Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beachrats

Beachrats

Titel: Beachrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
Vom Netzwerk:
reden?«
    »Nur wenn du das Mister vergisst, okay?«, schlug Rick vor. »Außerdem bin ich Rick und er ist Kevin.«
    »Okay, einverstanden. Ich kam mir blöd dabei vor, aber ich war mir nicht sicher. Versteht ihr, was ich meine?«
    »Natürlich«, antwortete ich. »Wie alt bist du eigentlich?«, fragte ich ihn, während wir ins Wohnzimmer gingen.
    »Ich bin 16. Mein Geburtstag war im November.«
    Als wir uns auf die Couch setzten, zündete ich mir eine Zigarette an - meine zweite an diesem Tag. An seinem bedürftigen Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass auch Alex gerne eine rauchen wollte.
    »Wissen deine Eltern, dass du rauchst?«
    »Ja, sie wissen Bescheid und haben kein Problem damit. Sie rauchen beide.«
    »Nun, du kannst ruhig rauchen, wenn du möchtest.«
    Er brauchte gerade einmal 5 Sekunden, um seine Schachtel aus der Tasche zu ziehen und eine Zigarette anzuzünden. Ich erwartete fast, dass auch David eine rauchen würde, aber er tat es nicht.
    »Ich möchte euch für die Einladung danken«, sagte Alex, nachdem er einen Zug gemacht hatte. »Ich glaube, an diesen Abend werde ich mich für den Rest meines Lebens erinnern.«
    »Ja, der Nudelauflauf war klasse, oder?«, sagte Rick.
    Ich wusste, dass er uns zum Lachen bringen wollte, aber ich hatte das Gefühl, dass es für Alex wichtig war.
    »Ja, das Essen war gut. Aber das ist nicht der Grund, warum der Abend für mich so besonders war.« Seine Selbstsicherheit verblüffte mich. »Heute Abend war für mich etwas besonderes, weil es das erste Mal war, dass ich mit einer Gruppe schwuler Männer zusammen war.« Er sah David an. »Ich weiß, ich habe gesagt, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich schwul bin oder nicht. Das war gelogen. Ich bin mir sicher. Ich bin mir sicher, seit ich ungefähr 12 war. Aber ich wollte nicht schwul sein, David. Ich habe mir seitdem viele Sorgen deswegen gemacht. Auf dem Camping-Trip hat sich für mich vieles verändert, aber heute Abend hat mich wirklich erkennen lassen, dass ich mich nicht dafür schämen muss, weil ich Jungs mag.«
    »Was genau hat das mit heute Abend zu tun?«, fragte Rick.
    »Weil alle so normal waren, Rick. Alle waren so freundlich und entspannt. Alle, die heute hier waren, sind schwul, oder?«
    »Ja«, gab ich zu. »Aber das wussten wir nicht, als wir sie eingeladen hatten. Zumindest wussten wir es im Falle von Mike und Fred nicht.«
    »Wirklich nicht?«, fragte David erstaunt. »Ich hatte irgendwo gelesen, dass schwule Männer andere erkennen können.«
    »Manche können das tatsächlich, aber nicht alle. Rick und ich konnten es nicht. Wir kennen dich seit einem Jahr und wir wissen es erst, seitdem es uns dein Dad gestern gesagt hat.«
    »Dein Dad hat dich bei ihnen geoutet?«, rief Alex entsetzt.
    »Ich habe ihn darum gebeten«, stellte David klar. »Ich wollte bei Rick und Kevin bleiben und ich wollte, dass sie Bescheid wissen. Es wäre mir zu peinlich gewesen, es ihnen selbst zu sagen.«
    Rick warf einen Blick auf die Uhr und verkündete, dass er müde war und ins Bett wollte.
    »Ich muss auch in 15 Minuten zuhause sein«, sagte Alex. »Vielen Dank nochmals für die Einladung.«
    Er gab uns zum Abschied die Hand. Als David ihm die Hand geben wollte, hielt er sie nur fest, schüttelte sie aber nicht.
    »Kommst du noch mit raus?«, fragte er stattdessen.
    David sah uns an, als wollte er um Erlaubnis fragen.
    »Geh schon«, sagte Rick und grinste.
    Wir ließen das Licht für David an und nachdem wir uns die Zähne geputzt hatten, gingen wir ins Bett.
     
    Meine Blase weckte mich gegen 2 Uhr in der Nacht. Mir fiel auf, dass es spürbar kühler geworden war. Wir hatten während des Spiels ein paar Fenster aufgemacht und am Abend vergessen, sie wieder zu schließen.
    Nach meinem Besuch im Badezimmer ging ich durch das Haus und schloss die Fenster, die wir offen gelassen hatten. Dann drehte ich ein paar Heizkörper ein bisschen auf, damit es etwas wärmer wurde.
    Als ich an Davids Zimmer vorbei ging, bemerkte ich, dass noch Licht brannte. Ich dachte mir nichts dabei und ging davon aus, dass er beim Lesen eingeschlafen war. Als ich in seinem Alter war, passierte mir das ständig. Auch heute kam es noch gelegentlich vor. Als ich weiter gehen wollte, hörte ich aber Geräusche aus dem Zimmer kommen. Ich lauschte einen Moment lang aufmerksam und es klang, als ob er weinen würde. Ich klopfte leicht an die Tür und bekam ein erschrockenes Grunzen als Antwort.
    »Ich bin es, Kevin. Darf ich rein kommen?«
    »Ja«,

Weitere Kostenlose Bücher