Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beachrats

Beachrats

Titel: Beachrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
Vom Netzwerk:
wohnen nebenan.«
    »Du hast ein Glück. Ich habe die zwei schon mal gesehen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie schwul sind. Einer von ihnen läuft ziemlich viel. Welcher ist das?«
    »Das ist Rick«, sagte ich. »Der andere ist Kevin.«
    »Rick ist verdammt heiß. Den hätte ich auch gerne als Freund.«
    »Da wirst du kein Glück haben. Sie sind verheiratet.«
    »Miteinander?«
    »Nicht legal. Aber sie hatten eine Zeremonie und tragen Eheringe.«
    »Das ist so cool. Stellst du sie mir irgendwann mal vor?«
    »Klar«, stimmte ich zu.
    Warum auch nicht?
    Wir verließen den Burgerladen und gingen weiter.
    »Dort wohnt Alex«, sagte ich und zeigte auf sein Haus.
    »Ich weiß. Ich kenne ihn schon ziemlich lange.«
    »Seid ihr Freunde?«
    »Nicht wirklich. Wir haben ab und zu mal Basketball gespielt, aber wir haben unterschiedliche Freundeskreise. Außerdem dachte ich nicht, dass er jemanden in meinem Alter als Freund haben wollte. Er wäre eigentlich ein Junior , weißt du?«
    »Ja, ich weiß.«
    Wir standen in Jims Einfahrt. Keiner von uns sagte etwas. Wir schauten uns nur an.
    »Was würdest du machen, wenn ich dich küssen würde?«, fragte er mich.
    Er wurde rot und konnte mir nicht in die Augen sehen.
    »Ich weiß nicht genau«, gab ich zu. »Entweder würde ich dir eine rein hauen und weiter gehen. Oder ich würde sagen, dass wir keine Freunde mehr sein können und dann auch gehen.«
    »Okay, sorry.« Jim sah mich mit traurigen Augen an.
    Ich hatte das Gefühl, dass er noch etwas sagen wollte, also wartete ich.
    »Alex hat echt Schwein. Wenn ich mir eher sicher gewesen wäre -« Er seufzte. »Ich bin schon seit einem Jahr in dich verknallt.«
    Jetzt wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Klar, ich fühlte mich geschmeichelt. Aber ich hatte Alex und ich wollte nur Alex.
    »Tut mir leid«, sagte ich schließlich.
    »Können wir trotzdem Freunde bleiben?«
    Seine Stimme zitterte, als hätte er Angst vor meiner Antwort.
    »Natürlich«, antwortete ich und lächelte. »Und warte es ab. Du wirst irgendwann einen richtig tollen Freund finden.«
    Jim lächelte.
    »Ich hoffe, du hast recht.«
    Ich umarmte ihn, auf eine freundschaftliche Art. Dann verabschiedete ich mich und ging nach Hause.
     
    Als Dad am Freitag nach Hause kam, wusste ich sofort, dass etwas nicht stimmte.
    »Hi«, war alles, was er sagte.
    Dann verschwand er in seinem Büro. Es machte mich ein bisschen nervös, aber ich dachte, er hatte einfach nur einen harten Tag auf Arbeit. Es dauerte auch ein paar Stunden, bis er wieder heraus kam.
    »Was ist los?«, fragte ich ihn.
    »Ich habe einen Einsatzbefehl bekommen. Ich muss am Sonntag weg.«
    »Scheiße«, erwiderte ich.
    Ich versuchte, vor meinem Dad nicht zu fluchen, aber es gelang mir nicht immer. Jedes Mal, wenn ich es tat, korrigierte er mich sofort. Dieses Mal zuckte er aber nicht einmal mit der Wimper.
    »Sorry«, sagte ich dennoch.
    »Scheiße ist richtig, mein Sohn«, sagte er und lächelte.
    »Wir wussten, dass es jederzeit passieren kann und ich bin bei Rick und Kevin gut aufgehoben«, sagte ich, in der Hoffnung, dass er sich dann ein bisschen besser fühlen würde. Es schien zu funktionieren, denn sein Lächeln wurde ein bisschen breiter.
    »Ich weiß«, sagte er und küsste mich auf die Stirn.
    Ich mochte es, wenn er das tat.
    »Ich habe noch ein paar Anrufe zu erledigen. Bestellst du bitte Pizza und wäschst meine Sachen für mich.«
    »Natürlich«, antwortete ich und machte mich an die Arbeit.
    Nachdem wir gegessen hatten, verschwand Dad wieder in seinem Büro. Ich tat etwas, das ich seit langer Zeit nicht mehr getan hatte. Ich ging nach oben in mein Zimmer, kniete mich vor mein Bett und betete dafür, dass mein Dad sicher sein würde.
    Ich hatte mir fest vorgenommen, nicht zu weinen, als wir uns voneinander verabschiedeten. Dieser Versuch scheiterte kläglich. Ich heulte wie ein kleines Baby und umso wütender ich wurde, weil ich mich nicht zusammenreißen konnte, desto mehr weinte ich. Ich wusste, dass ich es Dad nur noch schwerer machte, aber ich konnte nichts dagegen tun.
    »Benimm dich bei Rick und Kevin«, sagte Dad, als er mich umarmte. »Und rufe ab und zu Grandpa an.«
    »Fest versprochen«, versicherte ich ihm. »Pass bitte auf dich auf und komm heil wieder.«
    »Fest versprochen«, wiederholte er meine Worte und ich musste lachen.
    Dann kam ein Soldat und sagte Dad, dass er an Bord gehen musste. Wir umarmten uns noch einen Moment, bevor er mich los ließ. Ich sah Dad noch nach, bis

Weitere Kostenlose Bücher