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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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Während seiner Solaris-Zeit produzierte Bernd dann für Klick »Lieb Vaterland magst ruhig sein«. Der Film war zwar weder besonders erfolgreich noch besonders gut, aber das störte nicht weiter. Klick und Bernd kannten sich und waren beruflich befreundet. So waren die Rechte zu »Wir Kinder vom Bahnhof Zoo« dann bei der Solaris gelandet, noch bevor Bernd in die Constantin einstieg. Die Solaris sollte dann auch die offizielle Produktionsfirma von »Christiane F.« werden, denn die Constantin Film hatte während der Dreharbeiten noch keinen eigenen Produktionsarm.
    Roland Klick hatte also schon angefangen, am Drehbuch zu arbeiten. Bernd war nicht überzeugt von dem Geschriebenen und brachte Herman Weigel als Dramaturg dazu.
    Das Problem, das sowohl Bernd als auch Herman Weigel mit Roland Klicks Ansatz hatten, war die Tatsache, dass Roland Klick die heroinsüchtigen Protagonisten nicht als 13-, 14-, 15-jährige Kinder darstellen wollte, sondern als Mittzwanziger. Das Interessante und auf grauenhafte Weise Faszinierende an der Geschichte von Christiane F. war jedoch, dass es sich hier um verwundbare Teenager handelte – Kinder, die durch die Hölle gehen. Aber Roland Klick war da anderer Meinung. Er war nach Berlin gefahren und hatte sich die Heroinszene am Bahnhof Zoo angeschaut. Laut Herman Weigel lautete Roland Klicks Fazit nach seiner Berlinexkursion: »Die Kinder vom Bahnhof Zoo würden ja alle aussehen wie Zombies, über die könne man keinen gescheiten Film machen.« Bernd wollte aber einen authentischen Film machen. Kein ausgedachtes Drama, sondern einen Film über eine Szene, die es tatsächlich gab. Sein Ziel war, dass das junge Publikum ins Kino gehen und dort seine eigene Welt auf der Leinwand sehen konnte. »Authentizität war für Bernd schon damals absolut spielentscheidend«, so Herman Weigel, »Bernds Schlüsselwort bei ›Christiane F.‹ war Authentizität.«
    Herman Weigel erinnert sich an dieses denkwürdige Gespräch zwischen Roland Klick, Bernd und ihm selbst: »Ich hab dann auch zu Roland Klick gemeint: ›Schau mal, Roland, der Witz ist doch, dass die fünfzehn Jahre alt sind, nicht um die zwanzig.‹ Und da schaut mich Roland Klick ganz mitleidig an, lehnt sich so rüber zu mir und sagt: ›Herman … Ich bin das Idol der Fünfzehnjährigen!‹ Da ist aus mir herausgeplatzt: ›So ein Quatsch!!‹« Oder um es in die Worte zu fassen, die Bernd Brigitte Monhaupt in »Der Baader Meinhof Komplex« in den Mund legte: »Das geht ja alles SCHIEF!« Roland Klick schwebte ein vollkommen anderer Film vor als Bernd. Er wollte nicht »Die Kinder vom Bahnhof Zoo«, sondern die »Mittzwanziger vom Bahnhof Zoo« machen. Uli Edel erinnert sich: »Das wäre die Geschichte von einem Zuhälter und seiner drogenabhängigen Nutte geworden. Das ist ja nicht die Geschichte. Das ist total das Thema verfehlt. Bernd meinte zu mir: ›Uli, was denkst du denn? Spinn’ ich jetzt?‹ Da sag ich: ›Du Bernd, den Film brauchst du nicht zu machen. Der ist schon tausend Mal gemacht worden.‹ So hat Bernd dann auf einmal viel mehr mit mir über den Stoff geredet als mit Roland. Und irgendwann kam es zu dem irrsinnigen Bruch.«
    »Meine erste Handlung als Produzent war es, den Stecker bei ›Christiane F.‹ zu ziehen«, hat Bernd oft gesagt, ohne darauf in irgendeiner Weise stolz zu sein. Viel mehr erinnerte er sich an die Zeit, als er sich entschied, Roland Klick zu feuern, mit retrospektivem Gruseln. »Das war brutal«, so Bernd. Es waren schon Fördergelder geflossen, der Film stand mitten in der Vorproduktion. Roland Klick, so meldete der Berliner »Tip«, hatte mit einer einstweiligen Verfügung bewirkt, dass alle an seine Person gebundenen Fördergelder nicht in den Film investiert werden durften. Bernd hatte mit einem Mal eine Million Mark Schulden, ohne dass er auch nur einen Zentimeter Zelluloid belichtet hätte. Dazu kam noch, dass Roland Klick damals ein Regiestar war. Niemand verstand, warum Bernd ihn gefeuert hatte. Und wer war dieser Ulrich Edel, der anstelle von Klick die Regie übernehmen sollte? Irgendein dahergelaufener HFF-Kommilitone von Bernd, der gerade mal einen Fernsehfilm gemacht hatte! Den Förderern und Investoren leuchtete das wenig ein. Bernd begann die Produktion mit einer Million Mark im Minus. Und er hatte einen Freund verloren.
    Der neue Regisseur von »Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo« hieß also Uli Edel. Damit war das alte HFF-Team wieder in gewohnter Weise vereint: Bernd

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