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Beastly (German Edition)

Beastly (German Edition)

Titel: Beastly (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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irgendeine dramatische Szene, in der ich zur Bushaltestelle rennen und sie darum bitten würde zu bleiben, und Lindy, der endlich bewusst würde, was sie für mich empfindet, würde mich küssen. Ich würde zurückverwandelt. Und wir wären glücklich bis ans Ende unserer Tage.
    Im echten Leben fragte mich Will, was ich von Victor Hugos politischen Ansichten in Die Elenden hielt, und ich antwortete ihm, auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnere, was ich sagte. Aber ich erinnere mich genau an die Minute ( 9 : 42 Uhr), in der das Taxi in die Einfahrt fuhr, um sie abzuholen. Ich spürte ihre Ankunft an der Bushaltestelle ( 10 : 27 Uhr) und wusste, um welche Uhrzeit ( 11 : 05 Uhr) der Bus abfuhr. Ich beobachtete das nicht im Spiegel. Ich wusste es einfach. Es gab kein Happy End wie im Film, sondern einfach nur ein Ende.
     
    In diesem Winter kehrte ich nicht in die Stadt zurück. Stattdessen blieb ich auf dem Land, machte jeden Tag lange Spaziergänge, auf denen mich nur die anderen, wild lebenden Bestien sehen konnten. Ich begann, das Flugmuster jedes Wintervogels, das Versteck jedes Eichhörnchens und jedes Hasen auswendig zu lernen, und ich dachte ernsthaft daran, das jetzt jeden Winter zu tun. Es war großartig, draußen zu sein. Ich fragte mich, ob so der Yeti entstanden war. Früher hatte ich nie an diese Dinge geglaubt. Jetzt war ich davon überzeugt, dass etwas Wahres dran war.
    Ich gebe zu, dass ich den Spiegel benutzte, um Lindy auszuspionieren. Da ich hier keine Rosen hatte, wurde sie zu dem, was die Rosen für mich gewesen waren – mein Leben, meine Leidenschaft.
    Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass ich mir nur erlaubte, sie eine Stunde pro Tag zu beobachten. Dabei erfuhr ich, dass sie ihren Vater gefunden hatte, dass sie in eine noch schäbigere Wohnung in einem noch schäbigeren Viertel in Brownsville umgezogen waren und dass sie auf eine derb aussehende Schule ging. Ich wusste, dass es meine Schuld war, dass sie jetzt in dieser Schule steckte. Sie hatte ihr Stipendium in Tuttle verwirkt, weil ich sie aus ihrem Leben gerissen hatte, damit sie bei mir blieb. Ich beobachtete, wie sie zur Schule ging, vorbei an verfallenden, von Graffiti bedeckten Gebäuden, vorbei an Autowracks und Kindern ohne Hoffnung. Ich beobachtete sie in den Korridoren der Schule, schmale, überfüllte Flure mit verbarrikadierten Spinden und Postern an den Wänden, auf denen Dinge standen wie »Auch du kannst erfolgreich sein!«. Ich dachte daran, wie sehr sie mich hassen musste.
    März – ich hörte auf, sie tagsüber zu beobachten. Aber am Abend war es noch schlimmer, weil es keinen Hinweis darauf gab, ob sie mich vermisste oder überhaupt noch an mich dachte. Sie las ihre Bücher, wie sie es getan hatte, bevor ich sie kannte.
    Schließlich ging ich dazu über, ihr nur noch nachts beim Schlafen zuzusehen. Jeden Tag um Mitternacht schaute ich nach ihr. Zu dieser Stunde konnte ich mir einbilden, dass sie von mir träumte. Ich träumte die ganze Zeit von ihr. Als sie im April noch nicht zurückgekommen war, wusste ich, dass es vorbei war.
    Der Schnee lag nur noch in Flecken auf dem Land, und das Eis des Sees schmolz. Es schwamm wie Eisberge auf dem Wasser und weckte die Frösche darunter auf. Das Schmelzwasser der Berge wurde zu Wasserfällen, und das hieß Schlauchboote, Wildwasser-Rafting und Touristensaison.
    »Hast du mal daran gedacht, nach Hause zurückzukehren?«, fragte Will eines Tages beim Abendessen. Es war an einem Samstag. Ich hatte aufgehört, draußen herumzulaufen, und stattdessen den Tag damit verbracht, aus dem Fenster zu starren und mich zu ducken, wenn ein Auto – wahrscheinlich voller Rentner – auf unserer Landstraße vorbeikam.
    »Welches Zuhause?«, sagte ich. »Zuhause ist da, wo die Familie ist. Ich habe kein Zuhause. Oder vielleicht bin ich ja zu Hause.« Ich schaute Magda an, die mir gegenübersaß. In den letzten Monaten war sie mehr als nur ein Dienstmädchen für mich geworden. »Tut mir leid«, sagte ich zu ihr. »Ich weiß, dass du deine Familie nie siehst. Du musst mich für einen undankbaren…«
    »Nein, dafür halten ich dich nicht«, unterbrach sie mich. »Ich habe in letzten zwei Jahren so große Veränderung bei dir gesehen.«
    Bei »zwei Jahren« verkrampfte ich mich. Es waren noch keine zwei Jahre, aber fast. Meine Zeit war beinahe um. Eigentlich war sie schon vorbei, denn es bestand keine Chance mehr.
    »Davor warst du ein grausamer Junge, ein Junge, der gelebt hat, um andere

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