Beachrats
bedankten uns, dann stiegen wir ins Auto.
Die Fahrt zum Flughafen verbrachten wir wieder einmal schweigend. Es dauerte eine Stunde, bis wir Besucher-Ausweise bekommen und die Sicherheitskontrollen hinter uns gebracht hatten. Dann nahm uns George zur Seite, um mit Rick und mir noch einmal zu sprechen.
»Ich hätte das Thema gestern in eurem Haus ansprechen sollen und ich entschuldige mich im Voraus schon einmal dafür. Es ist eher eine Formalität und ich hatte bis jetzt nicht daran gedacht.«
»Worum geht es?«, fragte Rick.
»Das ist nicht so einfach. Aber ich muss ein Testament hinterlegen, bevor es losgeht. David ist ausschließlich von mir abhängig, nachdem meine Eltern nicht mehr in der Lage sind, sich um ihn zu kümmern. Ich muss für ihn einen Vormund benennen, für den Fall, dass ich nicht zurück komme. Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist gleich null. Aber es ist eine Vorschrift. Ich möchte, dass ihr im Falle meines Todes gemeinsam das Sorgerecht für David übernehmt.«
Rick und ich starrten George ungläubig an.
»Wollt ihr kurz unter vier Augen darüber reden?«
»Das wäre nett«, sagte ich.
Rick nickte.
George ging zu David, der einige Meter von uns entfernt auf einer Bank saß. Er wirkte irgendwie einsam und verloren.
»Was denkst du?«, fragte Rick.
»Du hast gehört, was er gesagt hat. Es ist nur eine Formalität. Außerdem haben wir darüber gesprochen, dass wir eines Tages ein Kind haben wollten. Auch wenn ich mir dabei nicht gedacht hatte, dass wir mit 25 Eltern für einen Teenager spielen würden.«
»Ich fragte mich, was mit Davids Mutter ist.«
»Das würde mich auch interessieren.«
Wir schwiegen einen Augenblick. Wir hatten nie danach gefragt, weil es uns nichts anging. George, der mittlerweile neben David saß, sah zu uns herüber. Wir winkten und er kam zu uns.
»George, was ist mit Davids Mom?«, fragte ich ihn.
»Wir sind geschieden.«
»Das habe ich mir schon gedacht. Aber ist es nicht wahrscheinlich, dass sie das Sorgerecht für David bekommt, wenn du sterben würdest?«
»Ich denke, ihr habt ein Recht, die Geschichte zu hören. Aber glaubt nicht, dass ich auf euer Mitleid aus bin, okay?«
»Natürlich nicht.«
»Direkt nach Davids Geburt bekam sie postpartale Depressionen. Sie wurde gut behandelt und war sogar eine Zeit lang deswegen im Krankenhaus. Aber es ging ihr nach einer Weile besser. Ich hatte wirklich schon Angst, dass ich sie verlieren würde. Wir waren beide Einzelkinder und wollten selbst mindestens zwei haben. Aber nach dieser Geschichte hatten wir uns dafür entschieden, dass wir keine weiteren Kinder haben wollten - nicht wenn ihre Gesundheit auf dem Spiel stand.«
George seufzte.
Rick und ich schwiegen. Wir sahen, wie schwer es ihm fiel, uns diese Geschichte zu erzählen.
»Aber es passierte trotzdem. Sie wurde schwanger. Ich hatte über eine Abtreibung nachgedacht, aber sie wollte das Kind zur Welt bringen. Ihre Depressionen kamen während der Schwangerschaft zurück, nur war es dann schon zu spät für eine Abtreibung. Sie brachte unsere Tochter zur Welt, konnte sich aber nicht um sie kümmern. Alles wurde aber noch viel schlimmer als Ann, unsere Tochter, im Alter von 4 Monaten starb - plötzlicher Kindstod. Das löste bei meiner Frau eine Psychose aus. Seitdem ist sie in einer geschlossenen Anstalt, ohne Hoffnung, dass sie außerhalb dieser Einrichtung jemals wieder funktionieren kann. Der einzige Grund, warum ich mich von ihr habe scheiden lassen, war die Krankenversicherung und Sozialhilfe. Aufgrund meines Jobs wäre sie dafür nicht berechtigt gewesen.«
Ich sah Rick an. Er nickte leicht.
»Wir machen es«, sagte ich nach einem Augenblick.
»Vielen Dank«, sagte George erleichtert und umarmte uns. »Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll.«
»Ganz einfach«, sagte Rick und grinste. »Ich habe da eine lockere Füllung -«
Er sagte es, um die Stimmung aufzulockern und es gelang ihm auch. George lachte laut und lange.
Ein paar Leute, die um uns herum standen, sahen uns neugierig an.
»Hast du mittlerweile herausgefunden, wie lange du weg sein wirst?«, fragte ich.
»Das war die erste Frage, die ich gestellt hatte. Aber auch ich habe keine Antwort darauf bekommen.«
»Es ist nicht wichtig«, sagte ich schnell. »Ich war nur neugierig.«
»Verständlicherweise.«
Für George wurde es Zeit, zu gehen. Wir gaben ihm die Hand, hielten uns aber zurück, während er sich von David verabschiedete. George blieb bis zur
Weitere Kostenlose Bücher