BE (German Edition)
wollte. Geissler hatte sogar schon visuelle Konzepteentwerfen lassen. Also stiefelten Bernd und Herman zu Geissler und teilten ihm mit: »Schau mal her, das wird bestimmt nicht ganz einfach mit diesem Film … wenn du Hilfe brauchst, melde dich einfach. Wir sind an dem Ding interessiert.« Geisslers Anruf ließ nicht lange auf sich warten. Es kam zu einer großen Konferenz, in der festgelegt wurde, dass Bernd und Geissler den Film federführend produzieren würden. In der Tat wird Geissler auch immer noch als Produzent von »Die unendliche Geschichte« genannt, auch wenn er mit der eigentlichen Produktion letztendlich kaum etwas zu tun hatte.
Nun gab es zwei große Fragen: 1. Wer konnte das Drehbuch schreiben und 2. Wer sollte Regie führen? Bernd und Herman dachten jeder für sich – ohne das mit dem anderen zu besprechen – zunächst einmal an Uli Edel. Mit ihm hatten sie schließlich gerade den Welterfolg »Christiane F.« hingelegt. Zwar war das Phantásien der »unendlichen Geschichte« Galaxien von den Junkies vom Berliner Kinderstrich entfernt, aber Uli war ein guter Regisseur, das wusste Bernd. Anstatt Uli direkt zu fragen, entschied Bernd sich für die Taktik des vorsichtigen Vortastens. Erst einmal wollte er sehen, ob Uli sich mit Michael Ende, dem Autor des Buchs, verstand. Dieser hatte nämlich ein »right of approval« für den fertigen Film. Mit anderen Worten, wenn Ende der Film nicht gefiel, würde Bernd ein monströses Problem am Hals haben. Um dieses Problem zu vermeiden, bemühte sich Bernd um ein harmonisches Verhältnis zum Autor. Der Eklat bei »Das Boot« saß Bernd noch tief in den Knochen. Das durfte nicht noch einmal passieren. Also lud Bernd Michael Ende zum jährlichen Filmball ein, den die Constantin damals noch veranstaltete, und setzte ihn neben Uli Edel. Die beiden sollten sich kennenlernen, und dann würde Bernd sehen, ob die Chemie stimmte. Uli hörte leider den Schuss nicht. Er verstand nicht, dass es sich bei dem Abend um ein Vorstellungsgespräch handelte. Stattdessen redete er kurz mit Ende, fand ihn nicht sonderlich interessant und zockelte dann mit einer Dame los, um sich zu amüsieren. Am nächsten Tag war Bernd sauer. Wo er denn den ganzen Abend gewesen sei, wollte er von Uli wissen. Und warum hatte Uli die Gelegenheit nicht beim Schopf ergriffen? Bernd interpretierte das – zu Unrecht – als mangelndes Interesse an dem Projekt. Kurz darauf fragte Bernd Helmut Dietl, ob er das Drehbuch zu »Die unendliche Geschichte« schreiben würde. Die Zeiten des ganz normalen Wahnsinns waren schon lange vergessen. Bernd und Dietl hatten sich wieder versöhnt. Dietl hatte Esprit und konnte schreiben. Als Drehbuchautor kam Dietl zweifellos infrage. Aber kam er auch als Regisseur infrage? Bernd wusste, dass Dietl das Projekt nur annehmen würde, wenn er auch Regie führen konnte. »Kommt Zeit, kommt Rat«, war Bernds Antwort auf Hermans Frage, ob Bernd Dietl tatsächlich für den richtigen Regisseur für »Die unendliche Geschichte« halte.
Dietl wurde also angeheuert und begann zu schreiben. Nach einiger Zeit traf dann auch tatsächlich die erste Drehbuchfassung ein. Bernd ließ das Drehbuch sofort ins Englische übersetzen, denn er wusste, dass er »Die unendliche Geschichte« nur mit einem US-Verleih als Partner stemmen konnte. Er und Herman hatten in den letzten Jahren viele Kontakte in der Filmbranche geknüpft. Sie waren gern gesehene Gäste in den Chefetagen der amerikanischen Filmstudios. Bernd ließ also eine Kopie von Dietls Drehbuch an all die Kontakte schicken, die er mittlerweile in Hollywood hatte. Er warf also seine Angel aus und machte sich dann gemeinsam mit Herman auf den Weg nach L. A., um zu sehen, ob einer der Kontakte angebissen hatte. Auch wenn die Rollenverteilung nun eine andere war und Bernd nicht mehr ein Einkäufer, sondern einer von vielen Filmemachern war, der Geld brauchte, so öffneten sich ihm doch wieder die Türen Hollywoods. Bernd war es zunächst unangenehm, plötzlich in der Bittstellerposition zu sein, aber dieser Ego-Knick gehörte eben dazu. Da musste er durch. Der Knick wurde allerdings größer, je mehr Leute er und Herman trafen. Sie sprachen beim Produktionschef von Universal Studios, Bob Rehme, vor. Ein Typ, den Bernd sehr schätzte und der Bernd und Herman gut kannte. Sie betreten also das Büro, kurzes Händeschütteln und Begrüßung, und kaum hatten sie sich hingesetzt, stand Bob mit Dietls Drehbuch in der Hand vor ihnen.
»Ihr habt
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