Bd. 3 - Der dunkle Stern
das mache, werde ich meiner Pflicht nachkommen. Haben Sie das verstanden, Lieutenant?«
»Ja, Ma’am.«
»Gut. Dann kommen Sie jetzt mit mir mit. Bevor Admiral Hsien und sein Stab Sie in die Mangel nehmen können, werde ich Ihnen etwas zu trinken einschenken, und Sie erzählen mir, was Ihnen widerfahren ist.«
10. Kapitel
Die Nest HeYen kroch auf dem Display vorwärts. Ihr Symbol befand sich fast über den drei IDs, die für jene monströs großen Schwarm-Schiffe standen, die vom Sprungpunkt ins Schwerkraftfeld des Thon’s Well-Systems eingedrungen waren. Ein ganzer Schwärm kleinerer feindlicher Schiffe befand sich größtenteils dicht hinter der Gruppe. Die Formation imperialer Schiffe zerfiel. Einige von ihnen näherten sich deutlich zu schnell, um noch zeitig ihre Geschwindigkeit verringern zu können, andere wiesen den falschen Vektor auf, sodass sie nicht in das Kampfgeschehen würden eingreifen können.
Die Sekunden verstrichen auf der Uhr, die links unterhalb des Displays in der Luft hing.
Dann auf einmal verschwand die Signatur der Nest HeYen. Nicht mal eine Sekunde später war auch von den Masseradarechos der drei großen und einem Dutzend kleinerer Schiffe nichts mehr zu sehen.
Die Uhr lief gleichmäßig weiter. Eine halbe Minute verging. Die Emperor Ian und ihre Seitendeckung hatten ihren Kurs korrigiert und näherten sich den verbliebenen feindlichen Schiffen. Jetzt war es an denen, die Formation aufzulösen. Einige versuchten, um das Gebiet herumzumanövrieren, in dem die Vernichtung von vier Schiffen – einem der Zor und drei der Vuhl – Chaos und Zerstörung hinterlassen hatte. Andere beschleunigten in Richtung Sprungpunkt. Die vier Schiffe der Broadmoor-Klasse – Edgerton, Casian, Tsing Hu und Rainier - hatten eine Kurskorrektur durchführen können, die sie vor die fliehenden Schiffe brachte.
Die Klingel an der Tür zum Bereitschaftsraum wurde betätigt.
»Wiedergabe anhalten«, sagte Georg Maartens. »Herein.« Die Tür glitt zur Seite, T’te’e HeYen betrat den Raum.
Der Hohe Kämmerer verbeugte sich leicht vor Maartens, der soeben aufstand. »Ich bitte achttausendmal um Verzeihung«, erklärte T’te’e und deutete auf das Display. »Ich wollte Sie nicht stören.«
»Keineswegs.« Maartens wollte die Anzeige mit einer Geste abschalten. »Damit kann ich mich noch lange genug beschäftigen, bis wir Zor’a erreicht haben. Ich muss immer noch meinen Bericht schreiben.«
»Bitte«, sagte der Hohe Kämmerer. »Nur einen Moment.« Er machte einen Schritt nach vorn und zeigte auf die Masseradarstörungen in der Mitte der aktuellen Darstellung. »Dies … ist der Ort.«
»Wo die Nest HeYen zerstört wurde«, ergänzte Maartens.
»Wo der Hohe Lord« – T’te’es Flügel nahmen eine andere Haltung ein – »die Aktivierung der Selbstzerstörungssequenz auslöste.«
»Richtig. Die Materie-Antimaterie-Explosion erfasste das der Nest HeYen nächste Schwarm-Schiff und sprang auf die beiden anderen über.«
»Ja.« T’te’e ließ seine Hand sinken. Einen Moment lang legte er sie auf das Heft seines chya, dann nahm er sie weg, als sei das Schwert aus glühendem Metall und hätte seine Hand verbrannt.
»Ein großer Verlust«, brachte Maartens nach kurzem Schweigen heraus.
»Ein großer Sieg.« T’te’e sah zur Seite. »Das Hohe Nest wird hi’i Ke’erl für sein Opfer ehren. Es war ein rituelles Blutvergießen.«
»Als Sie an Bord kamen, ha T’te’e, sprachen Sie von den Träumen des Hohen Lords.« Maartens strich mit einem Finger über die Beule im Modell der Pappenheim auf seinem Schreibtisch. Es war ein Abbild des Displays über ihm. »Seine Vision brachte uns nach Thon’s Well, seine Vision sagte ihm, dass die Vuhl dort angreifen würden. Er hatte sich dieses Manöver schon lange zuvor überlegt, nicht wahr? Er wollte die Nest HeYen an diesem nutzlosen Ort zerstören, um dem Feind so viel Feuerkraft wie möglich zu nehmen.«
»Ich … würde sagen, das stimmt so.«
»Aber Sie wussten nicht, das es dazu kommen würde.«
T’te’es Krallen glitten gut einen Zentimeter weit aus ihren Hüllen. Langsam und sehr bedächtig verschränkte der Zor die Arme vor der Brust, die Krallen wurden wieder eingezogen. »Nein, se Captain, das wusste ich nicht. Hätte ich es gewusst, wäre ich an der Seite des Hohen Lords geblieben, wie es meine Pflicht gewesen wäre.«
Plötzlich begriff Maartens etwas, was ihm während der Schlacht entgangen war. Auf Bitten des Hohen
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