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Bd. 3 - Der dunkle Stern

Bd. 3 - Der dunkle Stern

Titel: Bd. 3 - Der dunkle Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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Kämmerers hatte Admiral Stark die Pappenheim angewiesen, T’te’e zur Heimatwelt der Zor zu eskortieren. In den wenigen Tagen, die sie bislang im Sprung verbracht hatten, war der Hohe Kämmerer fast die ganze Zeit über in seinem Quartier geblieben und hatte höflich, aber bestimmt darauf verzichtet, die Annehmlichkeiten des Speisezimmers des Captains und der Offiziersmesse in Anspruch zu nehmen.
    Jetzt kannte der Captain den Grund.
    Maartens schaltete das Display mit einer Geste ab. Er stand auf und ging zu einem Schrank, griff in die Innentasche seiner Uniformjacke und holte einen Schlüssel heraus, um ein Schloss am Schrank zu öffnen. Er griff nach zwei Gläsern, nahm einen Flasche h’geRu und trug alles zum Tisch.
    »Trinken Sie«, sagte er.
    »se Captain«, setzte T’te’e an. »Ich …«
    »Trinken Sie«, beharrte Maartens.
    Der Hohe Kämmerer betrachtete das Glas und sah über den Rand hinweg den Captain an. Dann tauchte er eine Kralle in den h’geRu und zeichnete ein kleines Symbol in die Luft, leerte das Glas in einem Zug und stellte es auf dem Tisch ab. Maartens nahm einen Schluck und platzierte sein Glas neben dem leeren.
    »Soll ich nachschenken, ha T’te’e?«, fragte er.
    »Nein danke.«
    »Ich lasse die Flasche hier stehen, falls Sie es sich anders überlegen.« Dann fasste er den Kämmerer vorsichtig am Ellbogen und dirigierte ihn zu den beiden Sesseln am anderen Ende des Raums, wo das Porträt eines finster dreinblickenden Mannes in antiker Kleidung an der Wand hing. Auf eine Geste hin fuhr eine Sitzstange aus dem Boden. Maartens nahm in einem der Sessel Platz und deutete auf die Stange für den Zor.
    »Ich habe das Gefühl, dass Sie mir eine Predigt halten wollen«, sagte T’te’e, der seine Flügelhaltung anpasste, als er sich hinsetzte.
    »Da haben Sie verdammt recht«, gab Maartens zurück. »Ich hoffe, der h’geRu hat Ihnen geschmeckt. Er ist fast hundert Standardjahre alt und ein Geschenk eines Zor-Offiziers, der vor vielen Jahren unter mir diente. Den biete ich nur an, wenn es einen besonderen Anlass gibt und ich ihn mit einem Ehrengast teilen kann. Und wichtiger noch, Sir: Ich biete ihn keinem Toten an, ganz gleich, wie hoch sein Dienstgrad oder sein Amt auch sein mag. Bedenken Sie eines – wären Sie an Bord der Nest He-Yen gewesen, dann hätten Sie jetzt nicht diesen Schluck aus einer hundert Jahre alten Flasche h’geRu genießen können, dem ersten alkoholischen Getränk, das Zor und Mensch je gemeinsam tranken.«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Das Hohe Nest hat soeben seinen Hohen Lord verloren, ha T’te’e. Finden Sie nicht, es ist gut, dass es nicht auch noch den Hohen Kämmerer verloren hat?«
    »Ich hätte an der Seite des Hohen Lords sein müssen, als der den Äußeren Frieden überwand, se Captain.«
    »Georg. Ich trinke nur mit Freunden, Sir.«
    »Dann se Georg. Ich fürchte, das Hohe Nest hat auch seinen Kämmerer verloren, da ich durch meine Nachlässigkeit zweifellos idju geworden bin.«
    »›Nachlässigkeit‹? Weil Sie den Selbstmord Ihres Hohen Lords überlebten? Ihres wahnsinnigen Hohen Lords, der – wie viele? -dreitausend seiner treuesten Diener getötet hat? Sie betrachten sich als entehrt, nur weil Sie keiner von denen waren?«
    »Seine geistige Verfassung ist nicht das Thema.«
    »Stimmt. Er tat es aus welchem Grund auch immer, aber das gilt doch dann für all sein Handeln, oder meinen Sie nicht?«
    »Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen.«
    »Lassen Sie es mich deutlicher formulieren. Sie befolgen die Befehle des Hohen Lords, richtig?«
    »Das ist meine Pflicht.«
    »Auch wenn er Ihnen zu sterben befiehlt? Oder jemanden zu töten?«
    »Natürlich.«
    »Was, wenn …« Maartens legte ein Bein über das andere und lächelte ein wenig, während er die Hände auf seinem Knie ruhen ließ. »Was, wenn er Ihnen befiehlt, sich auf ein Schiff der Menschen zu begeben, um einem Kommandanten letzte Instruktionen zu erteilen?«
    »Ich …«, setzte er an und bewegte erneut die Flügel. »Wollen Sie damit andeuten, hi’i Ke’erl habe mich absichtlich auf die Pappenheim geschickt, um zu verhindern, dass ich den Äußeren Frieden überwinde?«
    »Ich will damit andeuten, ha T’te’e, dem Hohen Lord war klar, dass er diese Tat – dieses Blutvergießen – begehen musste, und dass er dabei sein Leben lassen würde. Er wusste, Ihr Platz war an seiner Seite, und wenn er Ihnen ohne Grund befohlen hätte, sich von seiner Seite zu entfernen,

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