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BE (German Edition)

BE (German Edition)

Titel: BE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Eichinger
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Großmeister, als der er heute betrachtet wird. Er hatte zwar mit »Der Pate« und »Apocalypse Now« zwei Meisterwerke vorgelegt, aber »Der Pate« war kein Erfolg bei der Kritik. Für die Kritiker hatte Coppola mit »Der Pate« einfach nur das fabriziert, was man auch Bernd immer wieder ankreidete: eine Bestseller-Verfilmung. So war Coppola in der öffentlichen Rezeption damals noch keine künstlerische Größe. Trotzdem bewunderte Bernd Coppola ebenso wie er den damals noch jungen Steven Spielberg bewunderte. Das waren angesagte, aktuelle Regisseure, die gerade dabei waren, Hollywood aufzumischen. Bernd wollte unbedingt Coppolas nächsten Film verleihen, besonders da Bernds größter Konkurrent Horst Wendlandt Coppolas letzten Film »Apocalypse Now« verliehen hatte. Dem etablierten Wendlandt, der sein Geld mit Edgar Wallace und Winnetou-Filmen gemacht hatte, wollte Bernd unbedingt eins auswischen und ihm den nächsten Coppola vor der Nase wegschnappen. So kam es, dass Herman Weigel und Bernd Francis Ford Coppola am Set von »Einer mit Herz« (im Original »One From The Heart«) besuchten und die Verleihrechte für Deutschland einkauften. Dazu muss man sagen, dass Coppolas ursprünglicher Ansatz der war, den ersten Hardcore-Sexfilm eines Filmstudios zu machen. Das sollte extrem werden. Mit großen Filmstars. Ähnlich wie »Der Letzte Tango in Paris«. Das war der Film, den sie eingekauft hatten. Leider entschied sich Coppola dann, aus dem Ganzen ein Musical zu machen. Das Resultat war grauenhaft und außerdem unfassbar teuer. Was dazu führte, dass Coppola Insolvenz anmelden und jahrelang seine »One From The Heart«-Schulden abzahlen musste. So entstanden in den achtziger Jahren Filme, die Coppola hauptsächlich aus finanziellen Gründen drehte. Nicht selten waren es echte »turkeys«. Auch die Constantin Film verlieh einige davon. Aber laut Bernd musste sich die Constantin Film das leisten können, einen Filmemacher wie Coppola zu unterstützen.
    Bei ihrem Besuch am Set von »Einer mit Herz« hatten Bernd und Herman auch Freundschaft mit einer weiteren Filmlegende geschlossen: David Lynch. Von allen Geschichten, die mir Bernd erzählte, war mir die von seiner ersten Begegnung mit David Lynch fast die liebste. Bernd und Herman waren auf David Lynch aufmerksam geworden, weil die damals noch existente Filmdivision von EMI ein Projekt von ihm mit dem Titel »The Elephant Man« hatte. Obwohl die Prämisse und die Tatsache, dass es sich um einen Schwarz-Weiß-Film handelte, nicht unbedingt danach klang, als müssten Bernd und Herman »The Elephant Man« auf der Verleihstaffel haben, waren sie trotzdem interessiert. EMI hatte nämlich zwei weitere Projekte im Programm, von denen Bernd und Herman meinten, dass sie perfekt zur Constantin Film passen würden: einen Western mit dem Titel »El Diablo« von John Carpenter und Ridley Scotts zweiten Film »Knight« nach seinem Debut »The Duellists«. Weder »El Diablo« noch »Knight« kamen jemals zustande. »El Diabolo« hatte den Teufel gesehen und John Carpenters Karriere sollte unwiderruflich angeknackst werden, weil der Film nicht gemacht wurde. Ridley Scott dagegen sollte von »Knight« auf »Alien« umsatteln und damit das Science-Fiction-Genre neu erfinden. All das wussten Bernd und Herman damals aber nicht. Sie warteten auf diese beiden Filme.
    In der Zwischenzeit legte ihnen EMI diesen neuen amerikanischen Regisseur namens David Lynch ans Herz, dessen erster Film »Eraserhead« gerade mit einer einzigen Kopie in Deutschland lief und in Nürnberg gespielt wurde. Also fuhren Bernd und Herman nach Nürnberg, um sich den Film anzuschauen – und waren absolut begeistert. Sie dachten sich: David Lynch wäre der perfekte Regisseur für Science-Fiction! Sie kauften auch die deutschen Rechte für »The Elephant Man«. Als sie sich dann im Filmstudio von Las Palmas befanden, wo Coppola »Einer mit Herz« drehte, kam einer von Coppolas Leuten zu ihnen und sagte: »Ach, wenn ihr den Lynch mal kennenlernen wollt, der ist auch da …«
    David Lynch arbeitete zu diesem Zeitpunkt an einem legendären Projekt mit dem Titel »Ronny Rocket«, das so durchgeknallt war, dass es jeder Beschreibung spottete. Bernd und Herman gingen also hoch in David Lynchs Büro. Es war Sympathie auf den ersten Blick. Bernd, Herman und David verstanden sich blendend. Da kein anderer Film außer Lindsay Andersons »If …« so sehr mein Leben beeinflusst hat wie David Lynchs »Blue Velvet«, brannte ich

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