Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
be-coming

be-coming

Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
Vom Netzwerk:
Falks Stimme war wie immer dunkel, sanft. Duldete keinen Widerspruch.
    Ich quälte mich durch die Tür, sog den Kaffeegeruch und den Duft frischer Brötchen in meine Nase. Erst dann wagte ich, Falk in die Augen zu blicken.
    »Guten Morgen.« Meine eigene Stimme war rau.
    Falk lächelte mich an. »Hast du gut geschlafen?«
    »Ja, danke.« Ich drückte mich langsam auf einen der gepolsterten Stühle. Wie eine Kette spürte ich die Fessel an meinem rechten Fußgelenk, schwer und magisch. Er hatte es befohlen, dass ich sie trug – und ich gehorchte. Doch was weitaus magischer auf mich wirkte als die Manschette an meinem Fußgelenk, war die Erinnerung an seinen Kuss. Er hatte mich einfach geküsst. Jetzt wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich war zu sensibel für solche Spielchen – er hatte mich in der Hand.
    Falk goss mir einen Kaffee ein. Er beobachtete mich intensiv.
    »Lisa hat angerufen«, sagte er und lächelte mich an. »Sie wollte wissen, wie es dir geht.«
    Ich wusste bereits, dass sie angerufen hatte.
    »Soll ... darf ich sie gleich zurückrufen?« fragte ich vorsichtig.
    Falk grinste. »Natürlich – entspann dich. Du bist doch nicht mein Sklave.«
    Verlegen starrte ich auf meinen Teller. War ich das nicht? Und warum brachte mich dann diese Manschette an meinem Fußgelenk so aus dem Konzept? Warum trug ich sie überhaupt? Warum war ich so durcheinander?
    »Iss was, Cieran. Du bist eh schon so dünn.«
    »Ich kann das nicht«, sagte ich leise.
    »Was – essen?« fragte Falk mit gespieltem Erstaunen.
    »Nein.« Ich zögerte, suchte nach Worten. »Ich kann nicht einfach so umschalten , verstehst du, was ich meine?«
    »Ich verstehe dich, Cieran«, sagte Falk sanft. »Es dauert eine ganze Weile, bis man das kann. – Wenn du allerdings jetzt nichts isst, werde ich dich dazu zwingen. Und, das kannst du mir glauben, du hast keine Chance, dich zu widersetzen.«
    Ich glaubte ihm aufs Wort. Ich wusste nicht, warum er soviel Macht über mich hatte – aber ich wollte ihm gehorchen.
    »Was ist mit Mike?« fragte ich. »Frühstückt er nicht mit uns?«
    »Michael muss sich ausruhen. Gordon hat sich gestern ausgiebig mit ihm beschäftigt ...« Er grinste. Es sah ein wenig boshaft aus.
    »Wer ist Gordon?«
    »Den wirst du noch kennenlernen.«
    »Möchte Michael das?« fragte ich vorsichtig. »Du hast ihm neulich solche Schmerzen zugefügt ... du hast ihn richtig fertiggemacht.«
    »Mike.« Falk lächelte. »Den muss man wirklich lange und hart bearbeiten, bis man eine Träne von ihm sieht. – Durch seine Ausbildung ist er an Schmerzen gewöhnt. Er geht immer bis ans Limit.«
    »Woher kennst du ihn?« Ich war neugierig.
    »Ich habe ihn mal kennengelernt, als ich für einen meiner Romane recherchiert habe.«
    »Was macht er?«
    »Er arbeitet für die Regierung – im weitesten Sinne.« Falk rührte langsam in seinem Kaffee. Er trank ihn so stark und süß wie einen türkischen Espresso.
    Ich stutzte. Für die Regierung? War er Mike ein Bodyguard? Eine Art Spion? Arbeitete er für das FBI? Ich verdrängte die Fragen, die mir auf der Zunge lagen. Falk würde sie nicht beantworten, das sah ich ihm an. Wenn ich irgendetwas erfahren wollte, musste ich schon geschickter sein.
    »Verbringt er seinen ... Urlaub hier?«
    Falk grinste. »Er hat ziemlich unübliche Arbeitszeiten . Er kommt hierher, wenn er Lust dazu hat. Wenn er gehen muss, dann geht er einfach.«
    Ich sah Mike vor mir, wie er auf dem Bett gelegen hatte, sein durchtrainierter Körper mit Striemen bedeckt, schwitzend, stöhnend. Konnte er wirklich einfach gehen?
    Ein junger Mann trat ein und unterbrach damit meinen Gedankenfluss. Er war klein und breitschultrig, sein dunkelbraunes Haar war militärisch kurz geschnitten. Hohe Stirn, kräftige, kurze Nase; kleine unruhige Augen fixierten mich für einen Augenblick.
    Falk nickte dem Besucher zu. »Gordon – das ist Cieran Webb.«
    Der Mann trat auf mich zu, gab mir die Hand. Eine große, starke, warme Hand – wie die Hand meines Vaters, schoss es mir durch den Kopf.
    »Hi, ich bin Gordon Gent.« Tiefe Stimme, mit einem dunklen Timbre. Angenehm, aber auch ein wenig Furcht einflößend.
    »Hallo«, sagte ich ein wenig zurückhaltend. Hätte ich gewusst, was Falk und Gordon im Schilde führten, hätte ich vielleicht versucht, mich schnell mit Gordon anzufreunden.
     

9
    CIERAN
     
    Falk saß in einem der großen Sessel, als Gordon mich in sein Zimmer führte. Er hatte sich bequem zurückgelehnt, die

Weitere Kostenlose Bücher