Bd. 3 - Der dunkle Stern
erst vor ein paar Stunden ausgearbeitet worden und enthielt zwei Grundbedingungen:
Sollte es zu schwierig sein, das System einzunehmen, würde Hsien den Schiffen den Befehl zu geben, nach eigenem Ermessen an einen anderen Punkt weiterzuspringen – idealerweise nach Brady Point, dem unbewohnten System, das zum Auftanken benutzt wurde.
Sollte Hsien die Übernahme für möglich halten, würden die Schiffe Adrianople anfliegen.
Einen Mittelweg zwischen beidem gab es nicht.
Hsien konzentrierte sich auf die feindlichen Schiffe. Keines der Signale aus dem System wies die Massesignaturen der Schwarm-Schiffe auf. Es gab IDs von imperialen und von Handelsschiffen, außerdem von ein paar Raumfahrzeugen, die sich nicht identifizieren ließen – aber kein Schwarm-Schiff.
Folgende Schiffe flogen ins Schwerkraftfeld: Sheng Long, Sheng Feng und Sheng Jian; Gibraltar und Nasser; die Transporter Xian Chuan und Mauritius; Canberra, Pride of esCha’ar und Pride of esNa’u, Emperor Ian, Emperor Alexander, Empress Louise und Empress Patrice. Die vierzehn großen Schiffe verfügten über Crew und Personal von einem weiteren Dutzend Schiffe, die bei Josephson beschädigt worden waren. Auf mehreren Brücken brach Jubel aus, als Hsien sich meldete. Sie alle wollten das hier.
»Suchen Sie ihn«, sagte H’mr und sah mit verkniffenen Augen auf das Pilotendisplay, das die eintreffenden Schiffe mit der für die Fleischkreaturen üblichen Ungenauigkeit anzeigte. Die Erste Drohne musste sich zwingen, die menschliche Form zu wahren.
H’tt spürte den Zorn, aus dem der andere keinen Hehl machte. Er deutete auf eine Computerkonsole. »Sein Computer zeigt an, dass er sich im äußeren Ring in Sektion zwölf befindet, aber er ignoriert jeden Ruf.«
»Schicken Sie T’tl mit zwei Fleischkreaturen hin, und dann bringen Sie Durant her. Ich bin mir sicher, er wird einiges über die Taktik dieser Invasionsflotte wissen.«
H’tt gab den Befehl. H’mr wandte sich vom Display ab und stand gerade da, die Augen geschlossen, um mit dem Ór zu kommunizieren.
»Sie sind uns zahlenmäßig überlegen, aber sie werden nicht erwarten, dass sie von ihresgleichen angegriffen werden«, sagte H’mr einen Moment später, öffnete die Augen und lächelte auf jene Art, die den Menschen auf der Station meistens Unbehagen bereitete.
Barbara MacEwan ging auf der Brücke der Mauritius auf und ab. Lieber wäre ihr die vertraute Umgebung der Duc gewesen – ihres Schiffs –, aber nach dem Manöver gegen Ende der Schlacht um Josephson war die Duc kaum noch als flugtauglich zu bezeichnen.
Es hätte schlimmer kommen können, überlegte sie. Nicht viel schlimmer. Aber wir hätten alle dabei draufgehen können.
»Schiffe starten von der Station«, meldete Owen Garrett vom Platz des Steuermanns. »Sechs kleinere Schiffe, denen mehrere Käferschiffe folgen.«
»Auf Verfolgungskurs?«
»Sieht ganz so aus, aber den Bastarden traue ich nicht über den Weg.«
»Sie haben keine Entscheidung zu treffen, Mister«, gab Barbara zurück. »Das macht Admiral Hsien. Er hat die schönere Uniform, er entscheidet über die Taktik.«
»Befehle, Ma’am?«
»Kurs halten.«
»Arien«, rief Durant seinem XO zu, der mit einer Reparaturarbeit beschäftigt war. Arien Mustafa zeigte auf einen Gegenstand, nickte dem Techniker zu, dann nahm er seine Jacke und kam zu Durant.
»Was kann ich für Sie tun, Sir?«
»Computer«, sagte der und hielt Mustafa die Hand hin. Verwundert sah er Durant an, dann gab er ihm seinen Computer.
Durant zog ihm die ID von der Uniform ab und legte beides auf ein Regal in der Werkstatt, ehe sie gemeinsam hinausgingen.
»Sir?«
»Kommen Sie. Wir müssen etwas erledigen.«
»Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich frage, was wir erledigen müssen, oder?«
»Wir werden angegriffen«, erklärte Durant, während sie in Richtung Hauptpromenade zurückkehrten. »Jemand kommt her, um uns zu retten. Vielleicht hat Rieh Abramowicz sie dazu bewegen können.«
»Wie viele Schiffe?«
»Weiß ich nicht. Ich habe meinen Computer zurückgelassen.«
»Warum das?«
»Wenn ich ihn nicht bei mir trage, müssen die Käfer mich auf die altmodische Art suchen. Das gilt auch für Sie.«
»Die werden von Ihnen etwas über die Taktiken wissen wollen«, gab Mustafa zu bedenken. »Und was werden Sie machen, wenn die Sie finden?«
»Ganz einfach.« Sie gingen jetzt beide sehr zügig, da niemand wusste, wie viel Zeit ihnen blieb. »Wir werden ihnen nicht helfen. Wir werden
Weitere Kostenlose Bücher