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Beastly (German Edition)

Beastly (German Edition)

Titel: Beastly (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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sagte ich. »Verzaubert. Wenn du hineinschaust, kannst du jeden sehen, den du willst, überall auf der Welt.«
    »Ja, klar.«
    »Es ist wahr.« Ich nahm ihn ihr aus der Hand und hielt ihn hoch. »Ich möchte Will sehen.«
    Sofort verwandelte sich mein Monstergesicht in Wills Gesicht, der oben in seinem Zimmer las, das nur vom Mondschein beleuchtet wurde. Ich reichte den Spiegel Lindy. Sie blickte hinein und kicherte. »Es funktioniert wirklich? Ich kann ihn darum bitten, mir jeden zu zeigen?«
    Als ich nickte, sagte sie: »Ich möchte…Sloane Hagen sehen.« Auf meinen fragenden Blick hin sagte sie: »Sie war dieses versnobte Mädchen an meiner Schule.«
    Der Spiegel wechselte sofort zu einem Bild von Sloane, die ebenfalls in den Spiegel schaute und an einem Pickel herumfummelte. Es war ein großer Pickel, aus dem gelber Schleim herausquoll.
    »Iiih!« Ich lachte über das Bild.
    Lindy lachte auch. »Das macht Spaß. Kann ich noch jemanden sehen?«
    Ich wollte schon ja sagen, aber dann erinnerte ich mich daran, dass sie gesagt hatte, sie sei verliebt in Kyle Kingsbury. Was würde passieren, wenn sie den Spiegel darum bitten würde, ihr mich zu zeigen? Würde sie genau dieses Zimmer sehen?
    »Du sagtest, dass du deinen Vater sehen willst. Die anderen Sachen können wir später machen. Du kannst sogar den Präsidenten beobachten. Ich habe ihn einmal in der Toilette des Oval Office gesehen.«
    »Wow, du bist ja so etwas wie eine Gefahr für die nationale Sicherheit.« Sie kicherte. »Okay, das machen wir als Nächstes. Aber zuerst« – sie schaute in den Spiegel – »möchte ich meinen Vater sehen.«
    Wieder veränderte sich das Bild, dieses Mal war eine dunkle, schmutzige Straßenecke zu sehen. Dort lag ein Junkie, der praktisch von keinem anderen Obdachlosen New Yorks zu unterscheiden war. Der Spiegel schwenkte näher. Der Typ hustete, zitterte. Er sah krank aus.
    »Oh Gott.« Lindy weinte bereits. »Was ist ihm zugestoßen? So weit kommt es, wenn ich nicht da bin!«
    Sie schluchzte. Ich legte meine Arme um sie, aber sie schob mich weg. Ich wusste, warum. Sie machte mich dafür verantwortlich. Es war meine Schuld, alles meine Schuld, weil ich sie dazu gezwungen hatte zu bleiben.
    »Du solltest zu ihm gehen«, sagte ich.
    Sobald ich es gesagt hatte, wollte ich die Worte wieder zurück in meinen Mund stopfen. Aber das ging nicht. Ich hätte alles gesagt, damit sie aufhörte zu weinen, damit sie nicht mehr böse auf mich war. Sogar das. Dennoch meinte ich es so, wie ich es gesagt hatte.
    »Zu ihm gehen?« Sie schaute zu mir auf.
    »Ja. Morgen früh. Ich werde dir Geld geben, damit du den ersten Bus nehmen kannst.«
    »Gehen? Aber…« Sie hörte auf zu weinen.
    »Du bist nicht meine Gefangene. Ich möchte nicht, dass du hierbleibst, weil du meine Gefangene bist. Ich möchte, dass du hierbleibst, weil…« Ich starrte ins Feuer. Es brannte rasch und hell, aber ich wusste, es würde erlöschen, wenn ich wegging. »Ich möchte, dass du fortgehst.«
    »Fortgehen?«
    »Dass du zu ihm gehst. Er ist dein Vater. Komm zurück, wann du möchtest, wenn du möchtest – als Freundin, nicht als Gefangene.« Ich weinte jetzt auch, aber ich sprach sehr langsam, um meiner Stimme einen festen Klang zu verleihen. Sie konnte die Tränen auf meinem Gesicht nicht sehen. »Ich will dich nicht als Gefangene. Du hättest nur Bescheid zu sagen brauchen, wenn du gehen wolltest. Jetzt hast du Bescheid gesagt.«
    »Aber was ist mit dir?«
    Das war eine gute Frage, eine, die ich nicht beantworten konnte. Aber ich musste. »Mir wird es gut gehen. Ich werde den Winter hier verbringen. Es gefällt mir, wenn ich rausgehen kann und keine Leute da sind, die mich anstarren. Und im Frühling kehre ich in die Stadt zurück, um bei meinen Blumen zu sein. Im April. Wirst du mich dann besuchen kommen?«
    Sie sah noch immer verunsichert aus, aber einen Moment später sagte sie: »Ja. Du hast recht. Ich kann dich dann besuchen. Aber ich werde dich vermissen, Adrian. Ich werde unsere gemeinsame Zeit vermissen. Diese Monate…bei dir habe ich die wahrhaftigste Freundschaft gefunden, die ich je mit jemandem hatte.«
    Freundschaft. Das Wort traf mich wie die Axt, die ich für das Anzündholz benutzt hatte. Freundschaft. Das war alles, was wir je haben konnten. Aber dennoch war es richtig, sie gehen zu lassen. Freundschaft war nicht gut genug, um den Fluch zu brechen. Aber trotzdem ersehnte ich diese Freundschaft.
    »Du musst fortgehen. Ich rufe dir morgen ein Taxi,

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