BE (German Edition)
als Produzent, Uli als Regisseur und Herman als Drehbuchautor.
»In dieser Dreierkonstellation ist das eh immer gelaufen, schon in der Hochschule. Das schien einfach komplett natürlich, den Film mit dem Uli zu machen und dass ich das Drehbuch schreibe. Dass ich das besser als der Klick mache, wusste ich allemal – vor allem nachdem er so einen Quatsch geredet hatte. Ist mir zwar unfassbar schwergefallen, aber es ging. Und dass wir das mit dem Alten als Regisseur machen, dem Uli, war auch die natürliche Wahl, denn wir hatten ja alles zusammen gemacht. Ich hatte schon für die ersten Super-8-Filme vom Alten das Drehbuch geschrieben!«, so Herman Weigel, der genau wie Bernd Uli Edel immer als »der Alte« bezeichnete, genau wie Uli Bernd immer »den Alten« nannte. So groß war die Symbiose zwischen den dreien, dass Hermans Mutter einmal zu Herman meinte: »Du, Herman, ich hab den Bernd gerade im Fernsehen gesehen – der redet ja wie du!« Herman erzählte das Bernd, der entgegnete: »Nein, nein! Wir beide reden genau wie der Uli!«
Während der Entstehung von »Christiane F.« kam es dann auch zum endgültigen Bruch zwischen Bernd und seinem Co-Geschäftsführer Böllinghaus. »Christiane F.« war schon im Verleihprogramm der Constantin Film, und Böllinghaus als Verleihchef musste für den Geschäftsplan des nächsten Jahres angeben, mit wie vielen Zuschauern man bei diesem Film rechnen konnte. Die Voreinschätzung seiner Filme war Bernd bis zum Schluss immer sehr wichtig, hing doch davon ab, wie ernst die Belegschaft einen Film nahm und wie viel Geld und Energie auf dessen Verleih verwendet werden würde. Die Einschätzung seiner Filme vonseiten des Verleihs war etwas, über das sich Bernd sehr erzürnen und dann massiv dagegen vorgehen konnte. Im Fall von »Christiane F.« hatte Herr Böllinghaus den Film mit einem Einspielergebnis von 200 000 Mark angetippt. Das war mit Abstand die geringste Einschätzung irgendeines Titels in der Constantin. Mit anderen Worten, Böllinghaus erwartete, dass der Film ein Flop werden würde. Bernd ließ sich das nicht gefallen. Er attackierte Böllinghaus: Entweder Böllinghaus würde seine Einschätzung ändern, oder Bernd würde zu Ludwig Eckes gehen und darauf bestehen, dass Böllinghaus gefeuert wird. Böllinghaus knickte ein und willigte »unter Zwang« ein, die Einschätzung auf 800 000 Mark zu erhöhen. Aber der Bruch war da, und es war offensichtlich, dass Böllinghaus und sein Kollege Dr. Berger eine völlig andere Sprache als Bernd sprachen. Sie waren eine andere Generation und hatten keinerlei Verständnis für das, was Bernd vorschwebte oder warum irgendjemand sich einen Film über heroinabhängige Kinderprostituierte anschauen sollte.
Eine andere, wesentlich entscheidendere Person, die enorme Schwierigkeiten damit hatte, dass Bernd einen Film über Kinderprostituierte und Drogenabhängige drehte, war Ludwig Eckes. »Christiane F.« war nicht wirklich Granini. Eckes wollte raus, und Bernd brauchte dringend einen neuen Geschäftspartner. Alleine konnte er die Constantin auf keinen Fall stemmen! Bernds Freundin, die Cutterin Jane Seitz stellte ihm Bernd Schäfers vor, einen höchst charmanten Hasardeur, der gerade in der neu aufkeimenden Werbeindustrie ein Vermögen gemacht hatte. Keine Frage: Bernd Schäfers hat Bernd Eichinger damals gerettet. Eine Tatsache, die Bernd (Eichinger) über die Jahrzehnte hinweg dazu veranlasste, Schäfers immer und immer wieder aus der Patsche zu helfen. Bernd war eben eine treue Seele. Schäfers, der tatsächlich etwas Visionäres hatte und zum Beispiel zu den Pionieren des deutschen Privatradios gehört, war nämlich einer von der Sorte Mann, der schon vorgestern ausgegeben, was er übermorgen noch nicht verdient hat. Ein Jongleur, der immer alle Bälle in der Luft hat. Was dazu führte, dass er, nachdem er später wieder bei der Constantin Film ausgestiegen war, per Haftbefehl von Interpol gesucht wurde. Dieser Bernd Schäfers stieg also in die Neue Constantin Film ein, indem er Eckes’ Anteile kaufte. Bei der Vertragsunterzeichnung gab es jedoch eine Überraschung: Ludwig Eckes, der Bernd zu schätzen gelernt hatte, gab Schäfers zu verstehen, dass er für sein Geld nur 50 Prozent der Anteile haben könne. Die übrigen 25 Prozent müsse er Bernd für eine Mark geben, sodass dann Bernd Eichinger und Bernd Schäfers beide je 50 Prozent der Anteile besitzen würden. Wenn er sich darauf nicht einließe, würde das Geschäft platzen.
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