Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
Vom Netzwerk:
lauter bunt zusammengewürfelten Sitzen, und ich dachte wieder: »Na, hier könnte mal renoviert werden!« Das ganze Kino war voll mit Constantin-Belegschaft. Bernd war natürlich auch da. Dann lief der Film an, und fast niemand hat gelacht! Ich fand den Film komisch, aber da kommt man sich ja wie ein Vollidiot vor, wenn man der Einzige ist, der sich bei seinem eigenen Film amüsiert. Irgendwann war der Film zu Ende, das Licht ging an, und ich drehe mich um. Keiner hat einen Ton gesagt. Totenstille. Dann sind sie alle aufgestanden und wie die Zombies aus dem Kino gegangen. Nur Bernd blieb sitzen.
Das klingt ja wie ein Kafka-Roman!
MBH: Ein Albtraum. Ich dachte: »Ich habe alles falsch gemacht! Das war’s!« Aber Bernd war ganz ruhig. Alles, was er an dem Abend gesagt hat, war sehr konstruktiv. An vielen Stellen hat er bei mir auch offene Türen eingerannt, weil mir manche Probleme auch bewusst waren. Dann hat er mir angeboten, dass er zu mir in den Schneideraum kommt, und das habe ich gerne angenommen. Dann sind wir raus auf den Innenhof der Constantin. Ich dackelte ihm so hinterher, er redete noch so über den Film, und dann tat er was, ich weiß gar nicht, ob ich das erzählen kann …
Ich kann’s mir schon denken!
MBH: Gut, dann weißt du, was jetzt kommt. Also, er redete so über den Film und dann stellt er sich auf einmal vor die Wand und erleichtert sich …
Klar! Typisch Bernd.
MBH: Also, das kannst du keinem Journalisten erzählen. Dass dieser Mann, der gerade so höflich und sensibel mit einem über einen Film gesprochen hat – ein echter Gentleman eben – plötzlich genau so selbstverständlich die Wand anpinkelt.
Komisch, ich habe das nie als Widerspruch empfunden. Das ist eine Seite an Bernd, in die ich mich verliebte – eben dass er so charmant und höflich, gleichzeitig aber auch absolut triebgesteuert und anarchisch war.
MBH: Das spiegelt sich ja auch in seinem filmischen Schaffen. Auf der einen Seite Filme wie »Ballermann 6«, wo’s gerne auch mal ums Kotzen geht, und auf der anderen Seite Film wie »Das Geisterhaus«, »Der Untergang«, »Das Parfum«. Oder dann gibt es diese charmanten Fotos, wie Bernd unserer Kanzlerin Angela Merkel sehr galant die Hand küsst. Und ich muss mit ansehen, wie er die Hauswand anpisst. Wenn ich ihn damals schon besser gekannt hätte, hätte ich gesagt »Soll ich helfen oder was?«, aber ich hatte bis dato ja noch nicht mehr als vier Stunden Lebenszeit mit ihm verbracht. Als er fertig war, hat er mir zugewunken: »Wir sehen uns im Schnitt!« und war weg.
Wie war Bernd im Schneideraum? MBH: Ein wahnsinnig guter Berater. Er hat mir auch nie seine Meinung aufgedrängt. Vielleicht wäre er radikaler gewesen, wenn er mein Produzent gewesen wäre. Aber so war Bernd immer der Einzige von außen, also der Einzige, der nicht zu meinem Kernteam gehörte, von dem ich wollte, dass er in den Schnitt kommt.
Dann gab es dieses Test-Screening, von dem Bernd immer meinte, es sei das schlechteste Test-Screening seiner Karriere gewesen!
MBH: Naja, ich hatte vorher nur eins gehabt zu »Erkan und Stefan«, deswegen konnte ich das nicht so einordnen.
Laut Bernd war es das schlechteste Ergebnis, was er jemals mit einem Film erzielte.
MBH: Seitdem halte ich auch nicht mehr sehr viel von Test-Screenings. Bernd kam nach dem Screening mit mir aus dem ARRI Kino, und wir setzten uns an die Theke in der Lobby. Bernd drehte sich zu mir um und meinte: »Jetzt sag’ i’ dir was: Der Film kann drei Millionen Zuschauer machen. Aber wir müssen noch mal Geld reinstecken und nachdrehen.« Ich habe gespürt, Bernd glaubt an den Film. Ich bin dann zu ihm ins Büro gekommen, und wir haben über den Nachdreh gesprochen. Da war ich mit ihm alleine und da ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass man mit Bernd so richtig rumspinnen und Spaß haben konnte. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen. Dass er auch aufspringt und Szenen vorspielt, das kannte ich bis dato nur von mir. Bernd hat das genauso gemacht. Da standen wir dann auch einmal zu zweit im Raum und haben rumgealbert und irgendwelche Geräusche dazu gemacht. Ich dachte: »Krass, da befinden sich jetzt zwei erwachsene Männer in einem Schwabinger Büro und spielen Western!« Aber das Unwiderstehliche war, wenn Bernd etwas gefallen hat, dann hat er so laut gelacht – sein Gesicht, sein ganzer Körper hat geleuchtet vor Freude. Da hast du gemerkt, der freut sich jetzt einfach bis ins Mark über den Witz, den er sich gerade ausgedacht hat!
Gab

Weitere Kostenlose Bücher