verstehe dieses Dsen’yen’ch’a nicht.« Sie legte eine Hand auf das gyaryu. »Soll sich Owen Garrett dadurch besser fühlen? Das ist ein Traum, das ist nie passiert. Gary Cox und seine Kameraden brachten sich gegenseitig um, weil sie sich nicht gegen die Domination wehren konnten. Owen konnte es ebenfalls nicht, doch er wurde ins Innere des Schiffs geholt.«
Sie sah vom Display zu Byar, der ein paar Meter entfernt stand. Der Rest der Brücke war durchscheinend, fast unsichtbar geworden, als sei es nur eine 3-V-Kulisse. Hinter Byar war nur ein trübes Leuchten zu sehen.
»Ich habe dafür keine Erklärung«, sagte Byar. »Wenn die Aliens sich nicht verteidigen, dann liegt es daran, dass sie es nicht können. Dies ist ein sSurch'a, es soll uns etwas über das Talent von se Commander Garrett sagen.«
»Dann symbolisiert das … was?«
»Das werden wir den Commander fragen müssen, wenn die Prüfung abgeschlossen ist. Etwas ist anders als zuvor. Vermutlich«, fügte Byar an und kam auf Jackie zu, »hat er seine Fähigkeit eingesetzt, um sich gegen die Domination durch die Aliens zur Wehr zu setzen, und damit ist der Ausgang ein anderer.«
Byars Gesicht wurde plötzlich hell angestrahlt, und sie beide sahen zum Pilotendisplay. Im Vuhl-Schiff gab es eine Explosion an der Stelle, an der bereits ein Loch geklafft hatte. Nun war dort das Weltall auf der anderen Seite des Schiffs zu sehen … und noch etwas anderes.
»Was ist denn das?«
Byar brachte seine Flügel in den Mantel der Wachsamkeit. »Die Sterne sind … falsch, se Jackie.«
»Vergrößern um zweihundert«, rief sie, sofort änderte sich die Ansicht auf dem Display und ging näher an das Vuhl-Schiff heran. Noch während sie zusahen, wurden Heck und Bug ebenfalls von Explosionen zerrissen und trieben davon, bis das Display sie nicht mehr erfasst. Zurück blieb ein unregelmäßig geformtes, einige hundert Kilometer großes Sternenfeld, das dort nicht hingehörte.
»Das sieht aus wie ein Loch im All, ein Riss. So etwas … habe ich noch nie gesehen.«
»So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte Owen ins Korn. »Sieht aus wie ein Portal zu einem anderen Ort.«
»Verdammt richtig«, gab Gary Cox zurück. »In Formation gehen, Geschwader Grün. Wollen wir doch mal sehen, was wir da haben.«
»Sollten wir nicht besser die Duc informieren, bevor wir da reinfliegen, Grün Führer«, meldete sich Owen zu Wort. »Wenn wir …«
»Formation!«, unterbrach ihn Gary. »Das ist das Portal, Grün fünf, das ist das Ziel.«
»Was?«
»Das Ziel«, wiederholte Gary. »Dorthin waren wir eigentlich die ganze Zeit über unterwegs.«
Die sechs Jäger steuerten auf die Verzerrung zu, durch die fremde Sterne zu sehen waren.
»Das ist nicht richtig, se Byar. Schlagen Sie den Gong, beenden Sie die Prüfung!«
»Das sehe ich nicht so, se Jackie. Wir müssen bis zum Schluss folgen.« Behutsam griff er nach ihrem Unterarm, erst da bemerkte sie, dass sie das gyaryu in der Hand hielt. Sie konnte sich nicht daran erinnern, es gezogen zu haben.
»Das entzieht sich unserer Kontrolle.«
»Ja.« Byars Flügel nahmen die Pose der Ehrerbietung gegenüber esLi ein. »Ich bitte achttausendmal um Entschuldigung, se Jackie, aber so war es schon immer.«
In dem Augenblick, als der Jäger den zerklüfteten Rand des Risses erreichte, schien die Realität in tausend Stücke zu zerbersten. Ein unerträglich grelles Licht blendete Owen in seinem kleinen Raumfahrzeug ebenso wie Jackie und Byar auf der Brücke der Duc d’Enghien.
Als sie wieder etwas sehen
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