BE (German Edition)
uns euer Drehbuch geschickt …«
Bernd und Herman nicken.
»Es hat kein gutes Lektorat bekommen.«
Bernd versuchte zu erklären. Das sei doch erst die erste Fassung. Da könne man noch einiges verbessern. Rehmes Gesicht bewegt sich nicht. Genauso monoton wie zuvor wiederholt er: »Es hat kein gutes Lektorat bekommen.«
Das war das Ende der Unterhaltung mit Bob Rehme zur »Unendlichen Geschichte«.
Die einzige positive Resonanz, die Bernd in den USA auf Dietls Drehbuch erhielt, war von PSO, wo zuletzt Anna Gross gearbeitet hatte. Hier erklärte man sich bereit, Bernd eine Minimum-Garantie von zehn Millionen Dollar für Auslandsverkäufe zu geben. Das war ein Anfang, aber bei weitem nicht genug. Ohne einen Deal mit einem US-Verleih, das wusste Bernd, war der Film nicht zu machen.
Während dieser USA-Reise besuchten Bernd und Herman auch die Studios von Industrial Lights and Magic in San Francisco. Schließlich wussten sie schon jetzt, dass man für »Die unendliche Geschichte« einiges an neuartigen Spezialeffekten brauchen würde. Es war klar, dass man hier Neuland betreten musste. Niemand war auf dem Gebiet der Spezialeffekte so weit vorne wie ILM, die zuvor schon die Effekte für »Krieg der Sterne« und »Krieg der Sterne: Das Imperium schlägt zurück« gemacht hatten. Hier war man sehr interessiert an Bernds Projekt. Und was den Besuch bei ILM so besonders machte: Bei einer Führung durch das ILM-Studio bekamen Bernd und Herman das Modell von einem kleinen verschrumpelten Außerirdischen zu sehen, der mit einem Fahrrad durch eine Vollmondnacht flog. Das sei für Steven Spielbergs »Extra Terrestrial«, wurde ihnen gesagt. Es war das erste Mal, dass Bernd und Herman »E.T.« zu sehen bekamen. Sie waren sofort begeistert!
Mit E.T. im Hinterkopf stand Bernd nach dem Meeting bei ILM am Flughafen von San Francisco und dachte über »Die unendliche Geschichte« und Dietls Drehbuch nach. Niemand hatte das Drehbuch gemocht oder wirklich verstanden, was Bernd mit dem Film erreichen wollte. Erst wenn Herman den Leuten die Geschichte noch einmal neu erzählte und Bernd ihnen klarmachte, was für ein Film »Die unendliche Geschichte« werden sollte, weckte er ihr Interesse. Nach einer Weile drehte Bernd sich zu Herman um und meinte: »Weißt du was Herman, da wirst du noch mal ran müssen …« Herman sollte sich mit Helmut Dietl zusammensetzen und mit ihm dessen Drehbuch umarbeiten. Gesagt, getan. Die »Zusammenarbeit« zwischen Helmut Dietl und Herman Weigel dauerte weniger als eine Woche. Dann beschlossen beide, dass sie getrennte Wege gehen und jeder sein eigenes Drehbuch schreiben sollte. Am Schluss würde sich schon herausstellen, welches das bessere war.
Dietls Position innerhalb der Produktion verschlechterte sich noch mehr, als Herman nach einer Woche ein Drehbuch vorlegte, das alle mochten. Er hatte den Film schon so oft in Meetings in Hollywood gepitcht und hatte den Film schon so deutlich vor Augen, er brauchte ihn nur noch aufzuschreiben. Das Resultat kam bei allen gut an, nur nicht bei Helmut Dietl. Sein Widerstand gegen das neue Drehbuch war deutlich spürbar. Obwohl Bernds Loyalität bei Dietl lag und Dietl auch einen hoch dotierten Regievertrag hatte, musste Bernd feststellen, dass es so nicht mehr weiterging. Die Fronten hatten sich zu sehr verhärtet. Schließlich bat er Dietl zu einem Gespräch, nach dem Helmut Dietl nicht länger der Regisseur von »Die unendliche Geschichte« war. Dietl bekam natürlich trotzdem seine ihm zustehende Gage ausgezahlt und schien letztendlich, so Bernd, »erleichtert«.
Mittlerweile liefen in den Hallen der Bavaria Studios außerhalb Münchens die Vorbereitungen auf Hochtouren. Überall wurden Kulissen gebaut. Der Haulewald, der Thronsaal der Kindlichen Kaiserin, die Sümpfe der Traurigkeit … alles war schon in Arbeit. Mit anderen Worten: Das Geld sprudelte aus den Kassen der Constantin wie Wasser bei einem Rohrbruch. Bernd hatte zwar die zehn Millionen Dollar von PSO und Fördergelder aus Deutschland, aber all das war noch lange nicht genug! Erschwerend kam hinzu, dass Bernd ein Team für Spezialeffekte für die Robotronics, also die mechanisch animierten Kreaturen wie den »Steinbeißer« oder den Drachen »Fuchur«, aus England nach München geholt hatte. Das waren die besten Puppenspieler der Welt. Aber sie waren teuer und sie ließen nicht mit sich verhandeln: Während der Rest der Crew Verständnis für Bernds Geldprobleme hatte und einsah, dass sie erst
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