BE (German Edition)
britischem Humor mithalten. Und es war der erfolgreichste deutschsprachige Film! »Der Schuh des Manitu« hat mir die Angst vor Deutschland genommen. Nachdem ich diesen Film gesehen hatte, war ich zuversichtlich, dass ich in Deutschland mehr Leute als nur Bernd treffen würde, die meinen Humor verstanden. Außerdem wurden einige Zitate zu geflügelten Worten in unserer Ehe. Wenn mir Bernd nämlich – was er gelegentlich tat – einen großen Vortrag über die schauspielerischen Fähigkeiten und sonstige Begabungen einer meiner Vorgängerinnen hielt, hörte ich mir das ca. zwei Minuten lang an und erzählte ihm dann von der überdurchschnittlichen Intelligenz meines Exfreundes John, der im Teilchenbeschleuniger CERN geforscht und schon mal als Warm-up-Speaker für Stephen Hawkins einen Vortrag über Teilchenphysik gehalten hatte. Da konnten Bernd und die Exen natürlich nicht mithalten. Dementsprechend trotzig sah er mich dann an, bis schließlich ein Grinsen über sein Gesicht wusch und er konterte »Ja … das war John!«. Worauf ich natürlich immer laut loslachen musste.
Wie es zu »Der Schuh des Manitu« kam und welche Rolle Bernd darin gespielt hat, soll am besten Manitu selbst, Michael »Bully« Herbig erzählen:
Wie sah deine erste Begegnung mit Bernd aus?
MBH: Zum ersten Mal habe ich ihn zu Zeiten der »Unendlichen Geschichte« wahrgenommen. Da war ich noch ein Teenager. Danach habe ich verfolgt, was er so gemacht hat, wie eben »Der Name der Rose« und »Das Geisterhaus«. Dabei habe ich ihn immer als eine absolute Ausnahmeerscheinung wahrgenommen. Und weil das immer diese großen internationalen Projekte waren, die er stemmte, brachte ich ihn eher mit Hollywood in Verbindung. Ich habe gar nicht registriert, dass er in derselben Stadt wie ich lebte. Dann hatte ich eben das Angebot bekommen, Regie bei »Erkan und Stefan« zu führen. Nach den vielen Fernsehsketchen war das der erste Kinofilm. Schon davor hatte ich das Drehbuch zu »Der Schuh des Manitu« geschrieben, aber mich sehr schwergetan, das finanziert zu bekommen. Das Drehbuch lag eine Weile einfach nur in meiner Schreibtischschublade. Als »Erkan und Stefan« fertig war, habe ich dann auf die Schnelle einen Trailer geschnitten. Irgendwann kam dann mein Produzent zu mir und meinte: »Ja, der Bernd will dich sehen!« Ich: »Welcher Bernd?« Als ich dann hörte, dass es sich bei diesem »Bernd« um Bernd Eichinger handelte, dachte ich mir: »Wow!« Angeblich hatte ihm mein Trailer so gut gefallen, dass seine erste Reaktion war: »Warum kenne ich den nicht?« Das fand er irritierend, dass ihm etwas hundertprozentig gefällt und er nichts daran auszusetzen hat, und den Typen nicht kannte, der das gemacht hatte. Deswegen wollte er mich sofort sehen. Also ging ich zur Constantin Film in Schwabing. Das war ein ziemlich abgerocktes Haus, und ich dachte: Na, hier könnte mal einer renovieren. Also, es hatte nicht den Glamour, den ich mir erwartet hatte. Aber dann ging die Tür auf zu Bernds Büro, und ich sah vor mir diese Wand aus Gold … also gefühlte zehn Meter Goldene Leinwände, Bambis, Bogeys und was man sonst noch so alles an Auszeichnungen bekommen kann. Alles, was irgendwie glänzt, war auf diesem Regal. Und da stand er dann, der Bernd. Nicht allein, sondern mit so ein paar Leuten um sich herum. Es war eine ganz seltsame Stimmung. Es war so ruhig, man hatte immer den Eindruck, jetzt redet erst mal Bernd und dann dürfen die anderen. Es kam mir fast wie eine Audienz vor. Dann saßen wir und haben über »Erkan und Stefan« und das Marketing geredet. Während dann alle anderen gesprochen haben, hatte ich das Gefühl, als würde Bernd mich beobachten. Auf einmal meinte er zu meinem Produzenten: »Ja, ihr macht’s doch so ’nen Western …« Mein Produzent schüttelte den Kopf und zeigte auf mich – nee, der will einen machen! Darauf ich: »Western? Ach so, ja, die Parodie!« Da merkte ich: Für Bernd war »Erkan und Stefan« gar nicht mehr das Thema. Er fragte: »Ja, was ist das denn? Kann ich das mal sehen?« Schwups, hatte ich eine Woche später wieder einen Termin bei ihm für »Der Schuh des Manitu«.
Kannte Bernd dich denn aus dem Fernsehen?
MBH: Nein. Fernsehen schien ihn nicht so zu interessieren. Also habe ich ihm in der Woche ein Video-Tape mit Winnetou-Sketchen aus der »bullyparade« mitgebracht. Und wieder war da so eine Gruppe von Leuten. Das war der Moment, als ich so dermaßen ins Fettnäpfchen getreten bin, dass ich dachte:
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